- NRW-Familienminister Joachim Stamp hat Teile der Lehrerschaft in Nordrhein-Westfalen stark kritisiert.
- Seine Kritik findet in der Corona-Krise besondere Beachtung. Und sie ist berechtigt, kommentiert unser NRW-Landeskorrespondent Gerhard Voogt.
- Denn der Schaden, den unmotivierte Lehrer anrichten können, war noch nie so groß wie heute.
NRW-Familienminister Joachim Stamp hat Teile der Lehrerschaft in NRW kritisiert. Viele von ihnen hätten sich in der Corona-Krise um die Kinder gekümmert, aber „andere um den Vorgarten“, sagte der FDP-Politiker in Düsseldorf. Eine Feststellung, die eigentlich nicht überraschend ist. In jedem Berufsstand gibt es immer ein paar Kollegen, die sich das Leben leichter machen als andere. Und dass es auch bei den Lehrern ein Qualitäts- und Motivationsgefälle gibt, hat wohl jeder selbst in seiner Schulzeit erlebt.
Besoldung hängt von vielen Faktoren ab, nicht der Leistung
Dennoch stößt die Stamp-Kritik auf eine besondere Beachtung. Der Mut, sich über die mangelnde Berufsmoral von bequemen Lehrer zu empören, ist im politischen Diskurs nicht weit verbreitet. Auch in der Coronazeit werden drängend Themen einfach nicht angegangen. Wie kann es sein, dass man Lehrer nicht dazu verpflichtet kann, an digitalen Fortbildungen teilzunehmen? Pädagogen, die die Weiterbildung verweigern, können unbehelligt in der Kreidezeit bleiben. Einen Rausschmiss aus dem öffentlichen Dienst haben die Beamten nicht zu befürchten. Die Besoldung hängt von vielen Faktoren ab, nur nicht von der Leistung.
Lehrer-Kritikern wurde in der Vergangenheit oft vorgeworfen, nur eine Neiddebatte zu führen. Von den vielen Urlaubswochen, den hohen Nettoeinkommen und der Möglichkeit, die ganze Familie günstig gegen Krankheit zu versichern, können „normale Angestellte“ oft nur träumen.
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Die Stamp-Kritik an denjenigen, die sich lieber „um die Vorgärten“ kümmern, statt um die Kinder, dreht aber nicht um Besitzstände. Es geht um verantwortungsloses Handeln, ausgerechnet von denen, die sich als Beamte dem Gemeinwesen besonders verpflichtet fühlen sollten. Lehrer, die keine Lust haben, sich auf den Prozess der Digitalisierung einzulassen, schaden den Jungen und Mädchen, die der Staat ihnen anvertraut hat, in besonderer Weise. Der Schaden, den unmotivierte Lehrer anrichten können, war noch nie so groß wie heute.Lehrer haben in der Politik eine gute Lobby.
Viele sitzen selbst in Parlamenten und bestimmen dort – zum Teil auch in eigener Sache – über die Schulpolitik. Diese Tradition in unserer Demokratie ist nur schwer zu durchbrechen und hat Folgen für den politischen Diskurs. Lehrer mit Samthandschuhen zu behandeln, ist für die Parteien zu einem Verhaltenskodex geworden.
Dass der Stamp, seines Zeichens Vize-Ministerpräsident von NRW, dennoch kein Blatt vor den Mund nimmt, ist ihm hoch anzurechnen. Es ist kein „Bashing“, wenn ein Politiker unangenehme Wahrheiten über einen Teil der Lehrer ausspricht.