Nordic Walking und Spott für SöderG7-Regierungschefs machen sich über Putin lustig
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Elmau – Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und dessen Folgen, das sind die beherrschenden Themen des G7-Gipfels. Doch so ernst die Lage auch ist – kurz vor ihrer ersten Arbeitssitzung haben sich die G7-Staats- und Regierungschefs über den russischen Präsidenten Wladimir Putin lustig gemacht.
Der britische Regierungschef Boris Johnson stieß am Sonntagmittag, wie auf Fernsehbildern zu sehen war, als letzter zu der Runde auf Schloss Elmau dazu. Er fragte angesichts der hohen Temperaturen, ob man die Jacketts wohl ausziehe oder nicht, und fügte hinzu: „Wir alle müssen zeigen, dass wir härter sind als Putin.“ Der kanadische Premier Justin Trudeau erwiderte unter anderem: Reiten mit nackten Oberkörper, das müsse man machen. Er spielte damit auf ein bekanntes Foto Putins in solcher Pose an. Die Zitate wurden von Kamerateams aufgezeichnet, die vor Beginn der G7-Runde kurzzeitig für Aufnahmen in dem Saal zugelassen waren.
Darum wurde Joe Biden nicht mit Hubschrauber zum Schloss geflogen
Doch was passierte rund um den G7-Gipfel auf Schloss Elmau sonst noch?
Die meisten Staats- und Regierungschefs wurden nach der Landung am Münchner Flughafen per Helikopter vom Münchner Flughafen auf Schloss Elmau gebracht, fast alle von der Bundespolizei. Nicht so ausgerechnet Joe Biden, der mitten in der Nacht auf Sonntag ankam. Der US-Präsident wurde von München zu einem kleinen Flugplatz in Ohlstadt geflogen, legte die letzten rund 40 Kilometer aber dann in einer Limousine zurück.
Der Grund nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur: Wegen schlechten Wetters hatten die Piloten des US-Präsidenten in den Tagen vor dem Gipfel die Landung in der Nähe von Schloss Elmau nicht ausreichend oft üben können – darüber hatte zunächst die „Bild“-Zeitung berichtet.
Damit dann ja kein Demonstrant dem Präsidenten in die Quere kommen konnte, sperrte die Polizei zum Beispiel in Garmisch schon lange vorher die gesamte Strecke, mitten durch die Stadt, mit Absperrgittern und einem Großaufgebot an Einsatzkräften ab – Überqueren unmöglich. Die meisten nahmen es offenbar gelassen: Als die Präsidenten-Kolonne schließlich die Strecke passierte, waren sogar Jubelrufe von Schaulustigen zu hören.
Nordic Walking mit den Skistars Christian und Miriam Neureuther
Der Mann von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fehlte, deshalb war bald klar, dass das traditionelle G7-Partnerprogramm eine reine Frauenrunde werden würde. Aber auch die First Lady der USA, Jill Biden, und andere Partnerinnen kamen nicht nach Elmau. Am Ende waren es nur vier Teilnehmerinnen: Gastgeberin Britta Ernst, die Frau von Bundeskanzler Olaf Scholz, Brigitte Macron, die Ehefrau des französischen Präsidenten, Boris Johnsons Ehefrau Carrie und Amélie Derbaudrenghien, die Frau von EU-Ratspräsident Charles Michel.
Auf dem Programm für die Partner standen zur Region passende Aktivitäten: Nordic Walking mit den Skistars Christian Neureuther und dessen Schwiegertochter Miriam, Gespräche mit Forschern von Deutschlands höchstgelegener Umweltforschungsstation im Schneefernerhaus und ein Treffen mit einer Geigenbaumeisterin aus dem nahen Mittenwald.
Markus Söder und die G6
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hieß die G7-Chefs am Samstag vorab per Twitter willkommen – aber auf dem Foto fehlte einer: der Bundeskanzler. „Die Welt zu Gast in Bayern: Welcome to Bavaria“, schrieb der CSU-Chef. „Wir begrüßen die wichtigsten Staatschefs der Welt.“
Abgesehen davon, dass nicht alle tatsächlich Staatschefs, sondern „nur“ Regierungschefs sind, waren auf dem Foto statt sieben nur sechs abgebildet, quasi G6 statt G7: Biden, Macron, Johnson, Trudeau, Italiens Regierungschef Mario Draghi und Japans Ministerpräsident Fumio Kishida. Ausgerechnet Scholz fehlte – was Söder auf Twitter viel Kritik und Spott einbrachte. Ein Twitter-Nutzer suchte mal eben das CSU-Begrüßungs-Foto zum G7-Gipfel 2015 in Elmau heraus: Damals waren es sieben - mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ganz im Vordergrund.
Die Bundeswehr hat Journalisten beim G7-Gipfel vom internationalen Pressezentrum in Garmisch-Partenkirchen zu Schloss Elmau geflogen. Wegen einer größeren Demonstration in der Stadt unter anderem von G7-Gegnern seien am Sonntagnachmittag Straßen nicht passierbar gewesen, sagte ein Bundeswehrsoldat, der an der Aktion beteiligt war. Um die Journalisten rechtzeitig zu einem Pressetermin in dem Tagungshotel zu bringen, habe man entschieden, sie mit einem Transporthubschrauber vom Typ Sikorsky CH-53 zu fliegen. (dpa)