Auf Fotos, die von einem Propagandakanal der Rebellengruppe HTS verbreitet werden, ist Außenministerin Annalena Baerbock verpixelt worden.
Social-Media-BeiträgeBaerbock auf Fotos von Treffen mit Syriens Machthaber unkenntlich gemacht
Nach ihrem Treffen mit dem syrischen De-facto-Herrscher Ahmed al-Scharaa in Damaskus ist Außenministerin Annalena Baerbock teilweise auf Fotos verpixelt und unkenntlich gemacht worden. Die Fotos wurden unter anderem auf dem Telegram-Kanal der islamistische Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) verbreitet. Mehrere Medien hatten zuvor berichtet.
Auch zwei weitere Frauen, offenbar Dolmetscherinnen, die bei dem Treffen ebenfalls anwesend waren, sind retuschiert worden, sodass sie auf den Fotos nicht mehr zu erkennen sind.
In Syrien ist Gewalt gegen Frauen seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 massiv angestiegen. International wird genau beobachtet, ob die Übergangsregierung die Rechte von Frauen respektiert oder sie – wie etwa die Taliban in Afghanistan – aus dem öffentlichen Leben verdrängt.
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Aussagen des HTS-Sprechers Obaida Arnaut im libanesischen Fernsehen zur Rolle der Frauen hatten für Kritik gesorgt. Arnaut sagte unter anderem, Frauen seien wegen ihrer „biologischen Natur“ für das Amt einer Verteidigungsministerin oder für Rollen in der Justiz ungeeignet.
Der Islamwissenschaftler Reinhard Schulze wies auf der Plattform X darauf hin, dass der Kanal Almharar, der die Fotos verbreite, ein Propagandakanal eines ultraorthodoxen Flügels der HTS sei, aber behaupte „offiziell“ über Syrien zu berichten. Die offizielle syrische Nachrichtenagentur SANA und andere Regierungsmedien verbreiteten laut Schulze unverpixelte Bilder.
Neuer Machthaber verweigert Baerbock den Handschlag
Bereits der Auftakt des offiziellen Treffens hatte für Aufsehen gesorgt, nachdem der Anführer der HTS Baerbock beim Empfang im früheren Palast des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad den Handschlag verweigert hatte. Der Händedruck zwischen einem fremden Mann und einer fremden Frau ist in islamisch geprägten Gesellschaften unter Gläubigen unüblich – und aus Sicht mancher Rechtsgelehrter sogar verboten. Es gibt aber keine eindeutige Regel und keine dominierende, religiöse Sitte.
Baerbock, die bei der Begegnung kein Kopftuch trug, sagte dazu später auf Nachfrage einer Journalistin, ihr sei bereits bei der Ankunft klar gewesen, dass es keinen Handschlag geben werde. In dem Gespräch mit al-Scharaa habe sie aber sehr deutlich gemacht, dass Frauenrechte ein Gradmesser dafür seien, wie frei eine Gesellschaft sei. Aus Delegationskreisen war zu hören, dass al-Scharaa am Ende des Gesprächs nochmal die Hand ausgestreckt habe, es dann aber nicht mehr zu einem Handschlag gekommen sei.
Baerbock hatte sich nach ihrem Besuch in Damaskus zurückhaltend bezüglich der künftigen Zusammenarbeit mit der neuen syrischen Regierung gezeigt. Auch eine mögliche Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien hingen davon ab, wie der politische Prozess gestaltet und ob das Einhalten der Menschenrechte garantiert werde, sagte sie.
Baerbock sagte, Rechte von Frauen und Minderheiten müssten gewahrt werden und dürften „nicht möglicherweise durch zu lange Fristen bis zu Wahlen oder auch Schritte zur Islamisierung des Justiz- oder Bildungssystems unterlaufen werden“. (rnd/dpa)