Dieser Tweet dürfte dem Kreml sehr gefallen haben. AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah zeigt offen den völkischen Nationalismus in der Partei.
„Feminismus ist Krebs“AfD-Spitzenkandidat sorgt für Entrüstung – und käut Putins Faschismus wieder
Über diese Worte dürften sich nicht nur Rechtsradikale in Deutschland freuen – sondern auch der Kreml: Der Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl 2024, Maximilian Krah, hat mit einer Wortmeldung für große Empörung gesorgt – und aufgezeigt, wie sehr die Positionen der AfD jenen des faschistischen Regimes in Moskau ähneln.
„Es gibt nur zwei Geschlechter“, schrieb Krah beim Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter). Es brauche daher „echte Männer und echte Frauen“, führte der AfD-Spitzenkandidat aus. „Die Gender-Theorie ist Unsinn und Feminismus ist Krebs“, hieß es weiter. Die Zukunft „hängt daran, dass echte, mutige und gesunde Männer und Frauen viele Kinder haben, die in der Gemeinschaft der Ähnlichen verwurzelt aufwachsen und sich als Teil einer generationenübergreifenden Tradition verstehen“, führte Krah zudem aus.
Empörung über Maximilian Krah: „Wenn der Faschismus zurückkehrt, wird er sagen: ‚Hallo, ich bin zurück!‘“
„Wenn der Faschismus zurückkehrt, wird er sagen: ‚Hallo, ich bin zurück!‘“, kommentierte der Historiker Matthäus Wehowski die Aussagen Krahs, die eindeutig dem völkischen Nationalismus zuzuordnen sind. Hierunter versteht man die Überhöhung des eigenen „Volks“, das wiederum durch gemeinsame Abstammung, Kultur und Sprache definiert wird. Hinzu kommt, wie auch bei Krah deutlich wird, der Wunsch nach einer homogenen Bevölkerung, welche durch den Ausschluss alles Fremden herbeigeführt werden soll.
„Kein bundesweiter Spitzenkandidat der AfD war bislang so tief im Rechtsextremismus verankert wie Krah“, hatte der Politikberater und Autor Johannes Hillje bereits im August festgestellt. Seitdem liefert Krah immer wieder Belege für seine nationalistisch-völkische Gesinnung. Doch auch die Ähnlichkeiten zu den Thesen aus Moskau werden immer deutlicher.
AfD-Politiker verbreiten Putins Propaganda in Deutschland
Zwar behauptet der Kreml stets, der Hauptgrund für den Krieg gegen die Ukraine sei die Ausdehnung der Nato an die russische Grenze, die auch in rechten und linken Kreisen in Deutschland gerne als angebliche Rechtfertigung Russlands angeführt wird. Gleichzeitig machen Moskaus Ideologen keinen Hehl daraus, dass der Krieg gegen die Ukraine für sie auch ein Krieg gegen eine moderne und freiheitliche Ordnung ist.
Bereits in seiner Kriegserklärung am 24. Februar 2022 äußerte sich Kremlchef Wladimir Putin zu der in Russland gerne als „Gayropa“ verhöhnten Freiheit in den europäischen Ländern, die durch den Wandel in der Ukraine direkt an Russlands Grenze zu rücken drohte.
AfD-Hilfe für Wladimir Putins „heiligen“ Kampf gegen „Gayropa“
„Sie haben versucht, unsere traditionellen Werte zu zerstören und uns ihre falschen Werte aufzuzwingen, die uns, unser Volk, von innen heraus aushöhlen würden, die Haltungen, die sie ihren Ländern aggressiv aufzwingen, Haltungen, die direkt zu Degradierung und Degeneration führen, weil sie der menschlichen Natur widersprechen“, erklärte Putin in seiner Ansprache. „Das wird nicht geschehen. Das ist noch niemandem gelungen und wird auch jetzt nicht gelingen“, fügte der Kremlchef an.
Im Laufe des Krieges verschärfte der Kreml die Gesetzgebung in Russland – und erließ Verbote für „schwule Propaganda“ und die öffentliche Darstellung von „nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen“. Die Ukraine brachte unterdessen ein Gesetz auf den Weg, das gleichgeschlechtliche Partnerschaften schützen und legalisieren soll.
Misogyne Einstellungen in Russland – und bei der AfD: „Frauen sollten Kinder gebären“
„Putin hat Homophobie zu einem so großen Teil seiner politischen Agenda und der russischen nationalen Ideologie gemacht, dass er mittlerweile damit automatisch assoziiert wird“, sagte die ukrainische Abgeordnete Inna Sovsun. „Wir sind anders als er und sollten das auch in diesem Bereich sein“, fügte sie an.
Die Parallelen zwischen der russischen Ideologie und den Positionen der AfD bleiben unterdessen offenkundig. Sie könnten sogar teilweise direkt aus Moskau übernommen und wiedergekäut sein. Nur wenige Tage vor Krahs völkischem Statement hatte die russische Senatorin Margarita Pawlowa in einem Interview mit dem russischen Propagandaportal Zargrad gefordert: „Frauen sollten Kinder gebären und nicht studieren“. Russland müsse dafür sorgen, dass die „Funktion des Kinderkriegens“ nicht „verpasst“ werde.
Russland im heiligen Krieg: „Unser Ziel ist es, den höchsten Herrn der Hölle aufzuhalten“
Der Kampf für die „traditionellen Werte“ ist ein Kampf gegen den Fortschritt und die Freiheit, die man in der Ukraine anstrebt – und wird in Russland religiös aufgeladen. „Unser Ziel ist es, den höchsten Herrn der Hölle aufzuhalten“, erklärte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmiri Medwedew, im Kriegsverlauf. Durch den Krieg gegen den „bunten Haufen grunzender Ferkel“ im Westen werde Russland „heilige Macht“ erlangen. Die russisch-orthodoxe Kirche stützt den russischen Kampf gegen die Moderne.
Das Geraune über eine „schwule Revolution“, die der Westen in Russland entfesseln wolle, wird unterdessen bereits seit Jahren in der Propaganda des Kremls aufgegriffen. „LGBTQ-Ideologie“ und „Wokeism“ lauten die Feindbilder. Putin präsentiere sich gerne als Retter der Russen, der sein Volk vor „moralischer Verdorbenheit“ und „spirituellen Verfall“ bewahre, erklärte der Religionshistoriker Emil Edenborg gegenüber dem Fachmagazin „Foreign Policy“. „Laut dem geopolitischen Narrativ des Kremls wird Russland vom Westen angegriffen, militärisch und wirtschaftlich, aber auch moralisch“, erklärte Edenborg.
„Die Partei ist zur Alternative für Russland geworden“
Dieses Narrativ macht sich die AfD, ebenso wie die internationale Rechte, zu eigen, da nutzten auch eilige Versicherungen wie jene des Spitzenkandidaten der „Jungen Alternative“, Tomasz Froelich, nicht mehr viel. „Wir sind nicht die Alternative für Russland“, schrieb der AfD-Politiker am Mittwoch bei X. „Wir wollen souverän und niemandes Vasall sein.“
Florierende Beziehungen zwischen AfD und Moskau lassen sich jedoch nicht leugnen. „Provokante Reisen, aggressive Reden und russlandfreundliche Anträge im Bundestag zeigen, dass sich die Partei außenpolitisch Russland andient“, schreibt das Recherchenetzwerk Correctiv über den Kurs der deutschen Rechtsextremen.
AfD voll auf Kurs: Wladimir Putin gefällt das
Während alle deutschen Parteien nach Kriegsbeginn ihren Russland-Kurs kritisch hinterfragt und sich klar für eine Unterstützung der Ukraine ausgesprochen hätten, sei das bei der AfD anders. „Die AfD machte diesen Richtungswechsel nicht mit, sondern verstärkt die Annäherung an Russland sogar“, lautet das Fazit der Correctiv-Recherche. Immer wieder wurde zudem über direkte Beziehungen von AfD-Politikern nach Moskau berichtet. „Die Partei ist zur Alternative für Russland geworden.“
Auch eine direkte Infiltrierung der AfD oder einzelner ihrer Politiker durch russische Geheimdienste sei denkbar, sagte die Expertin für hybride Kriegsführung, Nathalie Vogel, im Sommer über eine mögliche russische Einflussnahme in Deutschland. Sicher scheinen derweil jedenfalls zwei Erkenntnisse: Der Kreml klingt exakt wie die „Nazis“, die er in der Ukraine angeblich bekämpfen will – und bei der AfD folgt man diesem Kurs offensichtlich nur zu gerne. Die zweite Erkenntnis lautet also: Die Worte von Krah dürften Wladimir Putin gut gefallen haben.