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„Steiger-Award“ für Avi Primor„In unserer Familie gab es kein Deutschland“

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Avi Primor

Avi Primor bei der Preisverleihung in Dortmund

Dortmund – Vor fast 20 Jahren schon hat Avi Primor Deutschland verlassen – und doch ist er, der Israel 1993 bis 1999 diplomatisch in Deutschland vertreten hatte, ein ewiger und legitimer Botschafter seines Landes geblieben. Primor habe sich den Deutschen tief eingeprägt, hebt Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hervor. Mit ihnen habe Primor gelebt, sie humorvoll und ernst begleitet und bei der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit in einer Weise geholfen, die dieses Land gestärkt habe. „Respekt ist Ihr Stil“, sagt die CDU-Politikerin in ihrer Laudatio auf Primor, der in der ehemaligen Dortmunder Zeche Hansemann den „Steiger-Award“ erhält.

Von Fotografen umlagert, geht der Geehrte zusammen mit Hedwig Neven DuMont über den roten Teppich, und als er den Preis entgegennimmt, der für Geradlinigkeit und Offenheit steht, brandet Beifall auf. Im Beisein von Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Unterhaltung, darunter NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), Bertelsmann-Patriarchin Liz Mohn oder die Schauspieler Heino Ferch und Theo Gärtner, spricht der sichtlich berührte Primor vom Herzklopfen, das die Auszeichnung bei ihm auslöse. Der 82-Jährige erinnert an seine deutsche Mutter, die 1932 Israel besuchte, sich Hals über Kopf verliebte, heiratete und im Land blieb. Ein Schritt, der ihr Leben rettete, denn keines ihrer Familienmitglieder in Deutschland sollte die Nazi-Zeit überleben.

„Die Gespenster der Vergangenheit hatten sich aufgelöst“

„In unserer Familie gab es kein Deutschland“, sagt Primor – bis die Mutter auf Drängen des holländischen Vaters eine Einladung des Frankfurter Oberbürgermeisteramts annahm. „Mit dem Morgenflieger wollte sie kommen und mit der Nachtmaschine zurückfliegen“, erinnert sich Primor. Doch dann blieb sie zwei Wochen. „Die Gespenster der Vergangenheit hatten sich aufgelöst.“ Andernfalls hätte seine Mutter sich gewiss von ihm losgesagt, als er Botschafter in Deutschland wurde.

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Zur politischen Lage in Nahost zitieren Laudatorin und Geehrter – in verklausulierter Ratlosigkeit – Israels Staatsgründer Ben Gurion: „Wer an Wunder nicht glaubt, ist kein Realist.“ Primors kritische Haltung gegenüber der Regierung von Premier Benjamin Netanjahu blitzt auf, als er davon spricht, dass ein Frieden in Nahost offenbar nur noch erzwungen werden könne. Durch den Bürgerkrieg im benachbarten Syrien stünden Russland und Iran inzwischen buchstäblich an der Grenze zu Israel.

Donald Trump Nobelpreis

Bereits zum dritten Mal für den Friedensnobelpreis nominiert: Donald Trump

„Wir brauchen diesen Frieden.“ Nur Washington könnte Netanjahu dazu bringen, sich zu bewegen – denn ohne die USA sei sein Land militärisch und wirtschaftlich nicht lebensfähig. „Trump würde sogar den Friedensnobelpreis bekommen“, sagt Primor mit einem Anflug bitteren Humors. Oft jedenfalls habe die Geschichte unerwartete Wendungen genommen – in der Sowjetunion etwa oder mit dem Fall der Berliner Mauer.

Laschet, der Luxemburgs Premier Xavier Bettel als weiteren Träger der „Steiger-Awards“ würdigt, tritt in seiner Rede dem neuen Innenminister Horst Seehofer (CSU) entgegen – freundlich im Ton und hart in der Sache. Im Ruhrgebiet sei es nie darum gegangen, wer welcher Religion angehöre und ob diese nun Teil von Deutschland sei oder nicht. „Unter Tage musste man sich aufeinander verlassen können. Nur das zählte.“

Demonstrativer Beifall zeigt, dass Laschets Absage an Seehofer und seine „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“-Rhetorik angekommen ist.