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Internationaler FrauentagWeltweit gingen Frauen im Kampf für Gleichberechtigung auf die Straßen

Lesezeit 5 Minuten
Demonstrationen zum Internationalen Frauentag gab es in mehreren NRW-Städten, wie hier in Köln.

Demonstrationen zum Internationalen Frauentag gab es in mehreren NRW-Städten, wie hier in Köln.

Hunderttausende Menschen weltweit, darunter 120.000 in Paris und 10.000 in Berlin, forderten Gleichstellung und Lohngleichheit.

Am Internationalen Frauentag (8. März) sind weltweit Menschen auf die Straße gegangen, um für Frauenrechte und Gleichberechtigung zu kämpfen. In zahlreichen Städten fanden Demonstrationen statt, bei denen Themen wie die Anerkennung von Sorgearbeit und der Widerstand gegen rückschrittliche Entwicklungen im Bereich der Frauenrechte im Mittelpunkt standen.

In Düsseldorf zogen unter dem Motto „Feministischer Kampftag“ rund 2.200 Menschen – überwiegend Teilnehmerinnen – durch die Innenstadt, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage sagte. In Köln waren es nach Polizeiangaben rund 5.000 Demonstrierende. In Bonn wurden 750 Teilnehmerinnen erwartet, der Demonstrationszug setzte sich aber erst mit Verspätung in Bewegung. Weitere Proteste waren unter anderem in Bielefeld und Minden geplant.

Forderungen nach besserer Anerkennung von Sorgearbeit

Das Motto lautete in diesem Jahr: „Wir kämpfen, wir streiken, wir leben“. Im Fokus stand nach Angaben der Veranstalterinnen das Thema „Sorgearbeit“ – soziale Berufe, in denen vorwiegend Frauen und queere Personen tätig seien. Die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen seien häufig schlecht.

„Sorgearbeit darf nicht nach Profitlogik organisiert sein“, sagte eine Sprecherin des Kölner „8. März Bündnis“. „Es ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, die auch dementsprechend gewürdigt werden sollte.“

USA, Los Angeles: Demonstranten halten Schilder während eines Marsches zum Internationalen Frauentag.

USA, Los Angeles: Demonstranten halten Schilder während eines Marsches zum Internationalen Frauentag.

Allein in Paris zogen am Samstag etwa 120.000 Protestierende für Lohngleichheit und ein Ende sexueller Gewalt durch die Stadt, wie die Organisation Grève féministe (Feministischer Streik) mitteilte. Die 18-jährige Lucie sagte auf einer Demonstration in Paris, sie gehe auf die Straße, um „das Recht auf Abtreibung zu verteidigen und gegen Rechtsextreme zu protestieren, denn die sind auf dem Vormarsch und das macht mir Angst“.

Missbrauchsfälle wie der um die jahrelang von ihrem Ehemann ausgebeutete Gisèle Pelicot zeigten, dass sexuelle Gewalt „überall“ existiere, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Studierendengewerkschaft Unef, Salomé Hocquard.

Das sind keine Einzelfälle, sondern Ausdruck eines unterdrückenden patriarchalen Systems
Salomé Hocquard

Der Fall Pelicot bewegte im vergangenen Jahr Frankreich und die Welt: Die 72-Jährige war im Laufe des Prozesses gegen ihren Ex-Mann und ihre Dutzenden weiteren Vergewaltiger zur Ikone im Kampf gegen sexuelle häusliche Gewalt geworden.

Reaktionäre Kräfte und weltweite Besorgnis

Viele der Frauen, die in Paris, Berlin und Madrid demonstrierten, äußerten zudem ihre Sorge angesichts erstarkender reaktionärer Kräfte. Die 63-jährige Dori Martínez Monroy forderte bei einem Protestmarsch in der spanischen Hauptstadt angesichts sichtbarer „Rückschritte“: „Wir müssen uns zurückholen, was wir bereits erreicht haben.“ In Berlin sagte die Demonstrantin Steffi Voigt, sie finde rückläufige Entwicklungen bei Frauenrechten „beängstigend“.

Bei der Demo zum Internationalen Frauentag zeigt eine Teilnehmerin ein Schild mit der Aufschrift ‚My body my choice‘.

Bei der Demo zum Internationalen Frauentag in Köln zeigt eine Teilnehmerin ein Schild mit der Aufschrift „My body my choice“.

Zuvor hatte auch Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) weltweite Rückschritte bei den Frauenrechten beklagt. „Frauen und Mädchen haben heute keinen Grund zu feiern, stattdessen müssen sie kämpfen“, erklärte Schulze. Die Angriffe auf die Rechte von Frauen hätten weltweit zugenommen, „genau wie frauenfeindliche Propaganda und Politik“. Schulze kritisierte zudem einen Rückgang bei der Finanzierung von internationalen Projekten zur Stärkung von Frauen und Mädchen.

Proteste in Mexiko, Venezuela und Argentinien

Auch in anderen Teilen der Welt gingen die Frauen auf die Straße. In der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw im Osten des Landes legten Protestierende eine Schweigeminute zu Ehren der Frauen ein, die bei der Verteidigung des Landes gegen die russische Invasion getötet wurden. Viele trugen Transparente mit den Gesichtern der Toten.

In Mexiko, wo nach UN-Angaben pro Tag durchschnittlich zehn Frauen ermordet werden, demonstrierten Tausende in der Hauptstadt Mexiko-Stadt. In Venezuela versammelten sich rund 150 Demonstranten in der Hauptstadt Caracas. Aus Angst vor Repressalien der Sicherheitskräfte verhüllten die meisten ihr Gesicht. Sie forderten unter anderem die Freilassung der politischen Gefangenen, die von der Regierung von Präsident Nicolás Maduro festgehalten werden.

Auch in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gab es zahlreiche Proteste. Diese richteten sich auch gegen die Politik des rechtsgerichteten Präsidenten Javier Milei. „Wir haben es mit einer sehr grausamen, sehr rücksichtslosen Regierung zu tun, die nicht aufhört, Rechte zu entziehen, nicht nur den Frauen, sondern dem ganzen Volk“, kritisierte Mónica Santino von der feministischen Organisation La Nuestra.

Proteste in der Türkei – Polizei nimmt Frauen fest

In Istanbul zogen nach Angaben der Organisatoren am späten Samstagabend mehr als 3000 Frauen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen friedlich durch das Stadtzentrum. Viele Demonstrantinnen trugen lilafarbene Kleidung und schwenkten Transparente mit Slogans wie „Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen, wir haben keine Angst und wir werden nicht gehorchen“.

Türkei, Istanbul: Demonstrantinnen protestieren anlässlich des Internationalen Frauentags.

Türkei, Istanbul: Demonstrantinnen protestieren anlässlich des Internationalen Frauentags.

Die LGBTQ-Aktivistin Cigdem Özdemir sagte, sie wolle mit ihrer Teilnahme „unseren Kampf sichtbar machen, um unser Leben gegen männliche Gewalt zu verteidigen, um unseren Platz in der Gesellschaft und unsere Rechte zu verteidigen“.

Später meldeten die Organisatoren mehr als 200 Festnahmen durch die Polizei. Auf von ihnen veröffentlichten Aufnahmen ist zu sehen, wie Polizisten handgreiflich gegen Demonstranten vorgehen und sie aus der Menge ziehen.

Frauenrechte im Iran und der Widerstand

Im Iran wandte sich die Frauenrechtlerin Narges Mohammadi mit einer in Videobotschaft an die Öffentlichkeit: „Ich bin überzeugt davon, dass die Islamische Republik, selbst wenn sie jeden Krieg übersteht, nicht den Widerstand der Frauen überleben wird“, sagte die Aktivistin. Anders als vorgeschrieben, trug Mohammadi in dem im internet verbreiteten Video kein Kopftuch.

Seit der Gründung der Islamischen Republik im Jahr 1979 litten die Frauen im Iran unter einer „Geschlechter-Apartheid“, sagte Mohammadi. „Ich hoffe, dass Frauen den Kampf gegen die religiöse Tyrannei fortsetzen.“ Deren Niedergang werde „unser Siegestag“, sagte sie.

Mohammadi, die wegen ihres Einsatzes gegen den Kopftuchzwang für Frauen und die Todesstrafe wiederholt verurteilt und inhaftiert wurde, wurde im Dezember aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend aus der Haft entlassen worden. Ihren Anwälten zufolge droht ihr jederzeit eine erneute Inhaftierung. (dpa/afp)