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Kommentar

Kommentar zu Israel
Hamas lebt hasserfüllte Vernichtungsfantasien aus

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Israelische Polizisten stehen vor einer zerstörten Polizeistation. Israelische Einsatzkräfte haben nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige an einer Polizeistation getötet.

Israelische Polizisten stehen vor einer zerstörten Polizeistation. Israelische Einsatzkräfte haben nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige an einer Polizeistation getötet.

Die militanten Radikalislamisten spielen sich als Vorkämpfer für die Sache des palästinensischen Volkes auf. Doch das ist nur ein Vorwand.

Die unverminderte Brutalität des Angriffs auf Israel, die Hemmungslosigkeit des Vorgehens gegen die Zivilbevölkerung, aber auch das schiere Ausmaß der eingesetzten Vernichtungswaffen verschlagen einem die Sprache. Die Hamas wird ihrer Einstufung als Terror-Organisation damit auf denkbar unrühmliche Weise gerecht. Mögen sich die militanten Radikalislamisten auch als Vorkämpfer für die Sache des palästinensischen Volkes aufspielen: Das ist nichts als ein Vorwand für das Ausleben ideologisierter, hasserfüllter Vernichtungsfantasien gegenüber den Juden und dem Staat Israel.

Die Menschen dort sind natürlich zuallererst die Leidtragenden. Bis Sonntag waren in Israel mehr als 600 Tote zu beklagen. Aber auch über die Bevölkerung in den palästinensischen Autonomiegebieten, speziell im Gazastreifen, werden neue Schrecken, Gewalt und Tod kommen. Wenn sie jetzt die Attacken der Hamas bejubelt, ist das der fehlgeleitete Reflex auf insgesamt miserable, verzweifelte Lebensumstände. Verantwortlich dafür ist das Hamas-Regime, nicht die israelische Regierung in Jerusalem.

Die erste Reaktion angesichts des fortgesetzten Terrors gegen Israel und seine Bevölkerung kann nur volle Solidarität sein
Carsten Fiedler

Um den Menschen das klarzumachen, ist jetzt auch ein entschiedenes Auftreten des westlichen Auslands geboten. Die erste Reaktion angesichts des fortgesetzten Terrors gegen Israel und seine Bevölkerung kann nur volle Solidarität sein. Die Bundesregierung und die Vorsitzenden der demokratischen Parteien haben dazu die richtigen Worte gefunden. Die Sicherheit Israels, das Existenzrecht des jüdischen Staates und damit auch die legitime Verteidigung gegen Angriffe von außen, basierend auf den Grundsätzen des Völkerrechts, sind „deutsche Staatsräson“.

Daraus muss in einem zweiten Schritt der sofortige Stopp aller Hilfen für Institutionen und Einrichtungen im Gaza-Streifen folgen, die in direkter oder indirekter Verbindung mit dem Hamas-Regime stehen. Eine bloße Prüfung, von der Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gesprochen hat, reicht nicht. Es darf für den Moment keine doppelten Standards geben.

Das muss sich in politischen Stellungnahmen, in starken Zeichen und – falls erforderlich – auch in konkreten Zusagen an Israel niederschlagen. Was immer die Regierung in Jerusalem jetzt erbittet, sollte den Partnern im Westen Verpflichtung sein. Die berechtigten Vorbehalte gegen die von der Regierung Netanjahu geplante Justizreform, die ein schlimmer Angriff auf die demokratische Kultur ist und bleibt, müssen jetzt angesichts der existenziellen Bedrohung von außen zurückstehen.

Es gehört zum perfiden Kalkül der Hamas, dass sie die aktuelle Schwäche einer durch die innenpolitischen Konflikte gespaltenen und ausgezehrten Gesellschaft ausnutzen will. Das darf und das wird ihr nicht gelingen. Die Abwehr des äußeren Feinds wird die Menschen in Israel zusammenschweißen, weil sie wissen: Der Terror der Hamas unterscheidet sie nicht nach politischen Lagern. Es geht um ihr gemeinsames Überleben, um den Bestand des jüdischen Staates. Und auch da kann der moralische Rückhalt des Westens helfen. Zeichen wie die Illumination des Brandenburger Tors oder israelische Flaggen an öffentlichen Gebäuden in Deutschland werden in Israel sehr wohl wahrgenommen werden.

Der Terror-Angriff in der Nacht zum Samstag fällt auf ein symbolträchtiges Datum: den 50. Jahrestag des Jom-Kippur-Kriegs. Dieser endete zwar mit einem Sieg Israels. Doch die anfänglichen militärischen Erfolge, die auf einer Überrumpelung der israelischen Armee am höchsten jüdischen Feiertag basierten, haben in der arabischen Welt bis in die Gegenwart eine geradezu mythologische Bedeutung.

Seit dem Januar 2022 gilt das Hauptaugenmerk der westlichen Staatengemeinschaft in militärischer und politischer Hinsicht dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Die Unterstützung Kiews absorbiert ungeheure Kräfte. Es ist mehr als naheliegend, dass die Hamas hier eine Chance wittert: Werden diese Unterstützer wohl geeint, stark und entschlossen genug sein, auch Israel zur Seite zu stehen? Es liegt jetzt in der Hand der westlichen Nationen, ihrer Regierungen, ihrer Staatenbündnisse und ihrer Zivilgesellschaften, diese Frage unmissverständlich zu beantworten.