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Pistorius besucht Fregatte „Hessen“Gefährlichste Marine-Mission – ab April im „Kriegsmarsch“ unterwegs

Lesezeit 4 Minuten
Griechenland, Souda: Boris Pistorius (SPD, 2.v.r), Bundesminister der Verteidigung, informiert sich an Bord der Fregatte „Hessen“ im Souda Bay, Kreta. Er spricht mit zwei Soldaten. Im Hintergrund ist ein Helikopter zu sehen.

Kurz vor dem gefährlichen Einsatz der Fregatte „Hessen“ im Roten Meer besucht Verteidigungsminister Pistorius am Dienstag die rund 240 Soldaten an Bord.

Es ist die gefährlichste Marine-Mission der Bundeswehr-Geschichte: Am Freitag wird die Fregatte „Hessen“ bewaffnet ins Rote Meer fahren.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat die Besatzung der Fregatte „Hessen“ auf einen gefährlichen Einsatz im Roten Meer vorbereitet. „Jetzt geht es um den Ernstfall“, sagte er am Dienstag bei seinem Besuch der 240 Soldatinnen und Soldaten auf dem Kriegsschiff im Hafen Souda Bay auf der griechischen Insel Kreta. „Man kann ohne Übertreibung sagen: Es ist der ernsthafteste, auch der gefährlichste Einsatz der Marine seit Jahrzehnten.“

Die „Hessen“ war am 8. Februar in Wilhelmshaven Richtung Rotes Meer gestartet, wo sie im Rahmen einer EU-Mission Handelsschiffe vor den Angriffen der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz schützen soll. Wenn der Bundestag am Freitag wie erwartet zustimmt, wird sie unmittelbar danach vom Suezkanal aus ins Einsatzgebiet fahren.

Rund um die Uhr in Alarmbereitschaft

Ab dann wird sie bis Ende April „im Kriegsmarsch“ unterwegs sein, wie der Kommandant, Fregattenkapitän Volker Kübsch, sagt. Das bedeutet, dass die Besatzung rund um die Uhr in sechsstündigen Schichten in Alarmbereitschaft ist und damit für alle möglichen Attacken gewappnet – sei es mit ballistischen Raketen, Drohnen oder auch Kamikaze-Speedbooten mit Sprengladungen.

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Einen solchen Einsatz hat die deutsche Marine seit Gründung der Bundeswehr noch nicht erlebt. Sie hat zwar schon in derselben Region Handelsschiffe vor Piratenangriffen geschützt. Da ging es aber um Kriminelle, die mit Handfeuerwaffen Handelsschiffe in ihre Gewalt brachten. Jetzt ist eine von einer aggressiv agierenden Regionalmacht wie dem Iran hochgerüstete Miliz der Gegner. Es gebe derzeit etwa fünf Angriffe der Huthi pro Woche, sagt Kübsch. „Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass auch wir als Ziel betrachtet werden.“

„Eine große Aufgabe, eine neue Dimension“

Die Huthi wollen mit dem Beschuss von Schiffen ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen, die eine Reaktion auf den Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober sind. Der Seeweg durch das Rote Meer und den Suezkanal ist eine der wichtigsten Handelsrouten weltweit. Wegen der Huthi-Angriffe meiden große Reedereien zunehmend die kürzeste See-Verbindung zwischen Asien und Europa. Das hat mittlerweile erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Die USA und Großbritannien haben deswegen zuletzt Ziele der Huthi im Jemen angegriffen. Der EU-Einsatz ist dagegen rein defensiv ausgerichtet.

Für Pistorius ist seine Bedeutung aber deswegen nicht geringer einzuschätzen. Es gehe um die Stabilität der gesamten Region, um „eine große Aufgabe, eine neue Dimension“, gibt er den Soldaten mit auf den Weg. „Es geht um nicht mehr und nicht weniger als den Schutz der regelbasierten Ordnung.“

17 Staaten und Norwegen beteiligt

Die Außenminister der EU-Staaten hatten bereits am Montag grünes Licht für die Operation „Aspides“ gegeben. 17 Staaten der Europäischen Union sowie Norwegen sind an der Mission beteiligt, fünf davon mit Schiffen. Am Freitag stimmt der Bundestag über die Mission ab. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die Pistorius bei seinem Truppenbesuch begleitet, verspricht eine große Zustimmung. Neben den Ampel-Fraktionen dürfte auch die Union Ja zu dem Einsatz sagen.

Es ist der erste Auslandseinsatz der Bundeswehr, den Pistorius als Verteidigungsminister zu verantworten hat. Er hatte das Schiff bewusst bereits frühzeitig Richtung Rotes Meer geschickt, damit der Einsatz gleich nach der Bundestagsabstimmung beginnen kann. Schon am Mittwochfrüh wird das Schiff daher Richtung Suezkanal aufbrechen.

Schwer bewaffnet in den Einsatz: Flugabwehrraketen mit großer Reichweite

Die Fregatte „Hessen“ wurde speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert. Mit ihrem Radar kann sie einen Luftraum von der Größe der gesamten Nordsee überwachen – 350 Kilometer in alle Richtungen. Ihre Flugabwehrraketen reichen mehr als 160 Kilometer weit. An Bord sind neben der Stammbesatzung und zwei Hubschraubern auch weitere Einsatzkräfte, darunter ein Ärzteteam und ein Militärpfarrer.

Für 12.25 Uhr am Freitag ist die Abstimmung über die Mission im Bundestag geplant. Dann wird es ernst für die Soldaten. Die Stimmung sei „angespannt, aber in einem positiven Sinne“, sagt Kommandant Kübsch. Und Oberbefehlshaber Pistorius verspricht den Soldaten: „Ich werde mich regelmäßig unterrichten lassen, wie es ihnen geht, ob alles in Ordnung ist, ob irgendwas fehlt.“ (dpa)