Die fünf Insassen des tagelang vermissten Mini-U-Boots „Titan“ sind vermutlich bei einer „katastrophalen Implosion“ gestorben.
Insassen für tot erklärtUS-Marine registrierte „katastrophale Implosion“ von „Titan“ wohl bereits am Sonntag
Nach mehr als vier Tagen Suche geht die US-Küstenwache vom Tod der Insassen des Tauchboots „Titan“ aus, das am Sonntag zu einem Tauchgang zum Wrack der „Titanic“ aufgebrochen war. Die in der Nähe des Wracks gefundenen Trümmerteile gehören der US-Küstenwache zufolge zur „Titan“. Sie deuteten demnach auf eine „katastrophale Implosion“ hin. Damit sei belegt, dass es keine Überlebenschance für die fünf Vermissten mehr gebe, hieß es weiter.
„Titan“: US-Navy registrierte Implosion von Tauchboot wohl bereits am Sonntag nahe „Titanic“-Wrack
Ein akustisches Unterwassererkennungssystem der US-Navy hat US-Berichten zufolge die Implosion bereits am Sonntag registriert. „Die US-Marine führte eine Analyse der akustischen Daten durch und entdeckte eine Anomalie, die auf eine Implosion oder Explosion in der allgemeinen Umgebung des Einsatzorts des Titan-Tauchboots zurückzuführen war, als die Kommunikation unterbrochen wurde“, sagte ein Sprecher dem Sender ABC. Zuvor hatte auch die Zeitung „Wall Street Journal“ berichtet.
Bis zuletzt hatte die US-Küstenwache das vermisste Tauchboot am Donnerstag gesucht, auch wenn seit Donnerstagmittag davon auszugehen war, dass der Sauerstoff mittlerweile ausgegangen war. Nach dem Tod der fünf Abenteurer im Tauchboot „Titan“ will die US-Küstenwache ihre Suche nun zurückfahren.
„Wir werden im Laufe der nächsten 24 Stunden damit beginnen, Personal und Schiffe vom Unfallort abzuziehen“, sagte Sprecher John Mauger am Donnerstag in Boston. Die Operationen auf dem Meeresboden werde jedoch bis auf Weiteres fortgesetzt. Es sei zu früh, um zu sagen, wann genau das Tauchboot implodiert sei, so Mauger. Auf die Frage, ob die Leichen der Passagiere geborgen werden könnten, könnte er keine Antwort geben.
„Titan“-Betreiberfirma Oceangate geht ebenfalls von Tod der Insassen aus
Die „Titan“-Betreiberfirma Oceangate geht ebenfalls vom Tod der fünf Insassen an Bord des Tauchbootes aus. Die Firma ging davon aus, „unseren Chef Stockton Rush, Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman Dawood, Hamish Harding und Paul-Henri Nargeolet traurigerweise“ verloren zu haben, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heißt.
Die fünf Männer an Bord des „Titan“ seien „echte Forschungsreisende“ gewesen, mit „speziellem Abenteuergeist und einer tiefen Leidenschaft für die Erforschung und den Schutz der Meere der Welt“. Man trauere und sei mit den Herzen bei den Angehörigen, hieß es weiter. Auch für die Mitarbeiter sei es eine „extrem traurige Zeit“. Oceangate bedankte sich zudem für die internationale Unterstützung bei der Suche und bat darum, die Privatsphäre der Familien der Insassen zu respektieren.
Trümmer nahe Titanic-Wrack gefunden – stammen sie vom vermissten Tauchboot „Titan“?
Auf der Suche nach dem Tauchboot waren Einsatzkräfte in der Nähe des „Titanic“-Wracks auf ein „Trümmerfeld“ gestoßen. Die US-Küstenwache teilte am Donnerstag auf Twitter mit, ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug habe die Trümmer im Suchgebiet in der Nähe der „Titanic“ entdeckt. Experten werteten die Informationen nun aus. Laut Angaben der US-Küstenwache handle es sich bei den gefundenen Teilen um Teile der „Titan“. Insgesamt seien fünf große Trümmerteile entdeckt worden, darunter die Spitze des Tauchboots sowie das vordere und hintere Ende des Druckkörpers.
Damit bestätigten sich die Befürchtungen, die Experten bereits zuvor geäußert hatten. „Sky News“ hatte in einem Bericht vom Donnerstagabend einen Rettungsexperten zitiert, der angab, dass es sich bei den Trümmern um „einen Landerahmen und eine Heckabdeckung des Tauchbootes“ handele. Ein ehemaliger Kommandant sagte gegenüber „Sky News“, dass die Art der Ankündigung der US-Küstenwache „darauf hindeutet, dass diese Trümmer in irgendeiner Weise mit der ‚Titan‘ verbunden sind“. Am späten Donnerstagabend wurde dies in einer Pressekonferenz dann bestätigt.
Vermisstes Tauchboot: Suchmannschaften hatten bis zuletzt Hoffnung
Noch am Donnerstagmorgen hatte die Behörde amerikanischen Medienberichten zufolge ihre Angaben zu den Sauerstoff-Reserven präzisiert. Demnach habe der Sauerstoff in dem Tauchboot bis 13.08 Uhr am Donnerstag ausgereicht. Eine Sprecherin der Küstenwache sprach in der Nacht von einem Zehn-Stunden-Countdown.
Auch nach dem berechneten Ende des Sauerstoffvorrats auf dem Tauchboot „Titan“ hofften die Suchmannschaften weiter darauf, die fünf Menschen an Bord lebend zu finden. „Es ist immer noch eine aktive Such- und Rettungsmission“, sagte der Chef der Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger, am Donnerstag dem britischen Sender „Sky News“. Es werde moderne Ausrüstung wie ferngesteuerte Tauchroboter genutzt.
Suche nach Tauchboot „Titan“: Geräusche sorgten für Hoffnung
Trotz der Befürchtungen wegen des knappen Sauerstoffs an Bord war es weiterhin lange Ziel der Suchmannschaften, die Insassen des Tauchboots lebend zu retten, sagte Einsatzleiter John Mauger von der US-Küstenwache noch am Donnerstagmorgen dem Fernsehsender NBC.
Die Rettungstrupps unter Führung der US-Küstenwache hatten ihre Anstrengungen am Donnerstag verstärkt und konzentrierten sich auf ein Gebiet, aus dem zuvor Geräusche aufgenommen wurden. Die Laute, die am Dienstagabend und gestern Morgen registriert wurden, hatten Hoffnungen geschürt, das Tauchboot mit den Insassen zu finden.
Tauchgang zum „Titanic“-Wrack: Tauchboot „Titan“ seit Sonntag vermisst
Das Tauchboot wurde seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Die „Titan“ war mit fünf Menschen an Bord auf dem Weg zum Wrack des 1912 gesunkenen Luxusdampfers. Das „Titanic“-Wrack liegt in rund 3800 Metern Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff „Polar Prince“ ab.
Die Suche aus der Luft und mit Schiffen blieb zunächst viele Tage erfolglos. Such-Koordinator Frederick sprach auf Nachfrage angesichts des sich schließenden Zeitfensters am Donnerstag über das mögliches Scheitern der Mission. „Manchmal finden wir nicht, wonach wir suchen“, sagte er. Dann komme es vor, „dass man eine schwierige Entscheidung treffen muss“, betonte Frederick.
Fünf Menschen an Bord des vermissten Tauchboots
An Bord der „Titan“ befand sich auch der Forscher Paul-Henri Nargeolet (77). Der als „Monsieur Titanic“ bekannte Franzose galt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners. Weitere Insassen waren der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der mehrere Guinness-Weltrekorde hält, sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste war der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.
An der Sicherheit der „Titan“ waren zuletzt zunehmend Zweifel aufgekommen. Dafür sorgten auch Aussagen von Oceangate-Chef Rush in einem Podcast des CBS-Reporters David Pogue, der 2022 mit der „Titan“ mitgefahren war. „Wissen Sie, irgendwann ist Sicherheit reine Verschwendung“, sagte Rush da. „Ich meine, wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, stehen Sie am besten nicht auf. Steigen Sie nicht in Ihr Auto. Tun Sie gar nichts.“
Tauchgänge zum Titanic-„Wrack“: Berichte über Sicherheitsprobleme an Oceangate-Tauchboot mehren sich
Die BBC berichtete unter Berufung auf US-Gerichtsdokumente, ein Oceangate-Mitarbeiter habe 2018 vor potenziellen Sicherheitsproblemen gewarnt. Mängel im Karbonrumpf des Boots könnten ohne strengere Tests unentdeckt bleiben, hieß es.
Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise - die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250 000 US-Dollar (229 000 Euro) pro Person. Die Tauchfart zur Titanic selbst solle aber immer nur einige Stunden dauern.
Die „Titanic“ war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die in zwei große Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt. (das/pst/dpa)