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DeutschlandticketVRS fürchtet hohe Fahrgeldverluste und Abkehr von bisherigen Abo-Tickets

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Ein Regionalzug verlässt den Kölner Hauptbahnhof. Die Vereinbarung von Bund und Ländern zur Finanzierung des 49-Euro-Tickets für den Nahverkehr reicht aus Sicht vonVerkehrsunternehmen und Kommunen in NRW nicht aus.

Ein Regionalzug verlässt den Kölner Hauptbahnhof. Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg fordert mehr finanzielle Sicherheiten vor der Einführung des Deutschlandtickets, die am 1. April 2023 geplant ist. Foto: Henning Kaiser/dpa

Der Einführung des Deutschlandtickets sieht man beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) mit Sorgen entgegen. Bund und Länder müssten garantieren, dass sie mögliche Mehrkosten ausgleichen.

Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) warnt bei der Einführung des 49-Euro-Tickets zum 1. April 2023 vor unkalkulierbaren finanziellen Risiken für die kommunalen Haushalte. Diesen Starttermin streben die Länder nach der Verkehrsministerkonferenz mit dem Bund an.

In einem Brief an die Bürgermeister und Landräte der Kommunen und Kreise im VRS-Gebiet heißt es, dass die beschlossenen Finanzmittel von drei Milliarden Euro pro Jahr nicht ausreichten, um die geringeren Fahrgeldeinnahmen und die Kosten für Umstellung und Einführung des Deutschlandtickets auszugleichen.

Bund und Länder steuern jährlich gemeinsam drei Milliarden Euro bei

Bund und Länder haben beschlossen, sich jeweils mit 1,5 Milliarden Euro an der Finanzierung des Tickets zu beteiligen, das bundesweite Fahrten in allen Bussen und Bahnen des Nahverkehrs und den Regionalzügen der Eisenbahnverkehrsunternehmen ermöglicht.

Das neue Digital-Ticket mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit werde dazu führen, dass „die heutige Finanzierung der öffentlichen Mobilität weitgehend aus Fahrgeldeinnahmen nicht mehr möglich ist“, warnt der VRS. Die komplette Struktur aus Abo-Tickets werde sich erheblich verschieben.

Für den VRS sind die finanziellen Folgen noch nicht absehbar

Beim VRS rechnet man damit, dass bis zu 80 Prozent der Abo-Kunden auf das neue Deutschlandticket umschwenken werden, weil es deutlich billiger ist. Man geht nicht nur davon aus, dass nicht nur Großkunden- und Jobticket-Vereinbarungen davon betroffen sind, sondern auch die Semestertickets von Studierenden, die jedes Jahr teurer werden.

Was diese Entwicklung für die Einnahmen der 22 am VRS beteiligten Verkehrsunternehmen wirtschaftlich bedeute, lasse sich noch nicht abschätzen, zumal noch völlig unklar sei, wie die Einnahmen aus dem neuen Ticket aufgeteilt werden. Das werde zurzeit in Arbeitsgruppen beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) geklärt.

Der VRS fordert, dass Bund und Länder, die das Deutschlandticket angestoßen haben, auch für mögliche finanzielle Risiken einstehen, sollten die geplanten drei Milliarden Euro Zuschuss pro Jahr nicht ausreichen. Nach einer Schätzung von Branchenexperten könnte der Zuschussbedarf für das neue Ticket deutlich höher liegen - bei rund 4,7 Milliarden Euro.

VRS warnt vor negativen Folgen für die Kommunen und Kreise

Das alles berge „noch erhebliche Risiken, die vor der Einführung des Deutschlandtickets noch unbedingt klärungsbedürftig sind“, betonten VRS-Geschäftsführer Michael Vogel und Volker Otto, Vorsitzender des Beirats der Verkehrsunternehmen im VRS. Sollte es zwischen dem Bund und den Ländern keine Einigung geben, wer mögliche Finanzlöcher stopfe, müssten am Ende die Verkehrsbetriebe und damit die Kommunen das Risiko übernehmen.

Die Länder haben bereits zugesichert, dass sie auch die Hälfte möglicher Mehrkosten übernehmen werden. Hingegen erklärte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (CDU), dass die finanziellen Fragen mit dem Bundeskanzler und den Ministerpräsidenten bereits beantwortet worden seien. Die Länderchefs hätten eine klare Zusage für das Deutschlandticket gegeben. „Wir erwarten von Seiten der Landesverkehrsminister, dass sie den Auftrag aus der Ministerpräsidentenkonferenz nun konstruktiv umsetzen.“

Dazu sei man bereit, heißt es vom VRS. Allerdings erst nach Schaffung „der finanziellen, rechtlichen und administrativen Voraussetzungen“.