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„Überlebenswichtig für Demokratie“Frank-Walter Steinmeier appelliert an Journalisten

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht nach der Verleihung des Henry-Kissinger-Preises 2022. Er steht vor einem roten Vorhang und guckt ernst an der Kamera vorbei.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht über die Bedeutung des Journalismus. (Symbolbild)

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die große Bedeutung von Journalisten für die Demokratie hervorgehoben und sie zugleich an ihre besondere Verantwortung für diese erinnert.

Guter Journalismus sei „überlebenswichtig für die Demokratie“, sagte er bei einem Festakt zum 30-jährigen Bestehen des Nachrichtensenders n-tv am Mittwoch in Berlin.Mit Sorge sehe er, wenn Journalistinnen und Journalisten auf jede Empörungswelle in sozialen Netzwerken aufsprängen, Zuschauer, Hörer oder Leser bevormunden oder erziehen wollten und nicht für Aufklärung, sondern für Aufregung sorgten.

„Ohne Journalismus gibt es keine informierten Bürger, ohne informierte Bürger gibt es keine Demokratie. Ich finde, diese Arbeit verdient viel mehr Anerkennung“, sagte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript.

Frank-Walter Steinmeier erinnert Journalisten an ihre Verantwortung

Er dankte allen unabhängigen Journalistinnen und Journalisten, allen kritischen Reporterinnen und Reportern „für ihre unermüdliche Arbeit im Dienst der Information“. Zugleich betonte er, es sei Aufgabe des Staates, diese vor Hass und Gewalt zu schützen. Auch in Deutschland würden Journalisten beleidigt, bedroht oder tätlich angegriffen.

Guter Journalismus heißt für mich: erst beobachten, dann erklären, dann bewerten
Frank-Walter Steinmeier

Scharf kritisierte der Bundespräsident die Berichterstattung mancher Medien nach dem Raketeneinschlag in Polen vor wenigen Tagen. Er halte es für „verantwortungslos“, wie schnell anschließend trotz unklarer Lage von einem bewaffneten Angriff auf das Nato-Mitgliedsland Polen und vom Nato-Bündnisfall die Rede gewesen sei. „Guter Journalismus heißt für mich: erst beobachten, dann erklären, dann bewerten“, sagte Steinmeier.

„Und wenn man ein Ereignis nicht erklären kann, weil die Faktenlage unsicher ist, weil sich die Quellen widersprechen, weil man es einfach noch nicht wissen kann – dann halten sich gute Journalistinnen und Journalisten mit der Bewertung zurück.“ In diesen schwierigen und komplizierten Zeiten müssten sich diese immer der Folgen ihrer Arbeit bewusst sein, sagte Steinmeier.

Bundespräsident Steinmeier kritisiert Berichterstattung über Raketeneinschlag in Polen

Auch wenn eine Fehleinschätzung im Nachhinein korrigiert werde: „Sie war dann schon über Stunden, manchmal über Tage in der Welt. Diese falsche Einschätzung hat dann schon etwas bewirkt, sie hatte bereits Folgen, weil sie Menschen verschreckt, verängstigt, vielleicht sogar aufgewiegelt oder aufgestachelt hat.“

Der Bundespräsident zeigte sich überzeugt, dass sich die klassischen Medien behaupten werden, wenn sie unterscheidbar blieben und sich die Empörungskultur nicht zu eigen machten. Zugleich betonte er: „Eine gute Ausstattung der Redaktionen ist und bleibt die Grundbedingung für guten Journalismus.“ (dpa)