Erst treffen ATACMS-Raketen einen russischen Flugplatz, dann folgt ein enormer ukrainischer Angriff mit mehr als 100 Drohnen.
„Heiße, schlaflose Nächte“Massive Angriffswelle trifft Putins Armee auf der Krim – Kampfjets zerstört
Russische Behörden haben am Freitag mehr als 100 ukrainische Drohnenangriffe sowie Schäden in verschiedenen Regionen und teils auch Todesfälle gemeldet. Besonders betroffen waren demnach das Gebiet Krasnodar im Süden Russlands und die Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine. In Belgorod starben demnach eine Frau und ihr vier Jahre alter Sohn, nachdem eine Drohne ihr Auto getroffen hatte, wie Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow mitteile.
An einer Tankstelle brach nach einem Treffer zudem ein großes Feuer aus, wie auf Fotos zu sehen war. In Tuapse im Gebiet Krasnodar kam es in einem ölverarbeitenden Betrieb zu einem schweren Brand. In der Region liegt auch die Schwarzmeerstadt Noworossijsk, wo Augenzeugenberichten in sozialen Netzwerken zufolge der Hafen und ein Öldepot getroffen wurden. Demnach kam es zu Bränden.
Mehr als 100 ukrainische Drohnen in der Luft über Russland und Krim
Die dortigen Behörden meldeten dagegen, dass alle Drohnenangriffe abgewehrt worden seien. Videoaufnahmen, die in den sozialen Netzwerken kursierten, zeigten allerdings deutlich sichtbar die Einschläge völlig intakter Drohnen in Ziele in Russland und auf der ukrainische Krim. Unabhängig überprüft werden können die Videos allerdings nicht.
Wegen des Luftalarms mussten viele Menschen die Nacht in Schutzbunkern verbringen. In örtlichen Medien war die Rede von einer „heißen schlaflosen Nacht“ für die Menschen in Noworossijsk, wo auch Kriegsschiffe der russischen Schwarzmeerflotte ihren Heimathafen haben.
In der Stadt Sewastopol auf der von Russland schon 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim fiel nach dem Einschlag von Trümmern einer abgeschossenen Drohne in einem städtischen Umspannwerk der Strom aus, wie der Gouverneur dort mitteilte. Der Unterricht in den Schulen sei deshalb abgesagt worden.
Moskau will Angriff abgefangen haben – Videos deuten auf das Gegenteil hin
Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte trotz einiger Fotos und Videos in den sozialen Netzwerken, die einen anderen Schluss zulassen, mit, dass die Flugabwehr 102 Drohnen abgefangen oder zerstört habe, davon die Hälfte über der Krim. Im Schwarzen Meer seien zudem sechs unbemannte Sprengstoffboote vernichtet worden. Die Ukraine setzt diese drohnenähnlichen Boote ein, um Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte zu treffen.
Die Ukraine hat die Krim unterdessen bereits am Mittwoch und Donnerstag mit massiven Angriffen überzogen. Die Folgen einer Attacke am Mittwoch, bei der mindestens zehn ATACMS-Raketen aus US-Produktion zum Einsatz gekommen sein sollen, scheinen für die russische Armee verheerend gewesen zu sein.
ATACMS-Schlag gegen Militärflugplatz auf der Krim: Kreml verliert Kampfjets
Wie Satellitenaufnahmen mittlerweile nahelegen, wurden bei dem Angriff auf den Militärflugplatz Belbek auf der Krim mindestens zwei MiG-31 und ein Su-27-Kampfjet zerstört. Eine weitere MiG-29 könnte den Analysen von „New York Times“-Journalist Christian Triebert zufolge erheblich beschädigt worden sein, auch ein Treibstofflager auf dem Flugplatz soll demnach in Flammen aufgegangen sein.
Auch ein hochmodernes S-400-Luftabwehrsystem der russischen Armee sei von den ATACMS-Raketen getroffen worden, berichteten ukrainische Gruppen von Krim in ihren Telegram-Kanälen.
Die Ukraine beschießt inzwischen täglich russische Ziele auch im Hinterland des Nachbarstaates, um den militärischen Nachschub zu stoppen. Mit westlicher Hilfe hat das Land, das sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg wehrt, auch seine eigene Drohnenproduktion deutlich ausgebaut.
Derzeit verteidigt sich das Land gegen eine laufende russische Offensive in der Region Charkiw. „Derzeit ist die Lage in der Region Charkiw weitgehend unter Kontrolle“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag bei Telegram. Auch die ukrainische Armee erklärte, sie habe den russischen Vormarsch in der Region teilweise gestoppt. (mit dpa)