Mediziner sollen nun die mutmaßlich menschlichen Überreste untersuchen, die zwischen den Trümmern des implodierten Tauchboots „Titan“ gefunden wurden.
US-Küstenwache meldet Fund„Titan“-Trümmer geborgen – offenbar menschliche Überreste der Crew gefunden
Gut eine Woche nach dem Verschwinden der „Titan“ im Nordatlantik sind Trümmerteile des verunglückten Tauchboots an Land gebracht worden. Wie die US-Küstenwache gestern Abend (Ortszeit) in einem Statement mitteilte, wurden auch mutmaßlich menschliche Überreste geborgen, die nun von Fachleuten in den USA untersucht werden sollen.
Nach Angaben der Behörde hatte das Schiff „Horizon Arctic“ die Wrackteile am Mittwoch nach St. John's auf der kanadischen Insel Neufundland gebracht. Dort wurden sie ausgeladen. Nach Angaben der Küstenwache seien bisher fünf größere Teile des U-Boots in einem großen Trümmerfeld in der Nähe des Bugs der „Titanic“ gefunden.
„Titan“: Fünf Trümmerteile gefunden – offenbar menschliche Überreste geborgen
Zu den Trümmern, die am Mittwoch an Land gebracht wurden, gehören laut „BBC“ mindestens eine Endkappe aus Titan, das Bullauge des U-Boots, dessen Fenster fehlt, sowie ein Titanring, ein Landungsrahmen und die Endausrüstung.
Besonders überraschend aber ist der mutmaßliche Fund von menschlichen Überresten der Crew. US-Mediziner werden eine formelle Analyse der mutmaßlichen Überreste durchführen, teilte die Küstenwache in ihrer Erklärung mit. Die Behörde befindet sich noch im Anfangsstadium einer Untersuchung über die Ursachen der Katastrophe.
Mutmaßlich menschlichen Überreste der „Titan“-Crew werden nun eingehend untersucht
Das Marine Board of Investigation (MBI) der Küstenwache wird die Beweise für weitere Analysen und Tests in einen US-Hafen bringen. Dort würden Mediziner „eine formale Untersuchung der mutmaßlich menschlichen Überreste durchführen, die zwischen den Trümmern am Unglücksort sehr vorsichtig geborgen wurden“.
„Es gibt noch viel zu tun, um all die Faktoren zu ergründen, die zu dem katastrophalen Verlust der „Titan“ geführt haben“, teilte Jason Neubauer von der US-Küstenwache mit, der die Untersuchungen der Behörde leitet. Die Ermittlungen seien notwendig, damit sich eine solche Tragödie nicht wiederhole.
Tauchboot „Titan“: Schneller Fund von Trümmerteilen kommt überraschend – Bergung bleibt schwierig
Er sei „dankbar für die koordinierte internationale und behördenübergreifende Unterstützung bei der Bergung und Sicherung dieser wichtigen Beweise in extremen Entfernungen und Tiefen“, so Neubauer weiter.
Die Meldung über die Bergung der Trümmerteile, die mutmaßlich auch sterbliche Überreste von Passagieren beinhalten sollen, kommt so kurz nach der Tragödie des tagelang vermissten Tauchboots einigermaßen überraschend.
Suche nach Trümmerteilen wegen extremer Tiefe schwierig
Die Beamten hatten sich zunächst skeptisch geäußert, ob die Leichen überhaupt geborgen werden könnten. „Dies ist eine unglaublich unbarmherzige Umgebung dort unten auf dem Meeresboden“, sagte Einsatzleiter John Mauger von der Küstenwache, kurz nachdem der Verlust des Schiffes bestätigt worden war.
Die Bergungsmission wurde vom kanadischen Schiff „Horizon Arctic“ geleitet. Das Unternehmen teilte am Mittwoch in einer Erklärung mit, dass sein Team die Offshore-Operationen abgeschlossen habe und zur Basis zurückkehre.
Tagelang vermisstes Mini-U-Boot „Titan“: Enormer Wasserdruck führte wohl zu Implosion
Das Tauchboot war am Sonntag vor einer Woche verschollen, nachdem es zu einer Erkundungstour des „Titanic“-Wracks aufgebrochen war. Die US-Küstenwache hatte mit Hilfe vor allem von kanadischen Kräften rund 700 Kilometer südlich von Neufundland eine großangelegte Suche gestartet. Gerade einmal knapp 500 Meter vom Bug des „Titanic“-Wracks entfernt wurden Trümmer des Gefährts entdeckt.
Damit war klar: Die fünf Insassen waren tot. Alles deutet darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgab und implodierte. Die „Titanic“ liegt in rund 3800 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Der Luxusdampfer war im Jahr 1912 untergegangen.
Das kanadische Schiff „Horizon Arctic“, das nun die Trümmer der „Titan“ aus dem Wasser hob, war auch maßgeblich an der Suche des Tauchboots beteiligt. Es hatte einen ferngesteuerten Tauchroboter eingesetzt, der schließlich auf die Trümmer der „Titan“ stieß. Die US-Küstenwache leitete umfangreiche Untersuchungen ein und arbeitet dabei nach eigenen Angaben auch mit internationalen Partnern zusammen, darunter der kanadischen Verkehrssicherheitsbehörde. (pst mit dpa)