Eine Blockade wird in Österreich diskutiert. Der Vorwurf: Ein Rettungswagen steckte fest, ein Mensch sei gestorben. Nun gibt es neue Details.
Klimaschützer in WienLetzte Generation entlastet – Mann starb nicht wegen Blockade
Nicht nur in Deutschland blockieren Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe Letzte Generation seit Monaten immer wieder Hauptverkehrsstraßen, auch in Österreich gibt es viele Proteste. Wie auch hierzulande gibt es im Nachbarland hitzige Diskussionen über die Protestform. Autofahrende sind zunehmend erbost und werden handgreiflich, den Klimaschützern wird eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vorgeworfen.
Besonderen Auftrieb bekommt die Debatte durch eine Blockadeaktion vom Mittwoch (10. Mai) in Wien. In der österreichischen Hauptstadt setzten sich Aktivistinnen und Aktivisten im morgendlichen Berufsverkehr auf einen großen Verteilerkreis im Wiener Stadtbezirk Favoriten. Dabei sollen sie auch einen Rettungswagen blockiert haben, der zu einem Patienten in Schwechat in Niederösterreich unterwegs gewesen sein soll. Der Mann musste reanimiert werden. Nach Angaben der Wiener Berufsrettung verzögerte die Blockade das Eintreffen des Rettungswagens in Schwechat um mehrere Minuten, wie der ORF berichtet.
Allerdings war gleichzeitig ein Rettungshubschrauber aus Niederösterreich unterwegs zu dem älteren Mann, denn es handelte sich um einen Einsatz an der Grenze zwischen Wien und Niederösterreich. Der Hubschrauber traf vor dem Rettungswagen ein. Trotz aller Bemühungen der Mediziner starb der Patient jedoch.
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Polizei Wien beschuldigt Letzte Generation
Nun ist umstritten, wie sich die Dinge wirklich zugetragen haben. Die Wiener Polizei sagt, die Aktivistinnen und Aktivisten hätten erst nach Intervention durch die Beamten den Weg für den Rettungswagen frei gemacht, wie der Österreichische Rundfunk ORF berichtet. Sie seien angezeigt worden. Diese Darstellung deckt sich mit den Angaben der Wiener Berufsrettung.
Ein Sprecher der Letzten Generation räumte gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) Fehler ein. Man habe entgegen sonstigen Gepflogenheiten versäumt, die Leitstelle der Rettung anzurufen und über die Aktion zu informiert, wird Florian Wagner zitiert.
Politiker aller Parteien in Österreich kritisieren Letzte Generation
Ein Aufschrei der Empörung geht seitdem durch Österreich. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sagte, der „schlimmste anzunehmende Fall“ sei jetzt eingetreten. Politiker der FPÖ fordern sofortige Strafverschärfungen.
Unterdessen scheint aber immer noch unklar zu sein, was wirklich am Mittwochmorgen am Verteilerkreis in Wien passierte. Am Donnerstag rechtfertigte sich die Letzte Generation bei Twitter. Es habe „kein Anzeichen eines Notfalls“ gegeben, ebensowenig habe es eine Aufforderung gegeben, einen Rettungswagen durchzulassen.
Die Letzte Generation verweist auf Filmaufnahmen des Kanals OE24, die die Blockadeaktion über einen längeren Zeitraum begleiteten. Zu sehen ist, wie Autofahrer die Aktivistinnen und Aktivisten immer wieder auch körperlich angehen und Polizeibeamtinnen und -beamte die Straße sichern. Von einem Rettungswagen ist hier in der Tat nichts zu sehen oder zu hören.
Man bedaure den Todesfall, heißt es weiter in dem Statement. Allerdings sei der Patient zeitlich gesehen bereits vor Beginn der Blockade für tot erklärt worden. Die Letzte Generation Österreich widerspricht damit der Darstellung der Behörden. Die ganze Stellungnahme ist hier zu lesen.
Blockade von Letzte Generation in Wien nicht Ursache für Todesfall
Am Donnerstagabend (11. Mai) berichten österreichische Medien über neue Erkenntnisse zu den Vorfällen vom Mittwoch. Laut ORF entlasten nun Aussagen der Einsatzorganisationen die Aktivistinnen und Aktivisten von Letzte Generation.
Josef Schmoll, Präsident des Rotes Kreuz Niederösterreich, sagt demnach, dass es zwischen dem Tod des Patienten und der Blockade keinen Zusammenhang gebe. Der Mann sei bereits vier Minuten nach dem Notruf durch die Besatzung des Hubschraubers versorgt und reanimiert worden. (cme)