Während eine Politologin bei „Markus Lanz“ die Antipathie Trumps gegenüber dem ukrainischen Präsidenten erklärte, äußerte US-Korrespondent Elmar Theveßen einen düsteren Verdacht.
US-Experte warnt bei LanzDonald Trump ist bereit, „die Ukraine zu opfern“
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ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen (rechts) erklärte, dass Donald Trump in der Ukraine einen größeren Plan verfolge. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)
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Kommt es jetzt zu einem bitteren Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj? Kürzlich hatte Trump in einer Rede behauptet, dass die Beliebtheitswerte von Selenskyj mittlerweile nur bei vier Prozent lägen. Dabei deutete er auch an, dass die Ukraine selbst am Krieg mit Russland Schuld sei. Ein Vorwurf, gegen den sich Selenskyj bereits wehrte und sagte, Trump würde „eine Menge Desinformation aus Russland“ zu verbreiten. Bei „Markus Lanz“ warnte auch ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen vor den neuen Tönen des US-Präsidenten angesichts der jüngsten Gespräche zwischen Russland und Amerika in Saudi-Arabien.
„Er hat das Narrativ von Wladimir Putin übernommen“, konstatierte Theveßen mit ernster Miene. Die Ansprache Trumps zeige demnach „sehr deutlich, auf welcher Seite er am Ende steht, wenn sie sich an den Tisch setzen und tatsächlich einen Deal aushandeln wollen“. Grund genug für Lanz, in Bezug auf Wolodymyr Selenskyj nachzuhaken: „Was ist das, dieses Verhältnis der beiden Männer? Gibt es da eine alte offene Rechnung?“
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Bei „Markus Lanz“ debattierte Jana Puglierin am Mittwochabend mit Ulf Röller (rechts) über den Einsatz einer möglichen europäischen Armee. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)
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Politologin Jana Puglierin nickte energisch und erklärte: „Wir dürfen nicht vergessen, dass Selenskyj eine wesentliche Rolle dabei gespielt hat, dass das erste Amtsenthebungsverfahren gegen Trump geführt wurde.“ Puglierin ergänzte, dass Trump Selenskyj für seine verlorene Wahl 2020 mit verantwortlich mache: „Es gibt einen Groll immer noch bei Trump.“
Andrij Melnyk bei „Markus Lanz“: „Wir dürfen nicht diesen Keil zwischen uns treiben lassen“
Eine Aussage, die Lanz sichtlich überraschte: „Das ist ein sehr interessanter Punkt!“ ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen stimmte zu: „Da ist was dran. Und das schlägt sich ja in Taten nieder.“ Laut Theveßen bewundere Trump den russischen Präsidenten, „weil er mit autoritärer Kraft dieses Land Russland zusammengehalten hat. Weil er auftritt wie einer der Mächtigsten dieser Erde“.
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Politologin Jana Puglierin erklärte bei „Markus Lanz“, was hinter der harschen Kritik von Donald Trump gegen Wolodymyr Selenskyj stecken könnte. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)
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Ob sich Amerika nun vollends von der EU und der Ukraine abwenden wird? Der frühere ukrainische Botschafter Andrij Melnyk zeigte sich zwar beunruhigt, er warnte jedoch davor, die Amerikaner jetzt abzuschreiben. Der Grund? „Wir brauchen die Amerikaner. Die Amerikaner waren für uns Nummer eins seit dem Beginn des Krieges als Verbündete und Unterstützer.“ Der Diplomat fügte deshalb hinzu: „Wir dürfen nicht diesen Keil zwischen uns treiben lassen, (...) denn der Krieg ist lange nicht zu Ende. Das ist es, was im Fokus bleiben sollte.“
Politologin bei „Markus Lanz“: Trump will „Wahlkampfversprechen erfüllen“
Während sich Melnyk hoffnungsvoll gab, was den weiteren Kriegsverlauf angeht, wirkte Jana Puglierin schon skeptischer. Sie sagte: „Ich glaube, dass Trump gerade dabei ist, ein Wahlkampfversprechen zu erfüllen. Er möchte raus aus der Ukraine. Er möchte einen Deal. (...) Dabei ist es nicht so entscheidend, was in diesem Deal steht und was dabei für die Ukraine rausspringt.“ Es gehe Trump laut Puglierin „weniger um die Ukraine“, sondern mehr um „die US-russische Beziehung“.
Dem stimmte auch Elmar Theveßen zu. Er erklärte: „Es geht Donald Trump um etwas Größeres. (...) Er will einen Deal - und zwar einen Atom-Deal.“ Um seine wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen, sei Trump demnach auch bereit, „die Ukraine zu opfern“. Ein verheerender Gedanke, wie auch ZDF-Korrespondent Ulf Röller deutlich machte. Laut Röller sei der Frieden für die Ukraine nämlich ohne die USA - und damit auch ohne Trump - „nicht sicherzustellen“.
ZDF-Korrespondent befürchtet: „Sonst ist die Sicherheit Europas auf dem Spiel“
In dem Zusammenhang sprach Röller die Möglichkeit einer europäischen Armee an, die zu einem Waffenstillstand in der Ukraine beitragen könnte. „Bei den Regierungschefs ist es angekommen, der Weckruf“, erklärte Röller. Der ZDF-Korrespondent fügte hinzu: „Wir wissen, jetzt gibt es keine Chance mehr, sich rauszuwinden. Sonst ist die Sicherheit Europas auf dem Spiel.“
Politologin Jana Puglierin sah dies nicht ganz so. Sie stellte bei „Markus Lanz“ die kritische Frage in den Raum, was passiere, wenn europäische Truppen in der Ukraine von Russland angegriffen würden. „Sollen die dann zurückkämpfen?“, so Puglierin. Sie ergänzte sorgenvoll: „Wenn dann Amerika sagt, 'Wir sind nicht dabei', dann ist es auch das Ende der NATO.“ (tsch)