Die Polizei will jeden Winkel des Alpendorfes in Frankreich auf den Kopf stellen, zahlreiche Häuser wurden durchsucht, Rechner und Handys beschlagnahmt.
Neue Entwicklung in Le VernetBeispiellose Razzia im Fall des vermissten Émile gestartet
Vier Monate nach dem spurlosen Verschwinden eines Zweijährigen in einem südfranzösischen Bergdorf sind Fahnder überraschend zu neuen Durchsuchungen ausgerückt. Mindestens ein Dutzend Häuser werden seit Dienstagmorgen (7. November) in der Gemeinde Le Vernet (Alpes-de-Haute-Provence) und in anderen Städten im Rahmen der Ermittlungen zum Verschwinden von Émile durchsucht, wie der Sender BFMTV aus Polizeiquellen erfuhr.
Die französische Zeitung Le Parisien hatte zuerst berichtet. Demnach würden sich einige Suchorte in Bergregionen befinden.
Vermisster Émile: Polizei startet großangelegte Razzia in Le Vernet
Demnach sollen die Wohnungen aller Menschen, die sich zum Zeitpunkt des Verschwindens des kleinen Émile in der Ortschaft Le Vernet aufgehalten hätten, durchsucht werden. Darunter seien auch Menschen, deren Wohnsitz sich nicht im Ort befindet. Um die Liste der Menschen zu erstellen, seien Handydaten ausgewertet worden. Auch in der Gegend von Digne-les-Bains wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt, wie französische Medien berichten. Rund 100 Polizisten seien für diese Operationen im Einsatz, hieß es am Dienstagnachmittag.
„Sie sind heute Morgen um 6 Uhr in mein Haus gekommen. Sie haben drei oder vier Stunden lang alles durchsucht. Sie haben alle Daten auf meinen Handys gespeichert. Und bei meinen Nachbarn ist es genauso“, berichtet zitiert BFMTV einen Bewohner von Le Vernet. Bei den Durchsuchungen seien Computern sowie Mobiltelefone beschlagnahmt worden, berichtet der Sender. Diese sollen nun ausgewertet werden.
Frankreich: Häuser von Bewohnern in Le Vernet werden nach Hinweisen zu vermisstem Émile durchsucht
Das Interesse in Frankreich an dem Fall ist weiterhin sehr groß. Der zweieinhalb Jahre alte Émile war bei seinen Großeltern im Ort im Urlaub gewesen, als diese ihn am 8. Juli gegen Abend aus dem Blick verloren hatten. Das letzte Lebenszeichen ist, dass zwei Zeugen den Jungen zu besagtem Zeitpunkt eine Straße in der Nähe des Hauses der Großeltern herunterlaufen sahen.
Mit einem Großaufgebot suchte die Polizei mehrfach die Umgebung ab. Unter anderem suchten mehrere Polizisten Ende September gemeinsam mit speziell ausgebildeten Tauchern einen Bergsee im Alpendorf Le Vernet ab, in dem der Junge Anfang Juli verschwunden war. Viele Zeugen wurden stundenlang befragt, Ermittler werteten sämtliche Überwachungskameras aus.
Le Vernet: Polizei in Frankreich tappt bei Suche nach vermisstem Émile immer noch im Dunkeln
Trotz aller Bemühungen wurde allerdings nicht der geringste Hinweis auf das Schicksal des Jungen gefunden. Mitte Oktober gab es zuletzt eine Durchsuchung bei einem Anwohner, die aber zu nichts führte. Einen konkreten Verdacht scheint die Polizei nach wie vor nicht zu haben. „Die Anzahl der durchsuchten Häuser beweist, dass es sich nicht um eine gezielte Aktion handelt. Wir müssen nun alle bei den Durchsuchungen gewonnenen Erkenntnisse verarbeiten“, zitiert BFMTV ihre Polizeiquelle.
Die Quellen von Le Parisien bestätigen das. „Es handelt sich um Überprüfungen bei Personen, die im Fokus der Ermittlungen stehen. Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass sich der Täter unter ihnen befindet, aber die Hausdurchsuchungen können vielleicht zur Identifizierung eines Verdächtigen führen“, erklärte laut der Zeitung eine „den Ermittlungen nahestehende Quelle“.
Nicht ausgeschlossen wird, dass dem Jungen in der unwegsamen Natur etwas zugestoßen ist. (pst mit dpa)