Düsseldorf – Beim Wirtschaftsrat der NRW-CDU in Düsseldorf war man sich schon mal einig. „Sie haben unsere Unterstützung“, erklärte Paul Bauwens-Adenauer, der Geschäftsführer des einflussreichen CDU-Gremiums, unter Beifall. Wenn Armin Laschet in diesen Tagen öffentlich auftritt, erfährt er viel Schulterklopfen. Am Dienstagabend stand ein Besuch beim Düsseldorfer Heimatverein „Jongens“ im Kalender. Der lange im Voraus anberaumte Termin sei eine glückliche Fügung hieß es.
Am Dienstagmorgen hatte Laschet im Gewerbegebiet Aachen-Brand den Spatenstich für die erste Strombrücke von NRW nach Belgien ausgeführt. Die Leitung sei ein Meilenstein, der Europa weiter zusammenrücken lasse, sagte der Ministerpräsident.
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Zusammenhalt zu schaffen, das ist für Laschet die zentrale Herausforderung in diesen Tagen. Nach dem angekündigten Rückzug von Angela Merkel vom Parteivorsitz gilt er als Königsmacher für das Spitzenamt. In den kommenden Tagen führt er mit den Parteigliederungen Gespräche über den zukünftigen Kurs der Union. Der bisherige Bundesvize schließt nicht aus, selbst für das Spitzenamt zu kandidieren. Dann könnte er auch Kanzler werden. Laschet hat es – im Gegensatz zu seiner Vorgängerin Hannelore Kraft (SPD) – nie ausgeschlossen, Spitzenämter in Berlin zu übernehmen. Ganz im Gegenteil, er kokettiert damit bisweilen.
Johannes Rau hatte einmal gesagt, wer Nordrhein-Westfalen regieren kann, könne auch Deutschland regieren. Dazu sagte Laschet im Sommer im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Man sollte Rau nur widersprechen, wenn es wirklich nötig ist.“ Er sei aber „sehr gerne“ Ministerpräsident von NRW.
Eine Kandidatur von Armin Laschet gilt als letzte Option
Dieser Auftrag kann aber nun womöglich schneller als gedacht zu Ende sein. Eine Kandidatur von Laschet sei dennoch die Ultima Ratio, um eine tiefe Spaltung der Union zu verhindern, heißt es im Landesvorstand der Union. Zunächst gelte es, alle Optionen auszuloten.
Laschet wird zu den Unterstützern einer Kandidatur von Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer gezählt. Die Saarländerin gilt als Garant dafür, dass der Kurs der Mitte der Bundeskanzlerin fortgesetzt wird. In der NRW-CDU heißt es allerdings, „AKK“ wirke wie ein politischer Klon der bisherigen Chefin. Die Mitglieder dagegen bevorzugten einen Kurswechsel.
Für den stehen die Kandidaturen von Merz und Spahn, die aus Nordrhein-Westfalen kommen. Sollten die beiden an ihrer Kandidatur festhalten, könnte das zulasten von Kramp-Karrenbauer gehen. Ein „Rechtsruck“ der Union könnte aber wiederum die Machtoption auf ein Jamaika-Bündnis verbauen. In der NRW-CDU glauben nur wenige daran, dass die große Koalition die Umbrüche in der Union überdauert. „Wir müssen uns darauf einstellen, so schnell wie möglich einen Kanzlerkandidaten aus dem Hut zaubern zu können“, sagt ein CDU-Präside.
Die CDU im Landtag beobachtet die dynamische Entwicklung mit einer Mischung aus Faszination und Sorge. „Wenn Deutschland ruft, kann er sich nicht entziehen“, sagt einer aus dem Fraktionsvorstand. Laschet habe die Perspektive, sich aus eigener Entscheidung den Weg zur Kanzlerkandidatur zu ebnen. Eine Verlockung, die durch ihre historische Dimension nicht eben geringer wird: Der letzte Kanzler aus dem Rheinland hieß Konrad Adenauer.