Berlin – Mehrere Kennzahlen deuten auf ein wieder leicht zunehmendes Corona-Infektionsgeschehen in Deutschland hin. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz zum Beispiel stieg vergangene Woche um elf Prozent im Vergleich zur Woche zuvor, wie es im aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Covid-19 heißt. Am stärksten war der Anstieg demnach in der Altersgruppe der 50- bis 84-Jährigen.
Der Report bezieht sich vor allem auf die vergangene Woche. Bereits in der vorigen Ausgabe hatte sich gezeigt, dass der langanhaltende Rückgang bei mehreren Virus-Parametern gestoppt ist.
Für diese Woche scheint sich diese Tendenz zu bestätigen: Am Freitagmorgen gab das RKI die Sieben-Tage-Inzidenz mit 294,7 an. Am Donnerstag hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 281,4 gelegen, am Freitag vergangener Woche bei 249,9. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 50.800 Corona-Neuinfektionen - in der Vorwoche waren es 38.749.
Labortests sind seltener geworden
Grundlage der Inzidenzberechnung sind Labortestungen, die mittlerweile aber seltener als in vorherigen Phasen der Pandemie gemacht werden. Leichte Anstiege verzeichnet das RKI aber auch bei zusätzlich ermittelten Schätzwerten zu an Covid-19 Erkrankten und zu Arztbesuchen aus diesem Grund. Zudem habe die Zahl gemeldeter Corona-Ausbrüche in medizinischen Einrichtungen und Pflegeheimen zugenommen.
Vor einigen Tagen hatte bereits der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) in seiner Auswertung von PCR-Test-Zahlen von der Entwicklung einer Trendwende gesprochen. Testzahlen in Facharztlaboren seien erstmals seit Monaten wieder gestiegen.
Nach den im RKI-Wochenbericht berücksichtigten Daten ist noch keine Wiederzunahme bei den schweren Covid-19-Fällen in Krankenhäusern und auf den Intensivstationen erkennbar: Die Rede ist von einer Stabilisierung der Werte auf einem Plateau. Generell spricht das RKI weiterhin von einem hohen Infektionsdruck in allen Altersgruppen.
Omikron-Sublinie BA.5 dominiert
Unverändert sorgt die Omikron-Sublinie BA.5 nach Stichproben-Daten für den allergrößten Teil der Fälle (rund 96 Prozent). Die Sublinie BA.2.75, die wegen vermehrter weltweiter Ausbreitung unter Beobachtung steht, ist laut RKI mittlerweile rund 80 Mal in Deutschland nachgewiesen worden. Mehr als die Hälfte dieser Nachweise stammt aus den aktuellsten Wochen der Variantenauswertung (29. August bis 11. September). Es wird aber nur ein sehr kleiner Teil aller positiven Proben dahingehend untersucht.
Ob es sich bereits um erste Anzeichen für den Beginn einer neuen Welle handelt, wird sich erst im Rückblick genauer sagen lassen. In einer weiteren RKI-Publikation vom Donnerstag werden für den bisherigen Pandemieverlauf in Deutschland sechs Wellen gezählt. Die sechste Welle begann laut der rückwirkenden Einstufung im Juni, ein Enddatum ist noch nicht definiert. Da wegen der Jahreszeit eine erneute Zunahme von Atemwegserkrankungen zu erwarten sei, könne die weitere Entwicklung aktuell noch nicht genau abgeschätzt werden.
In dem Papier wird auch betont, dass schwere Erkrankungen für die Gesamtbewertung stärker in den Vordergrund rückten, „während die bloße Zahl der Infektionen längst nicht mehr so wichtig ist wie zu Beginn der Pandemie”.
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