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„Mag seinen Stil nicht, aber ...“Eklat um Spahn-Aussagen zu Donald Trump

Lesezeit 4 Minuten
CDU-Politiker Jens Spahn sitzt im Bundestag und spricht während eines Interviews mit einem Gesprächspartner.

CDU-Politiker Jens Spahn reiste zum Parteitag der Republikaner nach Milwaukee, um Gespräche mit dem Team von Donald Trump zu führen.

Der Ex-Gesundheitsminister hat beim RNC überraschend viel Lob für Donald Trump übrig. Kritiker sehen eine Verharmlosung des Faschismus.

Der CDU-Politiker Jens Spahn hat im Rahmen des Parteitags der US-Republikaner überraschend eine mögliche Zusammenarbeit der Union mit Donald Trump angedeutet. „Wenn ich Präsident Trump zuhöre, dann mag ich seinen Stil zwar nicht […], aber wenn ich auf die Inhalte schaue [...], dann sehe ich gemeinsame Interessen“, sagte Spahn am Rande der RNC in Milwaukee.

Er sehe vor allem Gemeinsamkeiten in den Positionen zur nuklearen Abrüstung, bei der Stärkung des europäischen Arms der Nato oder im Bereich des internationalen Handels, sagte Jens Spahn der Deutschen Welle. Der Ex-Gesundheitsminister war gemeinsam mit einer kleinen Delegation von CDU und CSU in die USA gereist.

Jens Spahn: Scharfe Kritik nach überraschendem Lob für Donald Trump

Spahns ungewöhnliches Lob für den ehemaligen US-Präsidenten löste in den sozialen Medien Unverständnis und teils Entrüstung aus. „Ich mag diesen Faschismus nicht vom Style, aber inhaltlich schon!“, kommentierte Journalist Tilo Jung einen Interviewausschnitt Spahns, den die Deutsche Welle auf X geteilt hatte.

Der deutsche Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt schrieb: „Die bürgerliche Mitte hatte nie ein Problem mit Trump, nur die Form ist ein bisschen zu vulgär, der Inhalt passt bestens. Brutale, rassistische, unsoziale Politik ist begrüßenswert, nur bitte mit wohlanständigen Manieren durchgesetzt!“

Juso-Mitglied Mattheus Berg kritisierte Spahns Verharmlosung des ehemaligen US-Präsidenten: „Spahn ist wirklich so ein unglaublich verstrahlter Stiefellecker. Das Problem an einem Politiker, der die Gewaltenteilung abschaffen will, ist nicht seine Inszenierung, nicht seine Oberfläche. Das ist keine Stilfrage.“ Journalist Stefan Hajek nannte Spahns Auftriit einen 

René Engel, Ex-Kampagnenmanager für die Grünen und Experte für politische Strategien, schrieb auf X: „Faschismus ist toll, aber bitte höflich. Jens Spahn legt offen auf den Tisch, was er denkt.“ Der Tenor der Kritik: Spahn würde mit seinen Äußerungen Trumps teils ultrarechte und faschistische Ansichten verharmlosen.

Jens Spahn deutet Zusammenarbeit von CDU und CSU mit Donald Trump und Republikanern an

Der ehemalige US-Präsident war in der Vergangenheit als Befürworter eines Abtreibungsverbots aufgefallen und hatte sich mehrfach für schärfere Migrationspolitik ausgesprochen. Eine von ihm angekündigte Grenzmauer zu Mexiko kam während seiner ersten Amtszeit nicht zustande.

Trump behauptet zudem, die von ihm verlorene Präsidentschaftswahl 2020 sei manipuliert worden. Obwohl die Vorwürfe keinerlei Grundlage haben, versuchte der ehemalige US-Präsident kurz vor der Amtseinführung von Präsident Joe Biden Verantwortliche einzuschüchtern und hetzte seine wütenden Anhänger auf.

Trumps Anhänger unterstützen außerdem das sogenannte Project 2025. Das Manifest enthält autoritäre Züge und sieht unter anderem vor, Trump-Gegner bei einem Wahlsieg des 78-Jährigen verfolgen zu lassen. Trump selber erklärte, von dem Projekt nicht zu wissen. 31 der 34 Autoren arbeiteten allerdings für seine Regierung während seiner ersten Amtszeit.

CDU und CSU treffen Republikaner: Wichtige Mitarbeiterin von Friedrich Merz reist zu Donald Trump

Unklar ist, inwiefern Jens Spahn bei seinen Aussagen auch im Auftrag von CDU und CSU handelt. Offiziell angemeldet ist er für die RNC über die International Democratic Union, einen weltweiten Bund bürgerlicher Parteien. Neben ihm ist auch der verteidigungspolitische Sprecher der CSU, Florian Hahn, in Milwaukee. Spahn sagte, er sei unter anderem in Milwaukee, um Gespräche mit Trumps Team zu führen.

Im Hintergrund ist zudem noch Barbara Götze mit dabei. Sie ist Büroleiterin des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. „Alles, was Spahn da macht, hat das Wohlwollen von Friedrich Merz“, schlussfolgert „Welt“-Journalist Robin Alexander in seinem Podcast „Machtwechsel“. Merz’ langjährige Rivalin Angela Merkel hatte sich stets klar gegen Donald Trump positioniert.

Donald Trump: Klarer Favorit für Präsidentschaftswahlen – Joe Biden unter hohem Druck

Der 78-Jährige gilt derzeit als klarer Favorit für die anstehenden Präsidentschaftswahlen im November 2024. Trumps Widersacher und Amtsinhaber Joe Biden muss sich seit Wochen Fragen zu seiner mentalen und körperlichen Fitness gefallen lassen. Auch der Zuspruch für den 81-Jährigen innerhalb seiner Partei bröckelt.

Donald Trump ist seit Montag offiziell als Kandidat der Republikaner nominiert, nachdem er die Vorwahlen klar für sich entscheiden konnte. Mit J.D. Vance nominierte Trump einen ehemaligen Kritiker als möglichen Vizepräsidenten. Der Autor des preisgekrönten Romans „Hillbilly Elegy“ vertritt mittlerweile allerdings weitaus extremere Positionen als Trump selbst. (shh)