Westerland – Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz ist für seine Anreise im Privatflugzeug zur Hochzeit von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) scharf kritisiert worden. Merz war am Freitag gemeinsam mit Ehefrau Charlotte Merz im eigenen Flugzeug zur Trauung auf der Nordseeinsel gereist.
Friedrich Merz wird vor allem in den sozialen Medien fehlendes Gespür angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise vorgeworfen: „Es ist schon surreal, wenn Habeck mittwochs gefragt wird, wie lange er duscht, Scholz donnerstags mit einem Bäcker konfrontiert wird, der seine Stromrechnung nicht bezahlen kann und Merz freitags mit einem Privatflugzeug zur Hochzeit von Lindner fliegt“, schreibt die Dozentin Anke Hassel auf Twitter.
Friedrich Merz: Spott für Anreise mit Privatjet zur Lindner-Hochzeit
Ein anderer Nutzer schreibt: „Lasst das Auto stehen, dreht die Heizung ab, duscht kürzer oder spart Strom - oder auch: 'CDU-Chef und Oppositionsführer Merz reist mit Privatflugzeug zur Lindner-Hochzeit'. Es gibt Politiker mit einem Gefühl für die Sorgen und Anliegen der Menschen. Und es gibt Friedrich Merz.“
Merz reiste mit einem Flugzeug vom Typ Diamond DA62 an, das zwischen einer und 1,5 Millionen Euro auf dem Markt gehandelt wird. Die Maschine trägt die Kennung D-IAFM und damit die Initialen von Friedrich Merz. Die Maschine gehört einem Unternehmen, das sich im Besitz des CDU-Vorsitzenden befindet. Merz selbst besitzt einen Pilotenschein.
Andere Nutzer verteidigten auch Merz' Anreise zur Nordseeinsel Sylt und halten die Kritik für überzogen: So schrieb etwa der Journalist Tibor Martini: „Kein Fan von Friedrich Merz, aber ein zweimotoriges Flugzeug zu einem Privatjet zu machen, ist ein wenig übertrieben. Wenn er Geld und Spaß daran hat, gilt wie bei der Rolex von Sawsan Chebli: Sollen sie halt machen.“
Die Berliner SPD-Politikerin Chebli hatte vor einigen Jahren einen Shitstorm kassiert, nachdem sie bei einer Pressekonferenz eine teure Rolex-Armbanduhr getragen hatte.
Christian Lindner heiratet France Lehfeldt auf Sylt
Andere Nutzer verwiesen darauf, dass Merz den Flieger selbst bezahlt habe und es ihm zustehe, damit auch umherzufliegen. Autor und Podcaster Micky Beisenherz twitterte: „Ich weiß, das passt jetzt nicht so in die Klima- oder Verzichtserotikdebatten, aber: Ich finde den Auftritt von Friedrich Merz eigentlich ziemlich lässig. Dafür hat man doch einen Pilotenschein. Genau für solche Wochenenden.“
Die Autorin Jagoda Marinic dagegen kritisierte das Argument, Merz habe für sein Flugzeug gearbeitet, scharf: „'Merz arbeitet hart' war wirklich mein Lieblingstake dieses Wochenendes. Während Pflegekräfte in NRW und sonstwo ohne Applaus streiken mussten.“
Der Schauspieler Marcus Mittermeier nahm die Aktion mit Humor und spielte auf das ARD-Sommerinterview mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an, der nach aktuellen Supermarkt-Preisen gefragt wurde: „Herr Merz, wie viel kostet ein Pfund Butter? Gegenfrage: Wie viel kostet ein Hangar?“
Christian Lindner hatte am Wochenende die Journalistin Franca Lehfeldt auf Sylt geheiratet. Im Vorfeld hatte es angesichts der großen Sicherheitsvorkehrungen und der zahlreichen Gäste aus der Politik viel Wirbel um die Trauung gegeben, die schlussendlich ohne große Zwischenfälle stattfand. (shh)