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„Kidical Mass“Fahrrraddemos in Rhein-Sieg werben für mehr Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr

Lesezeit 3 Minuten
In Hennef radelten die Kleinen und großen Demonstranten bei der Kiddical Mass am Weltkindertag über die Frankfurter Straße.

In Hennef radelten die Kleinen und großen Demonstranten bei der Kiddical Mass am Weltkindertag über die Frankfurter Straße.

Zum Weltkindertag demonstrierten in Windeck, Hennef, Troisdorf und Sankt Augustin hunderte Radfahrerinnen und Radfahrer.

Mit lautem Klingeln setzte sich am Sonntagvormittag in Hennef ein langer Zug aus großen und kleinen Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern in Bewegung. Mehr als 100 Menschen bildeten die „Kidical Mass“, eine Fahrraddemo insbesondere für die Kleinsten auf der Straße. Begleitet von der Polizei fuhren sie über die Frankfurter Straße zum Kurpark.

„Viele Leute fahren gerne Rad und wünschen sich sichere Straßen, sei es für den Weg zur Schule, zur Arbeit oder zum Kindergarten – davon gibt es in Hennef zu wenig, auch wenn es langsam in die richtige Richtung geht“, sagte Organisatorin Lena Gressel. „Wir brauchen mehr Fahrradstraßen, breitere Radwege oder Radbusse, bei denen sich die Kinder morgens mit ihren Rädern treffen und gemeinsam in die Schule fahren.“

Hennef: Bürgermeister Mario Dahm fuhr bei Fahrraddemo mit

Viele Eltern waren mit ihren Kindern gekommen, auch Bürgermeister Mario Dahm fuhr mit. Sabine und Jan Brune warteten mit Tochter Pia auf den Start. Mit dem Fahrrad zur Schule fahren soll die Siebenjährige erst nach der Fahrradprüfung in der vierten Klasse, deswegen geht sie jeden Morgen zu Fuß. „Den Autos wird immer noch zu viel Platz eingeräumt. Insbesondere Wege, um zur Schule zu kommen, sind zu schmal oder werden vernachlässigt“, sagte Sabine Brune.

Mutig mitten auf der Straße: Das können kleine Radfahrer nur in Polizeibegleitung, so wie bei der Kiddical Mass in Windeck mit Blick auf den Dattenfelder Dom.

Mutig mitten auf der Straße: Das können kleine Radfahrer nur in Polizeibegleitung, so wie bei der Kiddical Mass in Windeck mit Blick auf den Dattenfelder Dom.

Sie hob den Verkehrsversuch an der Fritz-Jacobi-Straße hervor, die wegen der Nähe zu den Schulen mittlerweile dauerhaft für Kraftfahrzeuge gesperrt ist. Die Königstraße ist eine Fahrradstraße, auf der Autos Zweiräder nicht überholen dürfen. „So was finde ich sehr gut, damit die Kinder eigenständiger werden und die Eltern sie nicht mehr in die Schule fahren müssen, denn die Eltern sind auch Teil des Problems.“

„Kidical Mass“ fuhr auch in Windeck von der Dattenfelder Ortsmitte nach Altwindeck

Auch in anderen Städten, darunter Troisdorf und Sankt Augustin, waren am Wochenende Fahrraddemonstrationen angemeldet. Bereits am Freitagnachmittag setzten sich in Windeck-Dattenfeld rund 25 Teilnehmende in Bewegung. „Uns geht es darum, Kinder aufs Rad zu bringen. In diesen Tagen beteiligen sich Tausende an einer Kidical Mess, da wollen wir Teil davon sein. Klimastreik und Weltkindertag finden gleichzeitig auch statt, sagte Dieter Zerbin vom ADFC Obere Sieg.

Radfahrer biegen in eine Kurve in Windeck ein.

Der ADFC in Windeck forderte mit der Raddemo sichere Radwege ein - die gebe es in Windeck nicht.

Fast hätte er die Demonstration abgesagt: „Es standen anfangs nur zwei Kinder hier, für die brauchen wir keine Kinderdemo machen. Ich hatte der Polizei schon gesagt, dass wir es sein lassen – da kamen doch nochmal Eltern mit sechs Kindern um die Ecke.“

Sie fuhren von der Dattenfelder Ortsmitte nach Altwindeck und über die Hauptstraße zurück zum Platz vor dem Supermarkt. Poolnudeln hatten sie dabei, um auf den vorgeschriebenen Abstand beim Überholen aufmerksam zu machen. „Es waren etwas weniger Leute als im vergangenen Jahr dabei.“ Und dabei ist das Anliegen Zerbin zufolge dringender denn je.

Radclub ADFC fordert sichere Radwege in Windeck

„Es gibt keinen einzigen Radweg in Windeck“, meinte er. „Der Weg entlang der Sieg ist als Radweg ausgewiesen, aber eigentlich zur Unterhaltung des Ufers gedacht. Er ist nur auf eigene Gefahr zugelassen, das Laub wird nur auf Antrag entfernt.“ Er fordert zudem einen Radstreifen entlang der L333. „Der bietet allerdings auch keinen echten Schutz.“

Der Alltagradverkehr stecke inWindeck noch in den Kinderschuhen. „Ohne Radwege fahren die Leute nicht mit dem Rad zum Einkaufen oder in den Kindergarten. Aber erst, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind, werden sie und ihre Bedürfnisse wahrgenommen“, so Zerbin.