Milad Sohrevand wurde nicht über seine Hinrichtung informiert und durfte seine Familie nicht mehr sehen.
Kritik an „beschämender Iranpolitik“Iran richtet 21-Jährigen ohne Abschied von Familie hin
Im Iran ist Aktivisten zufolge erneut ein Mann im Zusammenhang mit den Protesten rund um den Tod von Mahsa Amini hingerichtet worden. Laut der in Norwegen ansässigen kurdischen Menschenrechtsorganisation Hengaw erfolgte die Hinrichtung von Milad Sohrevand am Donnerstag in einem Gefängnis in der Stadt Hamadan im Westen des Landes. Der 21-Jährige wurde demnach nicht über die bevorstehende Vollstreckung seines Todesurteils informiert, auch seine Familie durfte er nicht mehr sehen.
Die achte Hinrichtung nach den Protesten gegen das Regime in Teheran sorgte erneut für Entsetzen. „Die Durchführung der Hinrichtung ohne vorherige Benachrichtigung der Familie und die fehlende Gelegenheit zum endgültigen Abschied zeugen von einer massiven Missachtung humanitärer Grundsätze und grundlegender Menschenrechte“, schrieb die Menschenrechtsorganisation.
Achte Hinrichtung nach Protesten im Iran: Röttgen kritisiert „beschämende Iranpolitik“
Auch CDU-Politiker Norbert Röttgen meldete sich zu Wort. „Wie viele junge Frauen und Männer im Iran war Milad Zohrevand im letzten Jahr auf der Straße, um für Freiheit und gegen den Terror zu kämpfen“, schrieb Röttgen bei X (vormals Twitter). Der CDU-Politiker fordert nach der Hinrichtung eine „dringend gebotene Kurskorrektur der deutschen Iranpolitik“, diese sei „aktuell beschämend“, so Röttgen.
Sohrevand war für die Tötung eines Offiziers der iranischen Revolutionsgarden bei einer Demonstration in der Stadt Malayer im vergangenen November zum Tode verurteilt worden. Seine Hinrichtung war bereits die Achte im Zusammenhang mit den landesweiten Protesten nach dem Tod der jungen Kurdin Amini im September 2022 nach ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei.
Deutscher im Iran zum Tode verurteilt: Jamshid Sharmahd droht ebenfalls Hinrichtung
Auch einem deutschen Staatsbürger droht die Hinrichtung. Dem iranischstämmigen Jamshid Sharmahd wurde im Iran der Prozess gemacht, der 68-Jährige wurde schließlich von den Richtern des Regimes wegen „Korruption auf Erden“ schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.
Die Familie Sharmahds machte der deutschen Bundesregierung wiederholt Vorwürfe, sich nicht genügend für eine Freilassung einzusetzen. Im Sommer forderte Gazelle Sharmahd, Tochter von Jamshid, die USA und Deutschland zu dringendem Handeln auf, nachdem durch ein Abkommen zwischen dem Iran und den USA fünf seit Jahren inhaftierte US-Bürger in den Hausarrest überstellt worden waren.
Amnesty: Iranisches Regime will „deutliche Botschaft“ an Volk senden
Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International verfolgt die iranische Führung mit den Hinrichtungen das Ziel, „eine deutliche Botschaft an die Welt und das iranische Volk zu senden, dass sie vor nichts zurückschrecken wird, um abweichende Meinungen zu unterdrücken und zu bestrafen“.
Nach Angaben der in Oslo ansässigen Gruppe Iran Human Rights wurden im Iran in diesem Jahr mindestens 680 Menschen hingerichtet, die meisten davon wegen Mordes oder Drogendelikten. (mit afp)