Eine Forscherin hat ein neues Coronavirus gefunden. Virologe Hendrik Streeck betont die Wichtigkeit derartiger Forschung.
„Kann neue Pandemie auslösen“Neues Coronavirus in Fledermäusen gefunden – Streeck besorgt über Wildtierhandel
Seit drei Jahren sieht sich die Welt der Corona-Pandemie, ausgelöst durch den Erreger SARS-CoV-2, ausgesetzt. Noch immer infizieren sich Menschen mit dem Virus und erkranken. Andere kämpfen weiterhin mit den Folgen von Long COVID. Dennoch scheint die Pandemie mittlerweile vielerorts weitestgehend unter Kontrolle. Für Forscher rückt daher nun bereits die Frage in den Fokus, wie sich eine weitere Pandemie verhindern lässt – sie probieren deshalb neue Viren möglichst frühzeitig zu entdecken.
Zu den führenden Wissenschaftlerinnen auf diesem Gebiet gehört die Fledermausforscherin Ananporn Supataragul – und tatsächlich hat die Thailänderin bereits ein neues Coronavirus bei Untersuchungen von Fledermäusen nachweisen können. „Wenn wir es nicht unter Kontrolle bekommen, kann es eine neue Pandemie auslösen“, erklärte Supataragul nun in einem Beitrag des RTL-Wochenmagazins Extra.
Hendrik Streeck: Charakterisierung neuer Coronaviren wichtig für Impfstoff-Entwicklung
Der Kölner Sender hatte für den Beitrag den Virologen Hendrik Streeck nach Thailand geschickt. Vor Ort machte sich der Virologe ein Bild von der Arbeit der thailändischen Forscherinnen und Forscher.
Die frühzeitige Charakterisierung der neuen Viren sei wichtig, erklärte Streeck. So sei es möglich, anhand der Funde einen neuen Impfstoff zu entwickeln, der als universaler Corona-Impfstoff fungieren könne, der „alle Corona-Viren auch in der Zukunft abdeckt“, so Streeck. Der neue Fund von Supataragul sei grundsätzlich jedoch nicht überraschend, erklärte Streeck. Laut der Einschätzung des Virologen tragen Fledermäuse rund 400 Viren in sich, die dazu fähig sind, eine Krankheit beim Menschen auszulösen.
„Wenn wir von Anfang an diese Form von Feldforschung durchgeführt hätten, wären wir in der Lage gewesen, den Ausbruch vorherzusagen, uns vorzubereiten und eine Pandemie zu verhindern“, führte Streeck aus. Zuletzt hatten Daten aus China darauf hingedeutet, dass SARS-CoV-2 von Marderhunden auf einem Tiermarkt im chinesischen Wuhan auf den Menschen übertragen worden sein könnte.
Hendrik Streeck: „Wären in der Lage gewesen, den Ausbruch vorherzusagen“
Schon in der Frühphase der Pandemie hatte der Virologe Christian Drosten auf diesen möglichen Ursprung hingewiesen. Ein Beweis seien die neuen Daten jedoch nicht, erklärte unterdessen die Virologin Isabella Eckerle. „All das ist kein Beweis, dass diese Tiere als Zwischenwirt dienten, aber der beste und glaubhafteste Datensatz zu infizierten Wildtieren auf dem Markt aus 2020, den es bisher gibt“, schrieb sie bei Twitter.
Vor diesem Hintergrund scheint die Suche nach weiteren, unbekannten Coronaviren in Wildtieren, wie sie Supataragul in Thailand betreibt, sinnvoll. Im Rahmen des RTL-Beitrags besuchte der Virologe auch einen Wildtiermarkt in Thailand – und zeigte sich schockiert darüber, dass dort Tierarten gehandelt wurden, die schon lange als potenzielle Überträger von gefährlichen Viren bekannt sind.
Problematischer Wildtierhandel: „Ich hätte nie erwartet, dass man hier jedes Tier kaufen kann“
„Ich hätte nie erwartet, dass man hier jedes Tier kaufen kann“, erklärte Streeck. Sogar Larvenroller, eine Schleichkatzenart, die als Überträger von SARS-CoV-1 gilt, wurden auf dem thailändischen Markt angeboten. „Es ist ein Sinnbild dafür, wie eine Pandemie beginnt, denn der Kontakt zu solchen Tieren birgt die Gefahr einer Übertragung eines unbekannten Virus“, erklärte Streeck. „Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass durch so einen Handel auch das neuartige Coronavirus weitergegeben wurde.“
RTL weist in dem Beitrag jedoch auch daraufhin, dass es auch in Deutschland einen florierenden Schwarzmarkt für Wildtiere gebe, der ebenfalls die Risiken einer Übertragung von Erregern auf Menschen biete. (das)