Der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns muss im Untersuchungsausschuss zum Missbrauchskomplex Lügde aussagen.
KindesmissbrauchHätte bessere Zusammenarbeit zwischen NRW und Niedersachsen zu früheren Verhaftungen geführt?

Der Untersuchungsausschuss Kindesmissbrauch des nordrhein-westfälischen Landtags stellt die Frage, ob die Polizei seinerzeit Fehler begangen hat.
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Der 29. März 2019 war ein Tag, den er niemals vergessen wird, sagt Johannes Hermanns (61). „Es war ein Freitag“, so der Kölner Polizeipräsident im Untersuchungsausschuss zum Missbrauchskomplex Lügde im Landtag. Hermanns weiß das noch so genau, weil er nur bis Montag Zeit hatte, sich in den monströsen Fall einzulesen. Dann musste er bei Innenminister Herbert Reul (CDU) antreten.
Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) „Kindesmissbrauch“ beschäftigte sich am Freitag mit dem Innenleben des Innenministeriums. Und damit auch mit Johannes Hermanns, der damals durch einen personellen Engpass (Krankheit) quasi über Nacht zum kommissarischen Leiter des Referats Kriminalitätsangelegenheiten.
Über Nacht Leiter Kriminalitätsangelegenheiten
Der Fall Lügde war bereits ein halbes Jahr vorher bekannt geworden, die Polizei Bielefeld hatte bereits die Ermittlungen von den offensichtlich überforderten Kollegen im Kreis Lippe übernommen. Die intern schwierigste Zeit – so wurde durch Hermanns Aussage deutlich – war da schon vorbei.
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Mit Bielefeld sei nun eine „Paragraph 4-Behörde“ am Schlag gewesen, so Hermanns. So nennt man die sechs Großbehörden bei der Polizei in NRW. „Da arbeiten grundsätzlich Profis“, so Hermanns. Das Innenministerium habe sich bis zu zwei Mal die Woche den Sachstand berichten lassen, aber es schien akut nichts mehr anzubrennen. Damals sei es für das Innenministerium vor allem darum gegangen, zum Beispiel den Innenausschuss zu unterrichten und auf Medienanfragen zu reagieren.

Johannes Hermanns, Polizeipräsident, vor dem Untersuchungsausschuss
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Im PUA ging es am Freitag noch um den Kontakt mit dem Innenministerium in Niedersachsen – der Fall Lügde spielt bis in das Nachbarland hinein. Man habe damals aber keine Hinweise gehabt, dass es bei der Polizei in Niedersachsen bei der Polizei Versäumnisse gegeben habe. Eileen Woestmann (Grüne) stellte die Frage, ob eine bessere Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinaus nicht zu einer früheren Festnahme von einem der Verdächtigen hätte führen können. Hermanns konnte das nicht bestätigen.
Neue Kindervernehmungsräume, neue Software, neue Hunde
Hermanns betonte, dass der Fall Lügde zu zahlreichen Veränderungen durch und im Innenministerium führte. So wurde eine Stabsstelle Kindesmissbrauch eingerichtet, es wurde personell in den Kreispolizeibehörden aufgerüstet, Sexualdelikte an Kindern werden inzwischen bei den Kriminalhauptstellen gebündelt. Es gibt neue Kindervernehmungsräume, die alle Behörden haben müssen. Neue Software und Mittel, um große Datenmengen auszuwerten. Datenspürhunde wurden ausgebildet.
Hermanns lobte Innenminister Reul, der sich schon vor dem Bekanntwerden von Lügde des Themas Kindesmissbrauchs angenommen habe. Wie sehr Reul wiederum Hermanns schätzt, zeigt seine Berufung zum Polizeipräsidenten der Riesenbehörde Köln im Dezember 2023.
Der jahrelange sexuelle Missbrauch auf dem Campingplatz „Eichwald“ im lippischen Lügde an der Landesgrenze zu Niedersachsen hatte nach Bekanntwerden der Verbrechen bundesweit für Entsetzen gesorgt. Über viele Jahre waren bis Ende 2018 zahlreiche Kinder von mehreren Männern sexuell missbraucht und vergewaltigt worden.
Die beiden Haupttäter sind 2019 vom Landgericht Detmold zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Der Landtag hatte 2019 einen ersten Untersuchungsausschuss eingesetzt und in dieser Wahlperiode neu aufgelegt, um die Rolle der Jugendämter in der Region und die Arbeit der Polizei zu beleuchten.