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Tod bei Polizeieinsatz in DortmundHerzkranker Mann stirbt nach Taser-Gebrauch

Lesezeit 3 Minuten
Dortmund Taser-Einsatz

Der Einsatzort: Ein mutmaßlicher Randalierer ist bei einem Polizeieinsatz zu Tode gekommen.

Dortmund – Schon wieder ein Todesopfer, erneut starb ein Mensch bei einem Polizeieinsatz in Dortmund. Gut zwei Monate nach den Todesschüssen auf einen 16-jährigen senegalesischen Flüchtling, der einen Polizeibeamten mit einem Messer bedroht haben soll, kam am frühen Mittwochmorgen ein 44-jähriger Obdachloser in Dortmund-Dorstfeld ums Leben.

Während die Ermittlungen im ersten Fall wegen unverhältnismäßiger Polizeigewalt noch laufen, stellen sich laut der Staatsanwaltschaft Dortmund die aktuellen Geschehnisse anders dar. Um 4.36 Uhr hatten Anwohner vier Polizisten zu einem Einsatz in den Dortmunder Norden gerufen. Dort lief ein Mann durch die Gegend, der laut brüllte und randalierte. Mehrfach schlug er auf geparkte Autos ein. Als die Beamten eintrafen, begann der Delinquent mit der Faust auf einen Streifenwagen einzuhämmern.

Danach versuchte er erfolglos die Beifahrertür aufzureißen. Als der Fahrer des Wagens ausstieg, wechselte der Randalierer auf die andere Seite, schlug dem Beamten gegen den Kopf und drang anschließend in das Polizeifahrzeug ein. Daraufhin setzte ein Polizeibeamter den Mann mit einem elektrischen Taser außer Gefecht. Zunächst schien der Angreifer noch ansprechbar, brach dann aber zusammen.

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Obduktion: Mann war schwer herzkrank

Die Polizeibeamten leisteten den Ermittlungen zufolge Erste Hilfe, bis die Sanitäter eintrafen. Kurz darauf starb der Mann im Krankenhaus.

Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Laut Obduktion war der Mann schwer herzkrank und stand zudem unter erheblichem Alkoholeinfluss, teilten die Polizei Recklinghausen und die Staatsanwaltschaft Dortmund am Nachmittag mit. Ein toxikologisches Gutachten soll noch zeigen, ob auch andere Drogen Einfluss auf das Geschehen hatten.

Zudem werden die Body-Cams der eingesetzten Polizeibeamten sowie die Kameras der Streifenwagen ausgewertet.

Kritische Fragen zum Taser-Einsatz

Im Laufe des Tages stand die Frage im Raum, ob der Todesfall der erste durch den Einsatz eines Tasers wäre. „Im Rahmen der heute durchgeführten Obduktion konnte eine Kausalität zwischen dem Einsatz des Distanzelektroimpulsgerätes und dem Todeseintritt nicht sicher festgestellt werden“, hieß es dazu. Bis zum Jahr 2024 testet die Landes-Polizei noch den Einsatz des sogenannten „Distanzelektroimpulsgeräts“.

An NRW-Innenminister Herbert Reul (NRW) richten sich kritische Fragen des grünen Koalitionspartners und der Landtagsopposition: Julia Höller, innenpolitische Sprecherin der Grünen, verlangt eine gründliche Untersuchung der Abläufe des Polizeieinsatzes. „Sollte der Tod des Mannes im Zusammenhang mit dem Taser-Einsatz stehen, muss geprüft werden, welche Konsequenzen dies für den zukünftigen Einsatz dieser Einsatzmittel hat“, sagte Höller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage. Die Grünen haben in den vergangenen Jahren immer wieder die verschiedenen Probleme beim Taser thematisiert.

Allgemeines Risiko oder Ersatz für Schusswaffeneinsatz?

Christina Kampmann, Innen-Expertin der SPD, sagte dieser Zeitung, dass ein flächendeckender Einsatz des Tasers noch unter dem Vorbehalt „einer umfassenden unabhängigen und wissenschaftlichen Evaluation“ stehe. „Minister Reul ist in der Vergangenheit jedoch vorgeprescht, ohne die Evaluationsergebnisse abzuwarten.“ Sollte sich herausstellen, dass „der Taser im Zusammenhang mit dem Tod stehen könnte, muss geprüft werden, ob hier ein allgemeines Risiko besteht“.

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Der innenpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Marc Lürbke, befürwortet hingegen „eine flächendeckende Ausrollung des Tasers auf alle Kreispolizeibehörden. Der Taser hat so in den letzten anderthalb Jahren seit seiner Einführung im Streifendienst der Polizei NRW schon vielfach Leben gerettet, geschützt und bewahrt, da ansonsten der Gebrauch der Schusswaffe im Einsatz womöglich die einzige Alternative gewesen wäre.“ Zugleich hat die FDP für den kommenden Innenausschuss einen Bericht des Innenministers zum Tod des 44-jährigen Mannes in Dortmund angefordert. (mit dpa)