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Staatsanwaltschaft ermitteltSexskandal um Priester und Prostituierten erschüttert katholische Kirche in Polen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann betet (Symbolbild).

Ein Mann betet (Symbolbild).

In Polen haben offenbar mehrere Geistliche, die dem Zölibat unterstehen, eine Sexparty gefeiert. Raus kam dies, weil ein Prostituierter ohnmächtig wurde.

Die katholische Kirche in Polen muss sich nach einem Eklat um eine Sexparty, an der mehrere Geistliche teilgenommen haben sollen, erklären. Wie am Ende vergangener Woche bekannt wurde, sollen sich mehrere Priester der katholischen Kirche in einer Dienstwohnung eines Paters in Dąbrowa Górnicza zum Sex verabredet haben. Die Kirche hat den Vorfall inzwischen eingeräumt.

Die Aufregung ist nach dem Eklat, der nur durch Zufall ans Licht kam, riesig. Wie polnische Medien berichten, soll ein Prostituierter während der Sexparty aus noch ungeklärten Gründen ohnmächtig geworden sein, woraufhin einer der Anwesenden offenbar den Notarzt bestellte. Um nicht aufzufliegen, verwehrten die anderen Geistlichen den Sanitätern jedoch den Zugang. Nachdem schließlich die Polizei angerückt war, so berichten es polnische Medien übereinstimmend, sei der Mann medizinisch versorgt worden.

Orgie in katholischer Dienstwohnung: Priester lösen in Polen Skandal aus

Die zweitgrößte überregionale polnische Tageszeitung, „Gazeta Wyborcza“, hatte den Skandal unter Berufung auf einen der Partygäste enthüllt – und die katholische Kirche in Polen in Erklärungsnot gebracht. „Die ganze Veranstaltung war rein sexueller Natur, die Teilnehmer nahmen alle Potenzmittel“, soll dem Bericht zufolge die anonyme gehaltene Quelle ausgesagt haben. Die zuständige Staatsanwaltschaft hat inzwischen laut der „Gazeta Wyborcza“ ein Ermittlungsverfahren wegen unterlassener Hilfeleistung eröffnet.

Die in Erklärungsnot geratene Kirche stritt den Fall zunächst offenbar ab und sprach lediglich von einem medizinischen Notfall – ohne aber den Kontext zu benennen. Aufgrund des medialen Drucks entschied man sich dann aber, eine öffentliche Erklärung abzugeben. In einem Brief, der in allen Kirchen der Diözese Sosnowiec vorgetragen wurde, verurteilte Bischof Grzegorz Kaszak die Tat, wie „Radio Zet“ berichtet.

Sexparty unter katholischen Priestern sorgt für Skandal in Polen

Kaszak stellte demnach den Priester, der die Sexparty veranstaltet haben soll, öffentlich an den Pranger. Er nannte den Namen des Geistlichen, der die Orgie im Pfarrhaus organisiert haben soll und erklärte, dieser sei suspendiert. Er bete dafür, dass der genannte Pater von seiner sexuellen Orientierung geheilt werde, hieß es in dem Schreiben weiter.

Auch in der örtlichen Sonntagspredigt war der Sexskandal Thema. Der Pfarrer in Dąbrowa Górnicza, Andrzej Stasiak, nannte ebenfalls den Namen des Geistlichen und erklärte, er verurteile die Tat. „Ich dulde ein solches Verhalten nicht. Ich bin mir des Skandals bewusst und stelle den Glauben auf die Probe“, sagte Pater Stasiak laut Radio Zet.

Es war in unseren Kreisen bekannt, dass Pater Tomasz ein Problem mit der Sexualität hatte, aber niemand rührte einen Finger, um ihm zu helfen.
Anonymer Priester der Diözese Sosnowiec

„Es war in unseren Kreisen bekannt, dass Pater Tomasz ein Problem mit der Sexualität hatte, aber niemand rührte einen Finger, um ihm zu helfen. Wir sind Meister darin, uns zu verstellen“, zitiert die Zeitung Wyborcza Priester der Diözese Sosnowiec.

Hat der Kirchenskandal Auswirkung auf die Wahlen in Polen?

Für die katholische Kirche, die für ihre Priester ein strenges Zölibat vorsieht, bedeutet der Fall in Polen einen enormen Imageschaden, zumal der Vatikan predigt, dass Homosexualität dem Willen Gottes widerspreche. In Polen schlägt der Sexskandal wenige Wochen vor der Parlamentswahl hohe Wellen.

Ob der Eklat der regierenden nationalkonservative Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) schadet, wird sich am 15. Oktober zeigen. Die Partei hatte in den vergangenen Jahren unter anderem Stimmung gegen Homosexuelle und trans Menschen gemacht und teilt viele Wert- und Moralvorstellungen der katholischen Kirche.

Vertreter der katholischen Kirche hatten den harten gesellschaftspolitischen Kurs der Regierung in der Vergangenheit teilweise öffentlich unterstützt. (pst)