Potsdam – Bundesinnenministerin Nancy Faeser bereut eine Szene von ihrer Reise in die ukrainische Hauptstadt Kiew Ende Juli. Fotos und Videos zeigten die SPD-Politikerin mit ihrem Parteikollegen und Arbeitsminister Hubertus Heil, Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko und der deutschen Botschafterin Anka Feldhusen auf dem Balkon der Residenz der Botschafterin. Die vier halten Sektgläser, teils lachen sie in die Kameras von Journalisten.
Als Faeser bei der Veranstaltungsreihe „RND vor Ort” des Redaktionsnetzwerks Deutschland am Dienstagabend in Potsdam mit einem dieser Bilder konfrontiert wurde, sagte sie: „Das Foto bereue ich.” Es sei „sicherlich nicht angemessen” gewesen.
Zugleich sei das Bild leicht zu erklären, weil in Kiew im Moment wieder normales Alltagsleben eingekehrt sei, obwohl das angesichts von Kriegsverbrechen und anhaltenden Kämpfen im Osten des Landes kaum zu begreifen sei. „Die Leute gehen einkaufen. Es sind wieder im öffentlichen Raum Blümchen gepflanzt. Die Menschen gehen in Bars, sie sitzen in Cafés, sie gehen ihrer Arbeit nach.”
Faeser: „Ich würde das nicht mehr machen”
Das sei schwer nachzuvollziehen, aber das sehe man letztlich auch auf dem Bild, sagte Faeser. „Wir waren abends eingeladen bei der Botschafterin und mit dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko und haben letztlich das gleiche Getränk wie er gewählt.” Die Innenministerin betonte: „Ich würde das nicht mehr machen. Weil das etwas ausdrückt, was unangemessen ist, wenn man aus einem anderen Land kommt.”
Einen Vergleich des Fotos mit dem vieldiskutierten Bild aus dem vergangenen Sommer, das den damaligen Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU) lachend beim Besuch in einem deutschen Flutgebiet zeigte, wies Faeser zurück. Schließlich habe in Kiew Alltag geherrscht. „Das ist etwas anderes, als wenn ich jetzt mit einem Sektglas im Osten des Landes gewesen wäre.”
Faeser und Heil hatten neben Kiew auch die vom Krieg zerstörte Stadt Irpin besucht. Die Bilder vom Balkon der Botschafterin hatten in den sozialen Medien empörte Kommentare nach sich gezogen. Der Generalsekretär der CDU, Mario Czaja, gehörten zu den prominenten Stimmen, die sich kritisch dazu äußerten.
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