Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel grenzt sich der deutsche Ableger von „Fridays for Future“ klar von einem Instagram-Beitrag ab.
„Gehirnwäsche“ zum Nahostkonflikt„Fridays for Future“ irritiert mit Verschwörungstheorie in Palästina-Post
Die Klima-Gruppe „Fridays for Future“ (FFF) hat mit einem Instagram-Beitrag zum Nahostkonflikt viel Aufsehen erregt. Über das internationale Konto der Klimaaktivisten wurde ein verschwörungstheoretischer Post geteilt, in dem von „Gehirnwäsche der westlichen Medien zum Beistand Israels“ die Rede ist.
Der Beitrag, der am Mittwochabend (25. Oktober) veröffentlicht wurde, zog viel Kritik auf sich. Auch der deutsche Ableger von Fridays for Future distanzierte sich von den Positionen.
„Fridays for Future“: Internationale Gruppe spricht von „Propaganda“ der „westlichen Medien“
In dem Beitrag des internationalen FFF-Accounts, dem knapp eine halbe Million Menschen folgen, ist von einem Genozid an Palästinenserinnen und Palästinensern die Rede. Danach thematisiert der Beitrag drei vermeintliche Arten, auf die westliche Medien in der Berichterstattung flächendeckend verzerrt über den eskalierenden Nahostkonflikt berichten würden.
Alles zum Thema Fridays for Future
- „ Vorwürfe und Enttäuschung zum Ende der Weltklimakonferenz in Baku
- COP29 in Baku Klimagipfel-Entwurf – 250 Milliarden Dollar Hilfen pro Jahr
- „Kidical Mass“ Fahrraddemos in Rhein-Sieg werben für mehr Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr
- Fridays for Future Tausende Kölner demonstrieren für mehr Klimaschutz
- Klimastreik 100 Menschen demonstrierten in Lindlar
- Fridays for Future Tausende bei Demonstrationen für Klimaschutz
- Umfrage Gut die Hälfte der Deutschen sorgt sich wegen Klimawandel
Demnach würden Zeitungen und Sender niemals die volle Geschichte offenlegen und etwa über die vielen Toten, darunter viele Frauen und Kinder, auf Palästinenser-Seite berichten. (Hinweis der Redaktion: Angaben dazu finden Sie etwa in unserem Newsblog zum Nahostkonflikt). Wären die toten Zivilistinnen und Zivilisten Israelis, würden die Medien ganz anders berichten, behaupten die unbekannten Verfasser des Posts über den internationalen FFF-Account.
Offen lässt der Beitrag, welche Medien denn genau zu westlichen Medien zählen sollen. Verallgemeinert und verkürzt wird auch bei Kritik, die darauf abzielt, Medien würden den mehr als 70 Jahre alten Konflikt als „kompliziert“ erklären. Für die Autorin oder den Autor des Beitrags ist die Lage klar: „Es gibt keine Sache wie zwei Seiten. Einer ist der Unterdrücker und einer der Unterdrückte“, heißt es in dem Beitrag. Israelische Todesopfer werden im Beitrag bewusst nicht thematisiert.
Es folgen weitere Kritikpunkte, etwa dass Palästinenser oft „dehumanisiert“ würden. Der Beitrag endet mit dem Appell, sich nicht der „Propaganda“ und „Kraft“ der Medien hinzugeben. Beispiele oder Belege für die Kritik führt der Beitrag nicht an.
Deutsche FFF-Gruppe widerspricht dem Post
Bemerkenswert ist, dass der FFF-Beitrag ein einzelnes Instagram-Konto als Quelle auszeichnet, der Account „Sumayeaah“ wird in den Credits genannt. „Sumayeaah“ zeigt sich auf Instagram ganz klar auf der Seite Palästinas. „I stand with Palestine“ zeigt das Profilbild, auf Arabisch steht in seinem oder ihrem Profil: „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“.
Von dem Beitrag distanzierte sich der deutsche Ableger von „Fridays for Future“. „Nein, der internationale Account spricht – wie zuvor betont – nicht für uns. Nein, der Post ist nicht mit uns abgestimmt. Nein, wir stimmen nicht mit den Inhalten überein“, heißt es in einer Reaktion auf den Instagram-Beitrag bei X (Twitter) am Donnerstagvormittag.
Bereits zuvor hatte sich die deutsche FFF-Gruppe zum Konflikt zwischen Israel und Gaza geäußert. In dem Instagram-Statement vom vergangenen Samstag heißt es: „Wir sind solidarisch mit den Opfern der Gewalt der Hamas, verurteilen den Terror und hoffen, dass alle Geiseln gesund zurückkehren werden. Wir sind uneingeschränkt solidarisch mit Jüdinnen und Juden, die weltweit und auch hier antisemitische Gewalt erleben.“ Weiter heißt es: „Wir sehen das Leid der Zivilbevölkerung und insbesondere der Kinder in Gaza. Der steigende anti-muslimische Rassismus auch hier in Deutschland erfüllt uns mit großer Sorge. All das sind keine Widerprüche. (...)"
Politischer Kurs von „Fridays for Future“: Wer trifft die Entscheidungen?
Bereits im August hatte die „Jüdische Allgemeine“ auf die israelfeindlichen Tendenzen der internationalen Gruppe von Fridays for Future aufmerksam gemacht. Demnach sei es eine kleine Kerngruppe aus Entscheiderinnen und Entscheidern, die die Stoßrichtung teilweise auch unabgesprochen vorgibt – obwohl weltweit viele Menschen die Klima-Bewegung unterstützen.
Laut „Jüdischer Allgemeine“, die Chat-Nachrichten auswertete, habe dieses Vorgehen auch Streit in er Klima-Gruppe ausgelöst. Unabhängig bestätigen ließen sich die Berichte zunächst nicht. Auf X, ehemals Twitter, verwies jedoch der deutsche FFF-Account auf den Artikel mit dem Hinweis: „Wer nachlesen will, wie solche Posts zustande kommen, kann das hier machen.“
In die Schlagzeilen und Kritik geriet zuletzt auch FFF-Gründerin Greta Thunberg, die sich ebenfalls klar mit Palästina solidarisierte. Am vergangenen Freitag hatte die schwedische Klimaaktivistin ein Foto von sich und anderen Personen mit Schildern gezeigt, auf Thunbergs Banner stand: „Stand with Gaza“ („Steht zu Gaza“). Thunberg, die mit ihrem Schulstreik fürs Klima bekannt geworden war, änderte den Fokus ihres Protests in „Streik für die Solidarität für Palästina und Gaza“.
Sowohl Thunberg als auch jüngst die internationale FFF-Bewegung haben für ihre Positionen, die von vielen nicht nur als pro-palästinensisch sondern anti-israelisch bis antisemitisch gesehen wird, viel Kritik einstecken müssen. Die deutsche Schauspielerin Lena Klenke kommentierte den jüngsten FFF-Post mit: „Are you fucking for real?“, andere User kommentierten den Beitrag etwa mit: „Islamists for no future“ oder „Ok, genug! Ich dachte, dies sei eine Pro-Klima-Seite, keine Hamas-Propaganda. Unfollow.“