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„Angriff auf die freie Presse“Bauern blockieren NDR-Funkhaus – wieder Galgen-Symbol gegen Ampel-Politik

Lesezeit 3 Minuten
05.02.2024, Niedersachsen, Hannover: Trecker stehen bei einer Demonstration vor dem Landesfunkhaus Niedersachsen des Norddeutschen Rundfunks NDR. Nach Angaben der Protestanmelder protestieren Landwirte und der Mittelstand vor dem NDR stellvertretend für alle Medien. Es wird die Medienberichterstattung über ähnliche Demonstrationen von Landwirten kritisiert. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Trecker stehen bei einer Demonstration vor dem Landesfunkhaus Niedersachsen des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Die Kritik richtet sich auch „gegen die Medien allgemein“.

Der Journalisten-Verband kritisiert die Aktion als Versuch, die Pressefreiheit einzuschränken.

Landwirte und Mittelständler haben am Montagmorgen vor dem Landesfunkhaus des NDR in Hannover protestiert. Nach Angaben eines dpa-Reporters fuhren rund 50 Fahrzeuge - darunter rund 30 Traktoren - vor dem Funkhaus auf und standen vor den Zufahrten und Parkplätzen. Fahrzeuge seien von den Protestierern aber durchgelassen worden. Am späten Vormittag habe sich der Protest dann wieder aufgelöst, teilte die Polizei am Montag mit.

Es handele sich um eine gemeinsame Aktion von Bauern und Mittelstand, sagte Joachim Oelze, Landwirt aus Melzingen im Landkreis Uelzen, der die Demonstration nach eigenen Angaben angemeldet hatte. „Wir kritisieren, dass die Medienberichte über die Demonstrationen klein gehalten werden“, sagte er der dpa. Die Kritik richte sich nicht nur gegen den NDR, sondern gegen die Medien insgesamt.

Bauernproteste: NDR-Chefs stellen sich Gespräch mit Landwirten

Nach Angaben des NDR haben Niedersachsens Funkhaus-Direktorin Andrea Lütke und Chefredakteur Thorsten Hapke mit einigen der Landwirte im Landesfunkhaus ein Gespräch geführt. Man habe ihnen dabei zugesichert, auch in Zukunft im Dialog zu bleiben, teilte der Sender auf Anfrage der dpa mit.

Alles zum Thema Elon Musk

Auf einem Flugblatt forderten die Protestierer die Rücknahme des Bundestagsbeschlusses zum Haushalt 2024, die Rücknahme der Lkw-Mauterhöhung, die Abschaffung der CO2-Steuer, die Beibehaltung der Subvention für Agrardiesel sowie den Abbau von Bürokratie. Die Landwirte bräuchten Planungssicherheit, hieß es auf dem Flugblatt: „Zu heutigen Bedingungen genehmigte Ställe oder andere Bauten der Landwirtschaft müssen mindestens 25 Jahre so betrieben werden können!“

In sozialen Netzwerken wie der Plattform X kursierten zudem einige Beiträge, Fotos und Videos. Die Beiträge wurden teilweise in üblem Ton verfasst: „Zwangsgebühr-Sender“ oder „Fake-News-Zentrale“ waren nur einige der Vokabeln im von Elon Musk gekauften Netzwerk.

Landwirte protestieren seit Wochen bundesweite – teilweise Grenzüberschreitungen

Nach Angaben der Polizei hatten die Proteste bereits um 1.00 Uhr nachts begonnen. In der Spitze seien 40 Traktoren und 80 Personen vor Ort gewesen, sagte eine Sprecherin der Polizei Hannover. Zuvor hatte die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ berichtet. Kurz vor 9 Uhr waren laut Polizei noch 27 Traktoren vor Ort. Im Laufe des Vormittags habe sich der Protest dann aufgelöst, kurz nach 11 Uhr seien die letzten Fahrzeuge abgezogen.

Protest vor dem NDR-Funkhaus in Hannover: Eine kleine Bauernpuppe hängt an einem Galgen mit Ampel-Symbol.

Protest vor dem NDR-Funkhaus in Hannover: Eine kleine Bauernpuppe hängt an einem Galgen mit Ampel-Symbol.

Landwirte in ganz Deutschland protestieren seit Wochen gegen die Sparpläne der Bundesregierung, insbesondere gegen die geplanten Kürzungen beim Agrardiesel. Am Wochenende hatten Landwirte bereits an einem Presse-Verteilzentrum in Hamburg protestiert. Laut Polizei hatten dort 60 bis 70 Demonstranten mit Fahrzeugen und einer Sattelzugmaschine das Verteilzentrum über Stunden blockiert.

Journalisten- und Zeitungsverbände kritisieren Bauern-Proteste

Teilnehmern zufolge wollten sie damit in der Nacht zu Samstag ebenfalls etwa gegen die Berichterstattung über die Bauern-Demonstrationen protestieren. Der nicht angemeldete Protest in der Hansestadt hatte am Freitag gegen 23.30 Uhr begonnen. Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) kritisierte die Aktion in Hamburg auf dpa-Anfrage als einen „Angriff auf die freie Presse“.

Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sprach mit Blick auf die Aktion in Hamburg von einem Versuch, die Pressefreiheit einzuschränken. „Wer mit der journalistischen Berichterstattung nicht zufrieden ist, kann Leserbriefe schreiben oder Postings in sozialen Netzwerken absetzen“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster laut Mitteilung vom Sonntag.

Bei Verstößen von Journalistinnen und Journalisten gegen die Statuten des Pressekodex sei der Deutsche Presserat der richtige Ansprechpartner. „Blockaden sind jedoch das falsche Mittel“, so Beuster weiter. „Das darf als Protestform nicht Schule machen.“ (dpa)