Der Kreml lässt Meldungen zu einem Treffer der Ukraine auf eine Befehlsstelle und zu Gefangennahmen nordkoreanischer Soldaten unkommentiert.
„Moskau schweigt“Ukraine meldet Treffer auf russisches Hauptquartier – Putin ändert Strategie
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigener Darstellung eine russische Befehlsstelle in den besetzten Gebieten im Osten des Landes zerstört. Wie der Generalstab in Kiew auf Facebook mitteilte, wurde nach entsprechender Aufklärung ein Luftangriff gegen den Stab der russischen Gardeeinheit südöstlich von Pokrowsk am Rande des Donbass durchgeführt. „Treffer“, schrieb die Generalität in Kiew zum Ergebnis des Angriffs. Die Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.
Kiew: Luftangriff trifft ein russisches Hauptquartier nahe Pokrowsk
Beide Kriegsparteien nehmen wiederholt gegnerische Kommandozentralen gezielt unter Beschuss, wenn dazu die nötigen Koordinaten vorliegen – etwa durch Funkaufklärung oder durch Spähtrupps im feindlichen Hinterland.
Der Kreml machte keine Angaben zu möglichen Verlusten. Treffer auf Kommandozentralen würden in Russland – wie andere negative Meldungen – nicht kommuniziert, sagte ntv-Russland-Korrespondent Rainer Munz am Montag. „Moskau schweigt“, so Munz. Die russischen Staatsagenturen Tass und RIA Novosti griffen die Berichte aus Kiew nicht auf. Auch Meldungen zu der mutmaßlichen Gefangennahme nordkoreanischer Soldaten durch die Ukraine blieben am Montag unkommentiert. „Das können wir nicht kommentieren, wir wissen nicht, was daran wahr ist“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Kreml vermeldet Erfolge nahe der ostukrainischen Stadt Pokrowsk
Aus dem Kreml wurden stattdessen Erfolge vermeldet. So hieß es am Sonntag, ein weiteres Dorf nahe der ostukrainischen Stadt Pokrowsk sei eingenommen worden. Russische Einheiten seien in Pischtschane vorgerückt, erklärte das Verteidigungsministerium. Die russischen Truppen rücken seit Monaten auf Pokrowsk vor. Die Stadt liegt an einem Verkehrsknotenpunkt zwischen mehreren ukrainischen Stellungen im Donbass und beherbergt ein großes Kohlebergwerk, das große Bedeutung für die Stahlproduktion für das ukrainische Militär hat.
Nach ukrainischer Darstellung waren russische Truppen in der Umgebung der ostukrainischen Stadt Pokrowsk im Tagesverlauf zu insgesamt 50 Sturmläufen gegen die Verteidigungslinien angetreten, hieß es in dem am Sonntagabend in Kiew veröffentlichten Lagebericht. Russland habe im Verlauf des Tages 376 Soldaten verloren, unter ihnen 184 Tote. Die Zahlen konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Pokrowsk: Erbitterter Kampf um strategisch wichtige Stadt
Rund um den Verkehrsknotenpunkt Pokrowsk seien die russischen Truppen inzwischen zu einer neuen Taktik übergegangen, berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf ukrainische Militärquellen. Demnach versuchten die russischen Truppen, die inzwischen stark befestigte Stadt zu umgehen. Die aus dem Süden vorgehenden russischen Einheiten zielten inzwischen auf Positionen im Westen der Stadt, um Pokrowsk möglichst vom Nachschub abzuschneiden.
„Sie wissen, dass sie beim Direktangriff gegen Pokrowsk viele Soldaten verlieren, also haben sie die Strategie geändert und versuchen jetzt, die Stadt von Süden her anzugreifen und zu umgehen“, zitierte das Blatt einen ukrainischen Experten. Ein Erfolg an dieser Stelle würde dem russischen Militär den Weg nach Pawlohrad und später auch zur Großstadt Dnipro öffnen. Am Montag dauerten die Gefechte um Pokrowsk laut dem Generalstab in Kiew an. (pst mit dpa)