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Atombomben-Panik in RusslandMassive Explosion, Stadt evakuiert – Ukraine zerstört großes Munitionsdepot

Lesezeit 3 Minuten
Ein von Andrij Jermak, Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, verbreitetes Video soll die Ausmaße der Explosion in Toropez zeigen. Die Ukraine hat dort offenbar ein russisches Munitionsdepot erfolgreich angegriffen.

Ein von Andrij Jermak, Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, verbreitetes Video soll die Ausmaße der Explosion in Toropez zeigen. Die Ukraine hat dort offenbar ein russisches Munitionsdepot erfolgreich angegriffen.

Nach einem ukrainischen Drohnenangriff kommt es zu apokalyptischen Szenen in Toropez. Manche befürchteten zunächst einen Atomschlag.

Die Kleinstadt Toropez im nordwestrussischen Gebiet Twer ist nach offiziellen Angaben wegen eines durch Drohnenbeschuss ausgelösten Großbrandes zum Teil evakuiert worden. „Für die Sicherheit der Bürger hat Gouverneur Igor Rudenja eine Teilevakuierung der Bevölkerung von den Territorien angeordnet, wo die Flugabwehr im Einsatz ist und das Feuer bekämpft wird“, teilte der Pressedienst der Gebietsregierung per Telegram mit.

Die Lage sei unter Kontrolle, heißt es. Während nach offizieller Darstellung herabstürzende Drohnentrümmer den Brand in der Stadt ausgelöst haben, galt der Drohnenangriff Medienberichten zufolge einem nahegelegenen Munitionsdepot. Die dort ausgelösten Explosionen haben demnach zu dem Feuer geführt.

Russische Telegram-Kanäle widersprechen offiziellen Angaben

In russischen Telegram-Kanälen gibt es unterdessen Kritik an den offiziellen Angaben. „Sie behaupten, das Feuer sei unter Kontrolle. Ein Feuer? Unter Kontrolle? Wie kann man die Detonation von Raketen kontrollieren? Und diese Hölle auf Erden soll ein ‚Feuer‘ sein?“, hieß es in einem russischen Telegram-Kanal.

Ein Screenshot aus einem Video soll die enorme Explosion in Toropez zeigen. Die Region wurde demnach mitten in der Nacht durch die Detonation für einige Sekunden hell erleuchtet.

Ein Screenshot aus einem Video soll die enorme Explosion in Toropez zeigen. Die Region wurde demnach mitten in der Nacht durch die Detonation für einige Sekunden hell erleuchtet.

Die Kleinstadt mit etwa 13.000 Einwohnern ist laut einem älteren Bericht der russischen Staatsagentur Ria Standort eines russischen Arsenals zur Lagerung von Raketen, Munition und Sprengstoff.

Enorme Explosion erschüttert Kleinstadt Toropez tief in Russland

In russischen Medien war nach der Explosion von vielen zerbrochenen Fensterscheiben in der Region die Rede. „Rauch hängt über der Stadt“, berichtete der Telegram-Kanal „Mash“, demnach seien bereits 3.000 Menschen aus der Stadt, die Luftlinie knapp 400 Kilometer von Moskau entfernt liegt, evakuiert worden.

Gegenüber der ukrainischen Zeitung „NV“ bestätigte eine Quelle innerhalb des Sicherheitsdienstes der Ukraine (SBU) derweil, dass es sich um einen ukrainischen Drohnenangriff gehandelt habe. Mehr als 100 Kamikaze-Drohnen seien dabei zum Einsatz gekommen, berichtete die Zeitung. „Der SBU reduziert zusammen mit Kollegen aus den Verteidigungskräften weiterhin systematisch das Raketenpotential des Feindes“, zitierte „NV“ die anonyme Quelle innerhalb der ukrainischen Sicherheitsbehörden.

Russisches Munitionsdepot in Toropez „vom Erdboden gewischt“

Die Explosion sei so massiv gewesen, dass russische Bewohner der Region in Telegram-Kanälen zunächst gefragt hätten, ob eine Atombombe auf die Region abgeworfen worden sei, schilderte die Zeitung zudem die Reaktionen von Russen nach dem Angriff auf das Munitionsdepot. Mittlerweile soll sich der Brand auf ein „sechs Kilometer breites Gebiet“ ausgedehnt haben, hieß es zudem in ukrainischen Medien.

Auch der „Kyiv Independent“ berichtete unter Bezug auf eine Quelle beim SBU, dass es sich um einen ukrainischen Drohnenangriff gehandelt habe. Der Angriff habe „ein großes Lager der Hauptabteilung für Raketen und Artillerie des russischen Verteidigungsministeriums buchstäblich vom Erdboden gewischt“, zitierte die Zeitung ihre Quelle.

Freude in Kiew: „Russlands Demilitarisierung ist nötig“

Bei Telegram und in den sozialen Netzwerken kursieren unterdessen mehrere Videos von schweren Explosionen, die von dem Munitionsdepot stammen sollen. Mitunter sind dort apokalyptische Szenen und enorme Rauchwolken zu sehen. Kiew hat die Einschläge derweil bereits als Erfolg für sich in Anspruch genommen. Der Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, verbreitete eines der Videos mit dem Kommentar: „Russlands Demilitarisierung ist für die Beendigung des Terrors nötig.“

Auf der Aufnahme ist eine massive Explosion zu sehen, die zunächst den ganzen Landstrich erleuchtet. Dann folgen weitere, kleinere Detonationen. Das russische Verteidigungsministerium machte derweil bisher keine Angaben zu über der Region Twer abgeschossenen Drohnen.

Toropez: Erschütterung mit Stärke von 2.8 auf Richterskala verzeichnet

Unabhängig lassen sich die Aufnahmen nicht überprüfen. In der Nähe von Toropez gibt es aber mehrere Militäreinheiten. Im Mai soll es bereits einen Drohnenangriff auf eines der Objekte gegeben haben. Der ukrainische Journalist Illia Ponomarenko berichtete am Dienstag, in dem Depot seien um die 30.000 Tonnen Munition gelagert worden. Überprüfen lässt sich diese Angabe nicht.

Nasa-Daten bestätigten am Morgen aber, dass es in der Region aktuell ein großes Feuer gibt. Auch die Daten der deutschen Vulkanausbruch- und Erdbeben-Tracking-Webseite „VolcanoDiscovery“ deuten auf eine massive Explosion nahe Toropez hin. Demnach sei um 3.56 Uhr russischer Zeit eine Erschütterung mit einer Magnitude von 2.8 auf der Richterskala verzeichnet worden. (mit dpa)