Krim wird derweil zu Putins „Todesfalle“US-Raketen treffen Belgorod – Ukraine greift wohl sofort Ziele in Russland an

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Ein amerikanisches HIMARS-Raketensystem bei einer Übung in Polen. Die Ukraine hat Berichten zufolge mit den US-Raketen Ziele in Russland angegriffen. (Archivbild)

Ein amerikanisches HIMARS-Raketensystem bei einer Übung in Polen. Die Ukraine hat Berichten zufolge mit den US-Raketen Ziele in Russland angegriffen. (Archivbild)

Kaum gibt es grünes Licht, nutzt Kiew bereits westliche Waffen gegen Ziele in Russland. Auch auf der Krim wird es ungemütlich.

Die ukrainischen Streitkräfte haben nur wenige Stunden nach dem grünen Licht aus Washington für Angriffe auf militärische Ziele in Russland das russische Grenzgebiet Belgorod angriffen, das berichtet das US-Magazin „Forbes“. Kurz nach dem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Erlaubnis der westlichen Unterstützer am Freitagabend (31. Mai) begrüßt habe, soll die ukrainische Armee ihre nächtliche Attacke auf Belgorod begonnen haben, so das US-Magazin.

„Das ist ein willkommener Schritt, der es uns ermöglicht, die Ukraine und die Ukrainer besser vor russischem Terror zu schützen“, hatte Selenskyj zuvor erklärt. Kurz darauf seien „Dutzende“ amerikanische HIMARS-Raketen auf Ziele in Belgorod niedergegangen, berichtete „Forbes“. Auf russischer Seite war unterdessen von 14 ukrainischen Raketen die Rede, die erfolgreich abgeschossen worden seien. Unabhängig bestätigen lassen sich die Angaben derzeit nicht.

Nach Erlaubnis des Westens: Ukraine nutzt HIMARS sofort für Angriff auf Russland

Am Montag kursierten in russischen Telegram-Kanälen jedoch Fotos und Videos, die durch HIMARS-Raketen zerstörte russische Luftabwehrsysteme in Belgorod zeigen sollen. Demnach sei eines der leistungsstärksten russischen Flugabwehrsysteme des Typs S-400 bei dem ukrainischen Angriff zerstört worden. Unabhängig überprüft werden können auch diese Angaben jedoch nicht. 

Die Schläge auf russischem Gebiet hätten dazu geführt, dass die ukrainische Armee im Kampf um die Stadt Wowtschansk die Oberhand habe zurückgewinnen können, berichtete derweil „Forbes“. Die Nachschubwege der russischen Armee seien so erfolgreich abgeschnitten worden, hieß es weiter in dem US-Magazin. 

Kampf um Charkiw: Militärkolonne in Kursk attackiert

Die Angriffe auf die Region Belgorod dürften unterdessen nicht die einzigen nach der Freigabe aus dem Westen am Wochenende gewesen sein. Am Montagmorgen verbreiteten die ukrainischen Streitkräfte ein Video, das einen Angriff auf eine russische Militärkolonne zeigen soll, die sich rund drei Kilometer von der Grenze zur Ukraine befunden habe.

Westliche Waffen kamen bei dem Angriff in der russischen Region Kursk aber offenbar nicht zum Einsatz, bei der Zeitung „Ukrainska Pravda“ war von einem Drohnengriff die Rede. Auch in russischen Telegram-Kanälen wurde von einem Angriff auf die Militärkolonne berichtet. 

Am Freitag (31. Mai) hatte zunächst US-Präsident Joe Biden der Ukraine grünes Licht für Angriffe auf russisches Gebiet mit amerikanischen Waffen gegeben. Wenig später erteilte auch Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eine entsprechende Erlaubnis. Die Freigabe ist bisher begrenzt auf Schläge, die zur Verteidigung der Großstadt Charkiw und der Region dienen. 

US-Freigabe für alle Waffensysteme außer ATACMS

Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ darf die Ukraine fortan außer den weitreichenden ATACMS-Raketen amerikanischer Bauart alle von den USA gelieferten Waffensysteme für Schläge gegen Russland einsetzen. Am Montag gab schließlich auch die Niederlande grünes Licht für Angriffe auf Ziele in Russland mit den von ihnen in Zukunft gelieferten F16-Kampfjets, das bestätigte Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren gegenüber „Politico“

Russland hat auf den Kurswechsel im Westen wie in der Vergangenheit bereits mit Drohungen reagiert. In russischen Propagandamedien waren erneut mögliche Atomschläge auf westliche Länder ein Thema. Kremlchef Wladimir Putin hatte außerdem mit „ernsten Konsequenzen“ für einen solchen Schritt gedroht.

Das US-Waffensystem HIMARS bei einer Übung der US-Armee in Kuwait. Die ukrainischen Streitkräfte dürfen die US-Raketen fortan gegen Ziele in Russland einsetzen. (Archivbild)

Das US-Waffensystem HIMARS bei einer Übung der US-Armee in Kuwait. Die ukrainischen Streitkräfte dürfen die US-Raketen fortan gegen Ziele in Russland einsetzen. (Archivbild)

Derartige Propaganda folgte bisher jedoch auf nahezu alle wesentlichen Schritte des Westens zur Unterstützung der Ukraine. Viele Politik- und Russland-Experten halten sie für Abschreckung mit dem Ziel, die westliche Unterstützung zu unterbinden. Zuletzt hatte Putin eine Übung seiner Atomstreitkräfte angeordnet, die angedrohten Vergeltungsmaßnahmen blieben bisher jedoch stets aus.

Wladimir Putin reagiert mit Drohungen auf jüngste Entscheidung des Westens

Auch auf die nun berichteten sofortigen Angriffe mit westlichen Waffen auf Stellungen in Russland reagiert Moskau bisher nicht. Die Angriffe der Ukraine auf russische Stellungen – ob in der Ukraine oder in Russland – sind durch das Völkerrecht gedeckt.

Die neusten Waffenlieferungen und Freigaben des Westens ermöglichen der Ukraine unterdessen auch auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim neue Möglichkeiten, berichtete „The Economist“ am Wochenende.

Krim-Halbinsel: „Todesfalle“ für Wladimi Putins Armee

Seit der Lieferung von weitreichenden ATACMS-Raketen könnten sich die russischen Truppen auf der Halbinsel „nirgendwo mehr verstecken“, erklärte der frühere Oberkommandierende der US-Armee in Europa, Ben Hodges, gegenüber der international erscheinenden Wochenzeitung.

Auch die Zerstörung der Krim-Brücke, die vom Kreml nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 eilig errichtet worden war, um das russische Festland mit der Halbinsel zu verbinden, sei nur noch eine Frage der Zeit. Er sei „zuversichtlich“, dass die ukrainische Armee die Brücke „zerstören wird, wenn sie dazu bereit ist“, so Hodges. Die Krim sei für Russland zur „Todesfalle“ geworden, resümierte derweil das Magazin.

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