Nach Wagenknechts Auftritt bei „Maischberger“ wird Kritik laut. Ein Foto sorgt für Wirbel. In Umfragen bricht das BSW derweil ein.
Massiver Umfrage-AbsturzWagenknecht bekommt eine Schelte aus Köln – und posiert mit „Putins Patentochter“
Sahra Wagenknecht war mal wieder in einer der abendlichen politischen Talkshows zu Gast. Bei „Maischberger“ in der ARD wurde die BSW-Chefin unter anderem zu den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine befragt – und lieferte sich dazu eine Debatte mit Katrin Göring-Eckardt (Grüne).
Überraschungen gab es dabei nicht: Wagenknecht, die seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine immer wieder mit Verständnis für die Positionen des Kremls aufgefallen ist, äußerte auch am Dienstagabend wieder Kritik – nicht an Moskau, dafür aber am Westen und der politischen Konkurrenz in Deutschland.
Wagenknecht bei „Maischberger“: „Kriegserklärung an Russland“
Eine wie von Friedrich Merz (CDU) und Robert Habeck (Grüne) gewollte Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine lehnte Wagenknecht vehement ab. „Das ist praktisch eine Kriegserklärung an Russland“, befand die BSW-Chefin. Man könne nicht immer weiter austesten, welche „roten Linien“ man überschreiten könne. „Irgendwann wird etwas passieren“, warnte Wagenknecht. Ein solcher Weg sei „unverantwortlich“, so ihr Urteil.
Göring-Eckardt konterte prompt: „Wie oft wir das schon gehört haben, von ihnen und auch von Putin“, entgegnete die Grünen-Politikerin. „Da wird an die Ur-Angst appelliert“, führte Göring-Eckardt aus. „Wer glaubt, dass Putin anfängt, Atomschläge zu machen, versteht nicht, dass das für Putin selber das Allergefährlichste wäre.“
Katrin Göring-Eckardt: „Ich will, dass wir Stärke zeigen“
Der Kremlchef wolle, „dass wir Angst haben“, führte Göring-Eckardt aus. „Das ist seine größte Waffe und sie bewirtschaften diese Angst“, lautete ihr Vorwurf an Wagenknecht. „Ich will, dass wir Stärke zeigen, dass wir Europa sichern, dass wir der Ukraine helfen – das ist unsere Aufgabe.“
Gegenwind für Wagenknecht gab es dann auch nach der ARD-Sendung. „Die Eskalation, vor der sie jedes Mal warnt, geht stets von Putin aus – was sie immer, immer ignoriert“, schrieb die Kölner CDU-Politikerin Serap Güler am Mittwoch auf der Plattform X.
Kölner CDU-Politikerin Serap Güler kritisiert „perfide“ Wagenknecht
In mehreren Beiträgen ging Güler, die Mitglied im Verteidigungsausschuss und stellvertretende Vorsitzende der Kölner CDU ist, mit Wagenknecht hart ins Gericht.
„Sie wirft anderen vor, die Moralkeule zu schwingen und tut es selbst: Sie steht für Frieden, die anderen für Krieg“, kritisierte Güler weiter. Dabei ignoriere Wagenknecht stets, dass „täglich Menschen durch Putins Waffen sterben“, so die CDU-Politikerin.
Serap Güler über Sahra Wagenknecht: „Nur ein Mal über Putin echauffieren“
Das „perfide an Wagenknecht“ sei, dass die BSW-Chefin sich „immer so sehr echauffiert, damit die Unwahrheiten, die sie verbreitet, durch die Dramatik wahr klingen sollen. Sie bleiben unwahr“, so Gülers Urteil. „Ich wünschte, Sie würde sich nur ein einziges Mal über Putin so echauffieren. Nur einmal.“
Stattdessen poche Wagenknecht stets auf Verhandlungen, nur um dann zu ignorieren, „dass Putin keine will“, führte die Kölnerin an. „Nach ihrer Logik müssten wir Putin dazu zwingen. Und genau das wollen wir!“, erklärte Güler weiter. „Nicht indem er einfach bekommt, was er will, sondern indem er merkt, dass er diesen Krieg nicht einfach gewinnt.“
Sahra Wagenknecht: Wirbel um Foto mit „Putins Patentochter“
Für Wirbel um Wagenknecht sorgte rund um den Auftritt bei „Maischberger“ unterdessen auch ein Foto, das Xenia Sobtchak am Dienstag im sozialen Netzwerk Instagram geteilt hatte. Sobtchack ist auch als „Putins Patentochter“ bekannt. Die russische TV-Moderatorin ist die Tochter von Anatoli Alexandrowitsch Sobtschak, der in den 1990er-Jahren als Bürgermeister von St. Petersburg politischer Mentor von Kremlchef Wladimir Putin war.
In der Vergangenheit trat Sobtschak auch als Kritikerin des Kremlchefs in Erscheinung. Den Krieg in der Ukraine hatte Sobtschak zunächst ebenfalls kritisiert. Zuletzt riet sie ihren Landsleuten jedoch dazu, sich besser mit Putins Kurs zu arrangieren. Die wahre Position der TV-Moderatorin und politischen Aktivistin gilt daher als umstritten.
Foto mit Xenia Sobtschak: „Wagenknecht <3 Putin“
Russische Oppositionelle sehen sie als „Marionette des Kremls“, die mit ihren Botschaften die Akzeptanz der Russen für Putins Entscheidungen fördere, während Moskauer Hardliner sie wegen ihrer Kritik in der Vergangenheit als „illoyal“ betrachten würden, berichtete die „New York Times“ in einem Porträt über Sobtschak im letzten Sommer.
Über die Hintergründe des gemeinsamen Fotos von Sobtschak und Wagenknecht wurde derweil zunächst nichts bekannt – die russische Moderatorin befindet sich laut eigenen Angaben seit mehreren Tagen in Berlin.
„Politico“ süffisant: „Die BSW-Chefin macht keinen Hehl um Russlandnähe“
Auch den Hauptstadtmedien ist das Bild nicht entgegen: So thematisierte „Politico“ in seinem Newsletter zur deutschen Politik das Treffen von Sobtaschak und Wagenknecht mit der Überschrift „Wagenknecht <3 Putin“ und befand: „Die BSW-Chefin macht keinen Hehl um ihre Russlandnähe.“
Am Mittwoch nahm das BSW dann Stellung und wies einen politischen Hintergrund des Fotos als „Quatsch“ zurück. „Eine Dame spricht Sahra Wagenknecht während eines Termins mit einer Journalistin in einem Café an und will – wie dutzende andere wildfremde Menschen täglich – ein Selfie mit ihr. Dem stimmt Sahra Wagenknecht natürlich zu“, schrieb die Partei bei X und fragte, ob andere Spitzenpolitiker sich vor Fotos die Identitäten der Menschen zeigen lassen würden.
In den Umfragen legt Wagenknecht unterdessen zuletzt eine bemerkenswerte Talfahrt hin. Ihre Partei, das Bündnis Sahra Wagenknecht, liegt in der jüngsten Forsa-Umfrage nur noch bei vier Prozentpunkten und müsste somit um den Einzug in den Bundestag bangen. Auch Wagenknechts persönliche Beliebtheit ist den letzten Wochen rapide gesunken, wie das ebenfalls von Forsa erhobene „RTL/ntv-Trendbarometer“ zeigt.
BSW und Sahra Wagenknecht stürzen in den Umfragen ab
Ganze acht Punkte hat Wagenknecht dort im Vergleich zu den Werten aus dem September verloren – kein anderer deutscher Politiker verlor in diesem Zeitraum mehr Beliebtheitspunkte. Nur 17 Prozent der Befragten sehen das Land derzeit bei Wagenknecht „in guten Händen“ – lediglich die beiden AfD-Chefs Alice Weidel (15) und Tino Chrupalla (13) stehen schlechter da.
Der beliebteste Politiker der Deutschen bleibt derweil mit großem Vorsprung vor Hendrik Wüst (CDU) der amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius. Der für seinen harten Kurs gegenüber Russland bekannte SPD-Politiker überzeugte zuletzt 57 Prozent der Befragten und ist damit der einzige, der es über die 50-Prozent-Marke geschafft hat.
Anm. d. Red.: Der Artikel wurde mit der Stellungnahme des Bündnis Sahra Wagenknecht aktualisiert.