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„Sieht wie die Hölle aus“Mindestens 40 Todesopfer nach Angriff auf Dnipro – Taube Frau aus Trümmern gerettet

Lesezeit 4 Minuten
Ein Bild der Verwüstung zeigte sich Helfern nach dem Einschlag einer Rakete in einem Wohnhaus in Dnipro. Mindestens 40 Zivilisten verloren bei dem Angriff ihr Leben.

Ein Bild der Verwüstung zeigte sich Helfern nach dem Einschlag einer Rakete in einem Wohnhaus in Dnipro. Mindestens 40 Zivilisten verloren bei dem Angriff ihr Leben.

Nachdem Angriff in Dnipro kommt es zu „apokalyptischen“ Szenen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker reagiert unterdessen entsetzt auf die Attacke in der Partnerstadt Kölns.

Nach den russischen Raketenangriffen auf die Ukraine ist die Zahl der Toten in einem zerstörten Wohnhaus in der Stadt Dnipro weiter angestiegen. Die ukrainischen Behörden meldeten am Montag den Tod von 40 Menschen in dem Haus, darunter drei Kinder.

Zuvor hatte der Militärgouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko, von 35 Toten gesprochen. In der Nacht seien weitere Leichen aus den Trümmern geborgen worden. Noch immer würden Dutzende Menschen vermisst, hieß es. Ein großer Teil des neunstöckigen Hochhauses war am Samstag nach einem Raketentreffer eingestürzt.

„Die Suche nach den Menschen unter den Trümmern geht weiter“, sagte Resnitschenko. In Dnipro herrschten Minusgrade, weshalb kaum noch mit Überlebenden gerechnet wurde. Der Militärgouverneur gab die Zahl der Verletzten mit 75 an. Die Rede war nun auch von 14 verletzten Kindern. Demnach überlebten mehr als 100 Menschen den Einsturz des Hauses.

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Kleines Wunder in der „Apokalypse“ von Dnipro: Taube Frau gerettet

Besondere Aufmerksamkeit bekam unterdessen am Montag die Rettung einer Frau, die trotz Minusgraden in den letzten Tagen gerettet werden konnten. Laut der ukrainischen Politikwissenschaftlerin Maria Avdeeva handelt es sich dabei um Kateryna Zelenskaya. „Sie ist taub und konnte nicht um Hilfe rufen. Rettungskräfte suchen weiter nach ihrem einjährigen Sohn und ihrem Ehemann“, schrieb Avdeeva am Montag bei Twitter.

Laut der Politikwissenschaftlerin Maria Avdeeva zeigt das Foto die Rettung von Kateryna Zelenskaya aus den Trümmern in Dnipro.

Laut der Politikwissenschaftlerin Maria Avdeeva zeigt das Foto die Rettung von Kateryna Zelenskaya aus den Trümmern in Dnipro.

Die Politikwissenschaftlerin machte jedoch auch auf Opfer des russischen Angriffs aufmerksam. So seien die beiden Freundinnen Olha Usova und Irina Salamatenko bei dem Einschlag einer russischen X22-Rakete in das Haus getötet worden. Beide seien „exzellente Ärztinnen“ und Mütter gewesen, berichtete Avdeeva.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den Angriff auf das Wohnhaus zu Wochenbeginn erneut. Selenskyj sprach in seiner Videobotschaft auf Russisch die Menschen im Nachbarland an: „Euer feiges Schweigen wird nur damit enden, dass diese Terroristen eines Tages auch hinter euch her sein werden.“

Dnipro: Wolodymyr Selenskyj will um jedes Menschenleben kämpfen

Selenskyj versicherte, die Rettungsmaßnahmen würden so lange andauern, „wie auch nur die geringste Chance besteht, ein Leben zu retten.“ Man kämpfe um jeden einzelnen Menschen, so Selenskyj.

Während Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bisher zu dem Angriff von Samstag schweigen, verurteilte der EU-Chefdiplomat Josep Borrell das russische Vorgehen am Montag als „unmenschliche Aggression mit Zivilisten und Kindern als direkten Zielen“. Die Verbrechen würden nicht straflos bleiben.

Nach Angriff in Dnipro: Schweigen von Olaf Scholz und Annalena Baerbock

Das Schweigen der deutschen Top-Politiker sorgte unterdessen für Ärger beim stellvertretenden ukrainischen Außenminister Andrij Melnyk. Der ehemalige Botschafter in Deutschland reagierte am Sonntag auf einen Tweet des Bundeskanzlers, in dem Scholz über die Eröffnung eines LNG-Terminals in Mecklenburg-Vorpommern informierte.

„Sorry, möchte die fröhliche Stimmung in Meck-Pomm nicht unnötig verderben“, schrieb Melnyk. „Nur eine kleine Erinnerung daran, dass vor ihren Augen Menschen in der Ukraine von russischen Raketen ermordet werden.“ Dieser „Wahnsinn“ könne nur mit westlichen Waffen gestoppt werden, erklärte Melnyk.

Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker kommentiert Angriff auf Partnerstadt: „Ein widerwärtiges Verbrechen“

Auch die Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker, meldete sich am Sonntag zu Wort. „Ich bin entsetzt von den Bildern aus Dnipro“, schrieb Reker bei Twitter. „Unsere Gedanken sind bei unseren Freunden. Russland greift gezielt Wohnblocks und zivile Infrastruktur an. Ein widerwärtiges Verbrechen. Köln wird Dnipro in dieser schwierigen Zeit und danach zur Seite stehen.“ Die Stadt Köln hatte im Oktober 2022 eine Projektpartnerschaft mit der ukrainischen Millionenstadt abgeschlossen.

International sorgte der Angriff ebenfalls große Empörung – und für Forderungen, die Ukraine mit weiteren schweren Waffenlieferungen zu unterstützen. So berichtet der amerikanische Außenpolitikexperte Paul Massaro, dass die Zerstörung des Wohnhauses in Dnipro im russischen TV „gefeiert“ werde. „Russland feiert den gestrigen Terroranschlag auf die ukrainische Stadt Dnipro. Geben Sie der Ukraine, was sie braucht, um diesen Terrorstaat zu stoppen! Panzer, F-16, ATACMS“, schrieb Massaro bei Twitter.

Zerstörung in Dnipro: „Umso näher ich kam, desto mehr sah es wie die Hölle aus“

Auch der russische Ex-Oligarch und Putin-Kritiker Michail Chodorkowski äußerte sich zu dem Angriff. „Am Dnjepr zerstören Putins Banditen ein Wohnhaus“, schrieb Chodorkowski bei Twitter und teilte Bilder des zerstörten Hauses.

Am Samstag hatte ukrainischen Angaben zufolge eine russische X-22-Rakete das Wohnhaus in Dnipro getroffen. Eine Anwohnerin schilderte den Angriff gegenüber dem US-Sender CNN mit eindringlichen Worten. „Umso näher ich kam, desto mehr sah es wie die Hölle aus“, erklärte Svitlana Lishchynska. „Es war ein Bild der Apokalypse.“

Moskau wies die Schuld für den Raketeneinschlag am Montag unterdessen von sich. „Russlands Streitkräfte greifen keine Wohngebäude oder Objekte der sozialen Infrastruktur an“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag einer russischen Nachrichtenagentur zufolge. (mit dpa)