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Nahost-NewsblogLibanon meldet 274 Tote und 1.024 Verletzte bei Angriffen Israels

Lesezeit 13 Minuten
Rauch steigt von israelischen Luftangriffen auf das Dorf Taybeh auf.

Rauch steigt von israelischen Luftangriffen auf das Dorf Taybeh auf.

Nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist die Lage in Nahost eskaliert. Die Entwicklungen in Israel, Gaza und dem Iran im Newsblog.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Israel. Sie richteten ein beispielloses Blutbad an und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel antwortete mit einem Krieg im Gazastreifen. Inzwischen ist die humanitäre Lage dort katastrophal, Israels Vorgehen steht international in der Kritik.

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.


Montag, 23. September

+++ Libanon: 274 Tote und 1.024 Verletzte bei Angriffen Israels +++

Bei den israelischen Luftangriffen im Libanon sind nach jüngsten Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mindestens 274 Menschen getötet und 1.024 verletzt worden. Unter den Toten und Verletzten seien auch zahlreiche Kinder.

+++ Iran warnt Israel nach Angriffen auf den Libanon vor „gefährlichen Konsequenzen“ +++

Der Iran hat Israel nach Angriffen auf Hochburgen der Hisbollah-Miliz im Libanon vor „gefährlichen Konsequenzen“ gewarnt. Außenministeriumssprecher Nasser Kanani nannte die jüngsten israelischen Angriffe am Montag „wahnsinnig“ und sprach von einer „ernsthaften Bedrohung für den regionalen und internationalen Frieden“. Irans Präsident Massud Peseschkian warf Israel vor, einen „größeren Konflikt“ zu wollen.

Israel hatte am Montag seine Angriffe auf Ziele der vom Iran unterstützen Hisbollah-Miliz im gesamten Libanon verstärkt. Dabei wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums 182 Menschen getötet und 727 verletzt.

+++ Libanon: 182 Tote und 727 Verletzte bei Israels Angriffen +++

Bei israelischen Luftangriffen im Libanon sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens 182 Menschen getötet und 727 verletzt worden. Unter den Opfern seien auch Kinder und Sanitäter. Es ist die höchste Zahl an Toten und Verletzten im Libanon seit Beginn der kriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hisbollah vor bald einem Jahr. Es sind auch die tödlichsten Angriffe Israels im Libanon seit dem letzten großen Krieg beider Parteien im Jahr 2006.

Israels Armee hatte die Angriffe im Nachbarland in den vergangenen Tagen bereits ausgeweitet. Auch dabei gab es Tote und Verletzte. Die Armee ist Fragen, ob auch eine Bodenoffensive des Militärs möglich sei, bisher ausgewichen. Bei einem Einmarsch israelischer Truppen im Libanon wäre eine noch größere Beteiligung verbündeter Milizen der Hisbollah in der Region oder des Irans nicht ausgeschlossen. Allein am Montag meldete das israelische Militär mehr als 300 Angriffe auf Hisbollah-Ziele.

Die Hisbollah und Israel liefern sich seit bald einem Jahr fast täglichen Beschuss. Dabei wurden mehr als 500 Hisbollah-Kämpfer, zwei Dutzend Zivilisten im Libanon sowie 48 Soldaten und Zivilisten in Israel getötet. Zudem mussten 150.000 Menschen auf beiden Seiten der Grenze ihre Wohnorte verlassen. Die kriegsähnlichen Auseinandersetzung hat sich nach der Explosion Tausender Kommunikationsgeräte im Libanon sowie einem israelischen Angriff auf die Hisbollah-Führung nahe Beirut mit mehr als 50 Toten, darunter auch Zivilisten, in der vergangenen Woche noch einmal verstärkt.

+++ Libanesische Regierung: 100 Tote bei israelischen Angriffen im Süden +++

Nach den jüngsten israelischen Angriffen auf die Hisbollah-Miliz im Libanon hat die Regierung in Beirut 100 Tote gemeldet. Durch den intensiven Beschuss im Süden des Landes seien am Montag 50 Menschen getötet und mehr als 400 weitere verletzt worden, erklärte das libanesische Gesundheitsministerium.

+++ Israels Armee: Mehr als 300 Hisbollah-Ziele im Libanon angegriffen +++

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben allein heute bereits mehr als 300 Ziele der libanesischen Hisbollah-Miliz im nördlichen Nachbarland angegriffen. Generalstabschef Herzi Halevi habe bei Beratungen im Militärhauptquartier in Tel Aviv Angriffsziele genehmigt, teilte die Armee mit.

Nach libanesischen Angaben wurden rund 60 Dörfer beschossen. Die Armee hatte vorher Warnungen an die Zivilbevölkerung ausgesprochen.

+++ Israel: Hisbollah versteckte Marschflugkörper in Wohnhaus +++

Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah hat nach Darstellung der israelischen Armee versucht, einen in einem Wohnhaus versteckten Marschflugkörper gegen Israel einzusetzen. Es handele sich um eine Rakete aus russischer Produktion mit einem rund 300 Kilogramm schwerem Sprengkopf und einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern, sagte ein israelischer Militär im Gespräch mit Journalisten.

Die Waffe sei in einem Wohnhaus im Süden des Libanons versteckt gewesen. Hisbollah-Kämpfer hätten eine Wand des Hauses durchbrochen und einen Angriff mit dem Marschflugkörper vorbereitet. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

+++ Israels Armee warnt Einwohner im Süden des Libanons +++

Die israelische Armee hat der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah vorgeworfen, im Süden des Libanons gezielt Angriffswaffen in Häusern von Zivilisten zu verstecken. Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari sagte, dies betreffe Dutzende von Dörfern in einer Zone bis zu 80 Kilometer nördlich der israelischen Grenze.

„Die Hisbollah hat den Süden Libanons in eine Kampfzone verwandelt“, sagte er. Damit gefährde die Organisation die Bürger des eigenen Landes. Er rufe alle Zivilisten, die sich in der Nähe von Häusern aufhielten, in denen die Hisbollah Waffen versteckt habe, dazu auf, das Gebiet sofort zu verlassen.

+++ Ägyptens Außenminister warnt vor „Eskalation“ und sieht Verantwortung bei Israel +++

Vor dem Beginn der UN-Generaldebatte hat Ägyptens Außenminister Badr Abdelatty angesichts des anhaltenden gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz vor einer „Eskalation“ und einem „umfassenden Krieg“ im Nahen Osten gewarnt. „Es herrscht große Besorgnis (...) über die Möglichkeit einer Eskalation in der Region, die zu einem umfassenden Krieg führt“, sagte Abdelatty am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP am Sitz der Vereinten Nationen in New York.

Die Verschärfung der Lage an der israelisch-libanesischen Grenze habe „negative Auswirkungen“ auf die Verhandlungen über eine Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen, sagte Abdelatty.

Die Verantwortung dafür, dass ein Abkommen bislang nicht zustande gekommen ist, wies der ägyptische Chefdiplomat der israelischen Regierung zu.

Sonntag, 22. September

+++ Libanon: Tote bei israelischen Luftangriffen gemeldet +++

Die Hisbollah schießt Raketen auf den Norden Israels. Die israelische Armee attackiert ihrerseits Stellungen der Miliz im Libanon. Dort werden nun drei Tote gemeldet.

Wie das Gesundheitsministerium im Libanon mitteilte, wurden bei Angriffen in zwei Dörfern im Süden des Landes außerdem drei Menschen verletzt. Von der israelischen Armee gab es dazu zunächst keine Angaben. Vonseiten der libanesischen Hisbollah-Miliz hieß es, einer ihrer Kämpfer sei ums Leben gekommen.

+++ Netanjahu droht Hisbollah mit weiteren Angriffen +++

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat sich zu den Schlägen gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon der vergangenen Tage geäußert und mit weiteren Angriffen gedroht. „In den vergangenen Tagen haben wir der Hisbollah eine Reihe von Schlägen zugefügt, die sie sich niemals hätte vorstellen können“, erklärte Netanjahu am Sonntag. „Wenn die Hisbollah die Botschaft nicht verstanden hat, verspreche ich, sie wird die Botschaft verstehen.“

In seiner nun veröffentlichten Erklärung bekräftigte Netanjahu am Sonntag das Ziel seiner Regierung, die Hisbollah-Angriffe auf den Norden Israels zu stoppen, damit die von dort vertriebenen Menschen zurückkehren können. „Wir sind entschlossen, dies so zu tun, dass die Bewohner im Norden in völliger Sicherheit zu sich nach Hause zurückkehren können“, erklärte er.

„Kein Land kann Angriffe auf seine Bürger, Angriffe auf seine Städte hinnehmen. Und wir, der Staat Israel, werden das auch nicht hinnehmen.“

+++ Palästinenser: Tote nach Angriff auf Schulgebäude in Gaza +++

Israel wirft der Hamas vor, zivile Gebäude für ihre Zwecke zu missbrauchen. Bei einem erneuten Luftangriff auf ein ehemaliges Schulgebäude in Gaza sollen mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen sein.

Unter den Todesopfern befinde sich auch der Generaldirektor des von der islamistischen Hamas kontrollierten Wohnungsbauministeriums, hieß es aus medizinischen Kreisen. Es gebe auch Verletzte. Die israelische Armee teilte mit, Terroristen der Hamas hätten das Gelände der ehemaligen Schule für Einsätze genutzt.

+++ UN: „Unmittelbar bevorstehende Katastrophe“ im Nahen Osten +++

Die Sonderkoordinatorin der Vereinten Nationen für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, sieht den Nahen Osten vor einer katastrophalen Entwicklung. Die Region stehe „an der Schwelle zu einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe“, teilte Hennis-Plasschaert mit.

„Es kann nicht häufig genug betont werden: Es gibt keine militärische Lösung, die irgendeine der beiden Seiten sicherer machen wird.“

+++ Israel lässt Al-Dschasira-Büro im Westjordanland vorübergehend schließen +++

Israelische Streitkräfte haben Angaben von Al-Dschasira zufolge das Büro des Fernsehsenders in Ramallah im Westjordanland gestürmt und eine vorübergehende Schließung des Senders angeordnet. „Es gibt ein Gerichtsurteil für die 45-tägige Schließung von Al-Dschasira“, sagte ein israelischer Soldat laut einem Live-Bericht des Senders am Sonntag. „Ich fordere Sie dazu auf, alle Kameras mitzunehmen und das Büro sofort zu verlassen“, sagte er demnach.

Auf Bildern war zu sehen, wie schwer bewaffnete und vermummte Kräfte das Büro stürmten. Laut Al-Dschasira nannten die Soldaten keine Gründe für das Sendeverbot.

Gegen Al-Dschasira besteht bereits ein Sendeverbot in Israel. In der vergangenen Woche kündigte die israelische Regierung an, Al-Dschasira-Journalisten die Presseausweise zu entziehen. Israels Kommunikationsminister Schlomo Karhi hatte Al-Dschasira im Juni als „ein Sprachrohr des Terrorismus im Dienste der Hamas“ bezeichnet.

Im Juli waren der Korrespondent des Senders im Gazastreifen, Ismail al-Ghoul, sowie dessen Kameramann Rami al-Rifi, bei einem israelischen Luftangriff getötet worden, als diese über das Flüchtlingslager Al-Schati berichteten. Angaben der israelischen Armee zufolge war al-Ghoul am Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober beteiligt. Der Sender wies dies zurück.

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen berichtet Al-Dschasira regelmäßig von dort über das Vorgehen Israels. Das Büro des Senders in der Stadt Gaza war bereits bombardiert worden, wobei zwei Journalisten starben.

+++ Schwere Gefechte zwischen Israel und Hisbollah +++

Israels Armee und die Hisbollah-Miliz im Libanon haben sich in der Nacht erneut schwere Gefechte geliefert. Die proiranische Miliz feuerte in der Nacht Dutzende Raketen auf den Norden Israels ab, die so weit reichten wie noch nie seit Beginn der Angriffe der Hisbollah auf Israel vor fast einem Jahr. Die Geschosse wurden in mehreren Salven abgefeuert, wie die „Times of Israel“ unter Berufung auf die Armee berichtete. Die meisten seien abgefangen worden.

Israels Luftwaffe attackierte in den Abendstunden zuvor nach eigenen Angaben in mehreren Angriffswellen etwa 110 Stellungen der Miliz im Südlibanon, darunter einsatzbereite Raketenabschussrampen und „terroristische Infrastruktur“. Seit Samstagnachmittag seien rund 400 Ziele angegriffen worden, hieß es. In den frühen Morgenstunden heulten in gleich mehreren Gebieten in Nordisrael die Sirenen.

Angesichts der Eskalation verschärfte die Armee am frühen Morgen die Einschränkungen für Bewohner im Norden Israels. Unter anderem auf den Golanhöhen und in der Küstenstadt Haifa darf kein Unterricht stattfinden. Arbeitsplätze dürfen nur aufgesucht werden, wenn sich ein Schutzraum in der Nähe befindet, wie die „Times of Israel“ meldete. Versammlungen im Freien seien auf maximal 10 Personen, in Innenräumen auf 100 Teilnehmer beschränkt.

Samstag, 21. September

+++ Israel erlässt Beschränkungen für Bewohner im Norden +++

Auf Bildern war zu sehen, wie schwer bewaffnete und vermummte Kräfte das Büro stürmten. Laut Al-Dschasira nannten die Soldaten keine Gründe für das Sendeverbot.

Gegen Al-Dschasira besteht bereits ein Sendeverbot in Israel. In der vergangenen Woche kündigte die israelische Regierung an, Al-Dschasira-Journalisten die Presseausweise zu entziehen. Israels Kommunikationsminister Schlomo Karhi hatte Al-Dschasira im Juni als „ein Sprachrohr des Terrorismus im Dienste der Hamas“ bezeichnet.

Im Juli waren der Korrespondent des Senders im Gazastreifen, Ismail al-Ghoul, sowie dessen Kameramann Rami al-Rifi, bei einem israelischen Luftangriff getötet worden, als diese über das Flüchtlingslager Al-Schati berichteten. Angaben der israelischen Armee zufolge war al-Ghoul am Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober beteiligt. Der Sender wies dies zurück.

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen berichtet Al-Dschasira regelmäßig von dort über das Vorgehen Israels. Das Büro des Senders in der Stadt Gaza war bereits bombardiert worden, wobei zwei Journalisten starben.

Angesichts der jüngsten Eskalation im Konflikt mit der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah hat Israels Armee verstärkte Einschränkungen für die Menschen in Nordisrael angekündigt. In mehreren Gebieten, darunter in der Küstenstadt Haifa, seien Versammlungen im Freien auf maximal 30 Personen, in Innenräumen auf 300 Teilnehmer beschränkt, teilte die Armee mit. Anwohner der betroffenen Gebiete dürfen den Angaben nach zudem nur noch zu ihren Arbeitsplätzen, zu Schulen und Universitäten, wenn dort Schutzräume verfügbar sind. Die geänderten Richtlinien gelten seit dem Abend.

Bei einem Angriff auf ein Treffen der Hisbollah in Beirut waren am Freitag nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums insgesamt mindestens 37 Menschen getötet worden, darunter auch drei Kinder. Unter den Todesopfern waren auch mehrere hochrangige Hisbollah-Militärkommandeure. Seitdem gibt es heftigen gegenseitigen Beschuss im libanesisch-israelischen Grenzgebiet.

+++ Tausende demonstrieren in Israel wieder für Geisel-Deal +++

In Israel haben erneut Tausende Menschen für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln protestiert. Viele Demonstranten in der Küstenmetropole Tel Aviv zeigten Plakate mit Fotos von Verschleppten. „Beendet das Blutvergießen“, war auf einem anderen Schild zu lesen. Auch in anderen Städten im Land gab es erneut Kundgebungen.

„Liri - entschuldige“, sagte der Vater einer entführten Frau auf einer Kundgebung in Tel Aviv. Bereits seit einem Jahr habe er seine Tochter nicht in den Arm nehmen und mit ihr zusammen lachen können. Vor allem einige rechtsextreme israelische Minister seien schuld, dass noch immer kein Abkommen mit der islamistischen Hamas für ein Ende des Kriegs und die Freilassung der Geiseln zustande gekommen sei, argumentierte der Vater.

Tausende demonstrieren in Tel Aviv am Samstagabend für die Freilassung von Geiseln.

Tausende demonstrieren in Tel Aviv am Samstagabend für die Freilassung von Geiseln.

Der Cousin eines Mannes, dessen Leiche die Hamas noch im Gazastreifen festhält, forderte in einer Ansprache: „From the river to sea, Palestinians and Israelis should be free“ („Vom Fluss bis zum Meer, Palästinenser und Israelis sollten frei sein“). Der Ausruf ist eine Abwandlung der umstrittenen Parole „From the river to the sea, Palestine will be free“. Sie wird mitunter als Leugnung des Existenzrechts Israels und als Befürwortung des Terrorangriffs der Hamas vom 7. Oktober 2023 verstanden.

+++ Israels Armee: Angriffe auf Ziele im Südlibanon mit „dutzenden“ Kampfflugzeugen +++

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben am Samstagabend massive Luftangriffe gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Südlibanon geführt. „Dutzende“ Kampfflugzeuge seien an dem Einsatz gegen Ziele der Hisbollah beteiligt, teilte Armeesprecher Daniel Hagari mit. „Im Verlauf der vergangenen Stunde haben wir einen umfassenden Angriff im Südlibanon lanciert, nachdem wir Vorbereitungen der Hisbollah für einen Beschuss des israelischen Territoriums erkannt hatten“, erklärte der Sprecher.

Libanesen beobachten den von der südlibanesischen Stadt Mardsch Uyun aus gesehen Rauch, der nach israelischem Beschuss aufsteigt.

Libanesen beobachten den von der südlibanesischen Stadt Mardsch Uyun aus gesehen Rauch, der nach israelischem Beschuss aufsteigt.

+++ Libanons Außenminister: „Große Explosion“ zeichnet sich ab +++

Angesichts der schweren Spannungen und wiederholten gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und der Hisbollah sieht der libanesische Außenminister Abdullah Bou Habib die Gefahr eines großen Krieges. „Entweder zwingt dieser Rat Israel, seine Aggression einzustellen“, sagte Bou Habib vor dem UN-Sicherheitsrat in New York, „oder wir werden stumme Zeugen der großen Explosion sein, die sich heute am Horizont abzeichnet.“ Bevor es zu spät sei, „müssen Sie verstehen, dass diese Explosion weder den Osten noch den Westen verschonen und uns ins dunkle Zeitalter zurückwerfen wird.“

Bou Habib warf Israel vor, hinter dem Angriff in seinem Land mit explodierenden Pagern und Funkgeräten zu stecken. Der Minister sagte, Tausende Pager seien zur Explosion gebracht worden. Zwischendurch hielt er ein Bild im Rat hoch, dass eine blutige Hand mit abgesprengten Fingern zu zeigen schien.

Mindestens 37 Menschen kamen nach libanesischen Behördenangaben am Dienstag und Mittwoch bei den Detonationen der manipulierten Geräte ums Leben. Rund 3.000 weitere wurden demnach verletzt - darunter nicht nur Hisbollah-Mitglieder, sondern auch Zivilisten wie Kinder. Israel hat sich bislang nicht öffentlich zu den Angriffen bekannt.

Es sei klar, dass Israel sich nicht an das Völkerrecht und das humanitäre Recht halte, so Bou Habib weiter. „Wenn Israel solche Taten begeht, erleben wir nur schüchterne Bekundungen des Bedauerns, die Israel ermutigen, die internationalen Resolutionen zu missachten, von denen seit 1948 keine einzige gegen Israel umgesetzt wurde“. Israel sei zu einem Schurkenstaat geworden.

+++ Libanon: Zahl der Todesopfer nach Israels Angriff steigt auf 31 +++

Die Zahl der Toten ist nach dem israelischen Angriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut auf 31 angestiegen. Darunter seien drei Kinder und sieben Frauen, teilte der libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad mit. Es habe mindestens 68 Verletzte gegeben. Zuvor war von mindestens 14 Toten die Rede gewesen.

Die Hisbollah selbst erklärte den Tod von insgesamt 15 ihrer Mitglieder. Darunter war auch der hochrangige Militärkommandeur Ibrahim Akil, dem der Angriff nach Angaben des israelischen Militärs gegolten hatte. Akil gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Hisbollah.

Pro-iranische Hisbollah-Kämpfer tragen den Sarg eines der drei Kommandeure der Elitebrigade al-Radwan, die bei einem israelischen Luftangriff auf einen südlichen Vorort von Beirut getötet wurden, während des Trauerzuges.

Pro-iranische Hisbollah-Kämpfer tragen den Sarg eines der drei Kommandeure der Elitebrigade al-Radwan, die bei einem israelischen Luftangriff auf einen südlichen Vorort von Beirut getötet wurden, während des Trauerzuges.

Nach Angaben des Gesundheitsministers ist auch die Zahl der Todesopfer nach den mutmaßlich von Israel koordinierten Explosionen von Pagern und Funkgeräten am Dienstag und Mittwoch weiter angestiegen. Insgesamt seien dabei 39 Menschen getötet worden.

+++ Iran verurteilt gezielte Tötung von Hisbollah-Kommandeur – Racheakt aber nicht geplant +++

Der Iran verurteilt die gezielte Tötung eines Militärkommandeurs der libanesischen Hisbollah-Miliz bei einem israelischen Luftangriff in Beirut aufs Schärfste. Ein Racheakt des Irans ist aber nach Angaben des iranischen Außenministers Abbas Araghchi nicht geplant. „Der Vorfall ist eine Angelegenheit der Hisbollah, und die wird sicherlich zu gegebener Zeit auch eine geeignete Reaktion zeigen“, sagte der iranische Chefdiplomat laut Nachrichtenagentur Isna.

Araghchi bezeichnete die gezielte Tötung von Kommandeur Ibrahim Akil als „einen verbrecherischen Verzweiflungsakt des zionistischen Regimes“. Israel sei in eine Sackgasse geraten und versuche nun, „mit solchen Verbrechen die gesamte Region in den Sumpf zu ziehen“. Der Iran werde auf eine internationale Verurteilung der israelischen „Kriegsverbrechen“ drängen, um so eine noch gefährlichere Eskalation der Lage im Nahen Osten zu verhindern, sagte der Minister.