Die Zahl der Toten nach dem verheerenden Unwetter auf der italienischen Insel ist weiter gestiegen. Die Suche nach Vermissten dauert noch an.
Unwetter auf IschiaDrei weitere Opfer des tödlichen Erdrutsches gefunden
Die Opferzahl der Erdrutsche und Überschwemmungen auf der italienischen Mittelmeerinsel Ischia ist auf elf gestiegen. Zwei der vier zuletzt noch vermissten Einwohner wurden am Donnerstagmittag gefunden, wie der Zivilschutz mitteilte. Am Nachmittag entdeckten die Einsatzkräfte dann eine tote Frau, wie Feuerwehr-Sprecher Luca Cari im Sender Rainews24 bestätigte.
Bei den Männern handelt sich um den 38 Jahre alten Vater der drei Kinder, die bei dem Unwetter in der Nacht zum Samstag gestorben und bereits gefunden worden waren. Der zweite Tote ist ein 31-Jähriger, dessen Partnerin ebenfalls starb. Zwei Frauen - darunter die Mutter der Kinder - galten zunächst als vermisst. Es war davon auszugehen, dass die am Nachmittag gefundene Leiche eine der beiden Frauen ist.
Nello Musumeci, der Minister für den Zivilschutz, berichtete im Parlament, dass neben den Toten und Vermissten fünf Menschen verletzt worden seien, eine Person davon schwer. 290 Leute mussten ihre Häuser verlassen und wurden unter anderem in Hotels untergebracht. Insgesamt wurden rund 900 Gebäude in Mitleidenschaft gezogen, als heftige Unwetter über die Insel im Golf von Neapel niedergingen und es zu heftigen Erdrutschen kam.
Bei Kontrollen stuften Experten bislang 45 Gebäude als dermaßen beschädigt ein, dass sie nicht mehr betreten werden können. 56 weitere Häuser sind laut Musumeci ebenfalls gefährdet. In den nächsten Tagen werden die restlichen rund 950 Häuser in dem betroffenen Gebiet von der Feuerwehr kontrolliert. Unterdessen debattiert Italien weiter darüber, was mit Häusern passieren soll, die ohne Genehmigung gebaut wurden. Oft stehen diese in Gebieten, die als gefährlich eingestuft sind - wie auf Ischia.
Musumeci sagte in seiner Rede vor der Abgeordnetenkammer, dass das Thema des unerlaubten Bauens unbedingt angegangen werden müsse. Der Präsident der Region Kampanien, zu der Ischia gehört, hatte zuletzt gefordert, dass alle illegalen Gebäude abgerissen werden. Den Rettungsteams bereiteten unterdessen die Wettervorhersagen für das Wochenende Sorgen; es wurden erneut Niederschläge angekündigt. Feuerwehr-Sprecher Cari kündigte an, dass die Suche nach den noch Vermissten so lange weitergehe, wie es die Bedingungen zulassen.
Verletzte und Tote bei Unwetter auf Ischia – weitere vermisst
Das Unwetter hatte am Samstag für enorme Verwüstung gesorgt. Dicker brauner Schlamm durchzog die Straßen in den Ortschaften. Die Wassermassen rissen Autos und Busse mit; einige blieben auf dem Dach liegen, andere landeten im Meer. Manche Menschen waren in ihren Häusern eingeschlossen oder hatten keinen Strom. Wegen des anhaltenden Regens am Wochenende hatten es die Retter zudem schwer, bis zu ihnen vorzudringen.
Die Armee schickte Hubschrauber zur Unterstützung und brachte damit drei eingeschlossene Erwachsene und zwei Kinder von einer Ferienunterkunft weg. Auch die Küstenwache schickte Verstärkung. Insgesamt waren fast 400 Feuerwehrleute und Polizisten im Einsatz.
Hohes Risiko und mangelnder Schutz auf italienischer Insel Ischia
Schnell wurden Stimmen laut, die mangelnden Schutz auf der Insel mit etwas mehr als 60 000 Einwohnern kritisierten. Das Risiko von Erdrutschen bei Unwettern an den bewohnten Hängen sei auf Ischia wie auch in anderen Teilen Italiens bekannt gewesen. Über die Jahre hätten die Behörden jedoch nicht in die Sicherheit investiert.
Die Regierung setzte eine außerordentliche Kommissarin ein, die sich um den Wiederaufbau kümmern sollte. Dafür stelle Rom zwei Millionen Euro bereit. Ischia ist bei vielen Touristen aus Italien und dem Ausland ein beliebtes Ferienziel. Auch Altkanzlerin Angela Merkel fuhr gerne auf die größte Insel im Golf von Neapel, um dort Urlaub zu machen. (dpa)