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Kommentar zur CDUGroße Schnitzer kann sich Laschet nicht mehr erlauben

Lesezeit 3 Minuten
Laschet mit Maske

In der NRW-Staatskanzlei von Armin Laschet (CDU)  haben sich die Personalausagben erhöht.

Armin Laschet, so formulierte es ein Beobachter, „wirkt manchmal wie ein Gummibärchen, hat aber einen Kern aus Stahl“. Beim Showdown auf dem CDU-Parteitag hat er das erneut bewiesen. Der von vielen immer noch unterschätzte Aachener hielt nervenstark und auf den Punkt die beste Rede. Sein ärgster Konkurrent Friedrich Merz hingegen hatte sich erneut nicht im Griff.

Die CDU hat sich in der Führungsfrage mit der Wahl des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten für die sichere Variante durch die Mitte entschieden. Laschet steht für Kontinuität, für die Fortsetzung des Merkel-Kurses mit ähnlichen Mitteln. Neben seiner emotionalen Rede gaben am Ende seine Regierungserfahrung und sein Versprechen, in der Partei alle mitnehmen zu wollen, den Ausschlag für seinen Sieg. Das Leitmotiv „Vertrauen“, das Laschet für seine Rede gewählt hatte, kam bei den Delegierten deutlich besser an als das schneidige, aber kalte Motiv „Führung“ von Friedrich Merz.

Merz und Spahn patzen

Bei Merz zeigte sich erneut, dass Intelligenz nicht mit Klugheit gleichzusetzen ist. Mit seiner irritierenden Forderung, noch unter Merkel das Amt des Bundeswirtschaftsministers zu übernehmen, brachte er sich wohl endgültig um seine Chancen auf ein hohes politisches Führungsamt. Und da auch Jens Spahn mit einem verunglückten Unterstützerauftritt für Laschet patzte, kann sich der Rheinländer in mehrfacher Hinsicht als Sieger des Wochenendes fühlen.

Alles zum Thema Armin Laschet

Doch klar ist auch: Auf dem Weg zu seinem großen Ziel, der Kanzlerkandidatur, hat Laschet nur einen Etappensieg errungen. In den kommenden Wochen warten harte Prüfungen auf ihn.

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Trotz Laschets Triumph bleibt es dabei: Die CDU ist am Ende der Ära Merkel tief gespalten. Immerhin fast die Hälfte der Parteitagsdelegierten stimmte für den unterlegenen Merz. An der Basis wurde der Erfolg Laschets vielerorts als Sieg des „Parteiestablishments“ mit Wut und Enttäuschung registriert. Die Sehnsucht der Merz-Befürworter nach mehr „CDU pur“, nach einer deutlich konservativeren Verortung bleibt. Wie schon nach dem Scheitern des Sauerländers beim Parteitag 2018.

Die Gefahr des Kanzlerkandidaten Söder

Laschet muss es schnell und überzeugend gelingen, den Merz-Flügel in der CDU für sich zu gewinnen und die Partei vor einem weiteren Auseinanderdriften der Lager zu bewahren. Erste Bewährungsprobe werden die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Mitte März sein. Schneidet die CDU bei den Wahlen schlechter ab als erwartet, werden die Rufe nach einem Kanzlerkandidaten Markus Söder in der Union lauter werden.

Es gibt noch weitere Gefahren, die auf Laschet lauern. Da sind zum einen seine bislang eher mäßigen Popularitätswerte bei der Bevölkerung. Zwar dürfte sein starker Auftritt für einen Aufwärtstrend sorgen. Dass jedoch ein richtiger Schub daraus wird, der ihn in die Nähe der Umfragewerte von Söder katapultiert, ist eher unwahrscheinlich. In der Corona-Krise waren Laschets Auftritte nicht immer überzeugend, sein abwägender Kurs in der Pandemiebekämpfung wirkte im Vergleich zu Söders Kraftprotzerei oft ungewollt zaudernd und wankelmütig. Als CDU-Chef mit erstem Zugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur werden an Laschet im Corona-Krisenmanagement noch höhere Maßstäbe angelegt. Große Schnitzer oder auch nur den Eindruck des Herumlavierens kann er sich nicht mehr erlauben.

Die härtesten Prüfungen stehen noch bevor

Klar ist: Laschet will ins Kanzleramt. Seinen Anspruch auf die Unions-Kandidatur wird er nicht kampflos abgeben. Jedoch gibt es umgekehrt auch an der Annahme, dass Söder antreten will, wenn sich die Chance für ihn ergibt, keinen Zweifel. Zeigt Laschet Schwäche, wird sich der CSU-Chef in Stellung bringen - oder von den parteiinternen Laschet-Gegnern bringen lassen.

Die härtesten Prüfungen auf dem Weg zur einmaligen Lebenschance, als zweiter Rheinländer nach Konrad Adenauer zum Bundeskanzler gewählt zu werden, stehen Armin Laschet in den kommenden Wochen also noch bevor.