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„Lüge oft genug wiederholt“Sandra Maischberger rechnet mit Leni Riefenstahl ab – und sorgt sich um Deutschland

Lesezeit 3 Minuten
Sandra Maischberger posiert für die Fotografen.

Sandra Maischberger hat einen neuen Dokumentarfilm über die Filmemacherin Leni Riefenstahl produziert.

Die ARD-Moderatorin hat sich in einem Interview zu ihrem neuen Dokumentarfilm über die umstrittene NS-Filmemacherin geäußert.

In einem neuen Interview mit „t-online.de“ hat Sandra Maischberger nicht nur über ihren neuen Dokumentarfilm „Riefenstahl“ gesprochen, sondern auch über erschreckende Parallelen zwischen der Vergangenheit und heutigen politischen Lügen. Die Journalistin und ARD-Moderatorin hatte als erste Zugang zum Privatarchiv der NS-Filmemacherin Leni Riefenstahl und setzt sich intensiv mit deren Selbstinszenierung auseinander. Doch es geht in dem Gespräch nicht nur um Geschichte – Maischberger zieht auch klare Bezüge zur Gegenwart.

Leni Riefenstahl entlarvt: Schonungslose Dokumentation von Sandra Maischberger

Im Jahr 2002 traf Sandra Maischberger Riefenstahl zu einem Interview. zu diesem Zeitpunkt war die „Triumph des Willens“-Regisseurin fast 100 Jahre alt. Maischberger interviewte eine Frau, die einerseits von vielen Filmschaffenden und Kritikern als „innovative Filmemacherin und kreative Ästhetin“ geschätzt wird, andererseits aber wegen ihrer Propagandafilme in der Zeit des Nationalsozialismus in der Kritik stand und steht.

„Riefenstahl fing ab 1945 an, ihre Schallplatte zu pressen“, erklärt Maischberger und beschreibt, wie die Regisseurin nach dem Zweiten Weltkrieg eine eigene Version ihrer Geschichte entwickelte. Diese persönliche Erzählung habe sie über die Jahre immer weiter verfeinert und schließlich selbst geglaubt.

„Wenn man eine Lüge oft genug wiederholt, dann wird sie irgendwann zur Wahrheit. Das ist bestimmt auch ein Teil dessen gewesen, was mir als Interviewerin damals begegnet ist“, so die Moderatorin. Für Maischberger ist das nicht nur ein Problem der Vergangenheit, sondern auch eine Warnung vor den Gefahren politischer Lügen, die sich auch in unserer Zeit wiederholen.

Sandra Maischberger schlägt Alarm: Gefahren für Deutschlands Zukunft

Besonders deutlich wird die Moderatorin, wenn es um die Propaganda der heutigen russischen Regierung geht. „Etwa wenn der Sprecher des russischen Präsidenten sagt, sie hätten die Ukraine nicht überfallen“, sagt Maischberger und kritisiert, dass solche offensichtlichen Unwahrheiten, wenn sie nur oft genug wiederholt würden, von der Bevölkerung akzeptiert würden. Die 58-Jährige sieht darin eine gefährliche Parallele zur Nazi-Propaganda und warnt davor, dass Lügen auch in Deutschland auf fruchtbaren Boden fallen könnten.

Am Ende des Films gibt es eine Szene, die von „t-online.de“ als besonders schockierend hervorgehoben wird. Es ist ein Ausschnitt aus einem Telefonat von Riefenstahl mit einem Historiker, der sagt, es werde „ein, zwei Generationen“ dauern, bis man zu „Moral, Anstand und Sitte“ zurückkehre – und Riefenstahl antwortet überraschend direkt: „Das deutsche Volk hat die Anlage dafür“.

Maischberger erklärt, dass es sie beim ersten Hören der Aufnahme regelrecht umgehauen habe. Sie sei schockiert aus dem Schneideraum gekommen und habe sich gefragt, wie viele Menschen in Deutschland so denken könnten. Das Ganze habe auf sie einen sehr „gespenstischen Eindruck“ gemacht.

Der von Sandra Maischberger produzierte Dokumentarfilm über Leni Riefenstahl kommt am 31. Oktober 2024 in die deutschen Kinos. Vorher läuft der Film bereits beim Film Festival Cologne. Der Film enthält private Filmaufnahmen, Fotos, mitgeschnittene Telefonate mit engen Weggefährten und persönliche Briefe, die neue Einblicke in Riefenstahls Biografie und ihre ideologische Nähe zum NS-Regime geben können. Der Film wurde von Andres Veiel inszeniert und von Maischbergers Vincent Productions in Koproduktion mit mehreren deutschen Fernsehsendern produziert.