Droht ein Preisschock in der Gastronomie? Die Ampel-Koalition dreht an der Steuer-Schraube, will zum Jahreswechsel die Mehrwertsteuer auf Speisen um 12 Prozent erhöhen. Die Wirte rechnen mit fatalen Auswirkungen.
Gaststättenverband sieht Existenzen bedroht„Wir befürchten, dass durch einen Preisschock noch mehr Kunden zu Hause bleiben“
Essen zu gehen ist derzeit schon oft ein teures Vergnügen – der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga rechnet damit, dass die Gäste ab 2024 noch tiefer ins Portemonnaie greifen müssen. Denn dann soll die Mehrwertsteuer auf Gerichte von derzeit sieben auf 19 Prozent steigen.
„Wir befürchten, dass durch einen Preisschock noch mehr Kunden als bislang zu Hause bleiben“, sagte Dehoga-Präsident Patrick Rothkopf vor Journalisten in Düsseldorf. „In der Corona-Krise haben wir 6000 Betriebe verloren. Ich befürchte, dass weitere 2500 bis 3500 Betriebe dicht machen könnten“, so der Hotelier aus Euskirchen.
Dehoga-Präsident: „Die Rücklagen sind in vielen Betrieben aufgebraucht.“
Die Mehrwertsteuer auf Speisen war in der Corona-Zeit auf sieben Prozent ermäßigt worden, um das Gastro-Geschäft anzukurbeln. Trotz Inflation und hoher Energiepreise soll die Sonderregelung zum Jahreswechsel auslaufen. Für ein Schweineschnitzel mit Bratkartoffeln und Salat, das bislang 19,90 Euro kostet, könnten künftig 23 Euro fällig werden. Bleiben viele Gäste dann ganz weg? „Wir hatten 2021 Umsatzrückgänge von 40 Prozent“, erklärte Rothkopf. „Die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung könnten fatal sein.“
In NRW gibt es derzeit noch rund 32000 Gastronomiebetriebe. Die Umsätze sind fast überall rückläufig. „Immer häufiger verzichten Gäste auf das zweite Glas Wein oder das Dessert. Dabei haben viele Wirte die Preissteigerungen bei den Lebensmitteln gar nicht vollständig an die Gäste weitergegeben. Die Rücklagen sind in vielen Betrieben aufgebraucht“, sagte der Dehoga-Präsident.
Ampel bleibt bei Steuer-Plänen
Die Gastronomie sieht sich nicht nur durch die Kostensteigerungen in die Zange genommen. Auch die strukturellen Veränderungen in der Arbeitswelt treffen die Wirte. Tagungen, die früher in Präsenz stattfanden, werden heute oft digital durchgeführt. Damit entfallen auch die geselligen Abende mit den Kollegen. Zudem sei der Umsatz durch Geschäftsessen spürbar zurückgegangen, hieß es.
Der Gaststättenverband appelliert an die Politik, die Pläne zu stoppen. Denn die Steuererhöhung werde sich am Ende für den Staat nicht rechnen, wenn viele Betriebe schließen müssten, so der Dehoga. Die Ampel-Koalition in Berlin hat einen Antrag der CDU auf die Erhöhung zu verzichten, im Finanzausschuss des Bundestags abgelehnt.