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„Leben nicht in dieser Welt“Merz verhöhnt Scholz im TV-Duell – Lindner mischt sich ein

Lesezeit 3 Minuten
Olaf Scholz und Friedrich Merz bei ihrem TV-Duell.

Lieferten sich ein brisantes TV-Duell: Olaf Scholz und Friedrich Merz.

Zwei Wochen vor der Bundestagswahl schenkten sich beiden Kanzlerkandidaten im ersten TV-Duell nichts.

Im ersten TV-Duell vor der Bundestagswahl haben sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Herausforderer Friedrich Merz einen hitzigen, aber respektvollen Schlagabtausch geliefert. Trotzdem gab es immer wieder heftige Vorwürfe von beiden Seiten.

Im Streit um die Migrationspolitik warf Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz dem SPD-Politiker Realitätsverlust vor. „Sie leben nicht in dieser Welt“, sagte Merz beim TV-Duell in ARD und ZDF. „Was Sie hier erzählen, ist ein Märchenschloss.“ Es habe mit dem, was in der Realität der Städte und Gemeinden in Deutschland stattfinde, kaum noch etwas zu tun. „Es ist Wunschdenken, es ist Wahlkampf.“

Friedrich Merz und Olaf Scholz streiten über Kernenergie – Christian Lindner mischt sich plötzlich ein

Beim Thema Kernenergie gingen die Meinungen weit auseinander. Im Rahmen der aktuellen wirtschaftlichen Schieflage brachte der CDU-Kandidat plötzlich die abgeschaltete Atomkraftwerke zur Sprache. „Warum in Gottes Namen schalten Sie in einer Energiekrise drei funktionierende Atomkraftwerke ab?“, fragte Merz provozierend – und schob nach: „Das hätten Sie auch anders entscheiden können, Herr Bundeskanzler. Da haben Ihnen die Grünen auf der Nase herumgetanzt.“

Alles zum Thema Olaf Scholz

Aus dem Off, in diesem Fall über die Plattform X, früher Twitter, meldete sich Christian Lindner überraschend zu Wort – und stärkte Merz den Rücken. „Da hat Friedrich Merz einen Punkt: Wir hätten die AKWs damals nicht abschalten müssen. Jeder weiß es: Ich war dagegen“, schrieb der ehemalige Finanzminister, der während des TV-Duells zahlreiche Tweets veröffentlichte.

Olaf Scholz und Friedrich Merz stellen sich gegen die FDP

Bei der Bewertung, was ein Bundestag ohne FDP wäre, waren sich Merz und Scholz einig. „Ärmer, aber durchaus lebensfähig“, sagte Merz bei der Vervollständigung des Satzes. „Ich kann es nicht besser formulieren“, stellte Scholz mit einem Schmunzeln fest.

Olaf Scholz (l.) und Friedrich Merz.

Lieferten sich einen harten Schlagabtausch: Olaf Scholz (l.) und Friedrich Merz.

Im weiteren Verlauf warf Olaf Scholz seinem Gegenüber „Wortbruch“ bei der Absage an eine Zusammenarbeit mit der AfD vor. Mit der gemeinsamen Annahme eines Antrags zur Migrationspolitik im Bundestag habe es eine Zusammenarbeit gegeben, sagte Scholz am Sonntagabend bei ARD und ZDF. Dies sei ein „Tabubruch“, den er „sehr bedrückend finde“. Er könne damit auch nicht sicher sein, ob Merz nach der Wahl erneut mit der AfD zusammenarbeite, sagte Scholz.

Friedrich Merz weist „Wortbruch“-Vorwurf von Olaf Scholz zu AfD zurück

Merz wies dies zurück. Dies sei keine Zusammenarbeit gewesen, er habe mit der AfD nicht gesprochen. Auf die Frage, warum er mit dem Vorstoß nicht bis nach der Wahl gewartet habe, verwies Merz auf den Messerangriff von Aschaffenburg, bei dem ein Kind und ein Passant getötet worden war - mutmaßlich von einem Flüchtling aus Afghanistan.

Er habe es vor diesem Hintergrund „mit seinem Gewissen nicht mehr verantworten“ können, weiter zu warten, bis nach der Wahl eine neue Regierung gebildet sei, sagte Merz. Deswegen habe er diesen Vorschlag im Bundestag gemacht.

Olaf Scholz und Friedrich Merz reichen sich die Hand nach TV-Duell

Merz bekräftigte mit Blick auf die AfD: „Es wird diese Zusammenarbeit nicht geben.“ CDU/CSU trennten von der AfD „in den Sachfragen Welten“. Auf die Frage, ob er die Zusicherung einer Absage an eine Zusammenarbeit mit der AfD glaube, sagte Scholz: „Nein.“

Nach ihrem teils harten verbalen Schlagabtausch verabschiedeten sich die beiden Kontrahenten per Handschlag aus dem ersten TV-Duell im Wahlkampfendspurt. Scholz ging auf Merz zu, streckte dem CDU-Vorsitzenden die Hand entgegen - die dieser dann zu einem kurzen Schütteln ergriff. (mbr/dpa)