Deepfake-Videos können eine gefährliche Quelle für Desinformation sein. Nun hat sich Wladimir Putin die Technik vorführen lassen – mit einem Video von Olaf Scholz.
„Er sagt die richtigen Dinge“Kremlchef Putin amüsiert sich über Deepfake-Video von Bundeskanzler Scholz
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) anhand einer gefälschten Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz vorführen lassen. Die staatliche Nachrichtenagentur Ria veröffentlichte am Donnerstag ein kurzes Video, wie der Kremlchef sich in Moskau den angeblichen Auftritt des SPD-Politikers anschaut.
Bei diesem sogenannten Deepfake legten die russischen Programmierer Scholz erst amerikakritische Worte aus dem beliebten russischen Actionfilm „Bruder 2“ in den Mund. Dann lassen sie ihn sagen: „Wir wollten das russische Gas aufgeben. Aber um es mit den Worten eines russischen Klassikers zu sagen: Wir wollten das Beste, aber es kam wie immer.“ Dieses geflügelte Wort stammt von dem früheren russischen Ministerpräsidenten Viktor Tschernomyrdin (1938-2010).
Wladimir Putin kommentiert Deepfake-Video von Olaf Scholz: „Er sagt die richtigen Dinge“
„Er sagt die richtigen Dinge“, kommentierte Putin das gefälschte Scholz-Video. Die Rede sei inhaltsreich und tiefsinnig gewesen. Seit Russland vor neun Monaten in das Nachbarland Ukraine einmarschiert ist, versucht Deutschland sich aus der Abhängigkeit von russischem Erdgas zu lösen.
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Deepfake-Videos hatten seit Kriegsbeginn im Februar mehrfach für Wirbel gesorgt. So waren im Sommer gleich mehrere europäische Politiker auf derartig gefälschte Videos hereingefallen – darunter auch Berlins Oberbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD).
Falscher Klitschko: Franziska Giffey mit Deepfake-Video hereingelegt
Ähnlich wie die Stadtoberhäupter von Budapest, Madrid, Warschau und Wien hatte Giffey sich auf ein Video-Gespräch mit einem vermeintlichen Vitali Klitschko eingelassen. Giffey soll sich rund eine halbe Stunde lang mit dem Betrüger ausgetauscht haben, ehe Zweifel an der Echtheit des Anrufers aufkamen.
Damals übernahm ein als „Vovan“ und „Lexus“ bekanntes russisches Comedy-Duo die Verantwortung für die Aktion. „Ich will nicht verraten, wie wir es angestellt haben, aber es war leicht“, sagte Stolyarov in einem Telefonat mit dem ARD-Politikmagazin Kontraste.
Auch von Wolodymyr Selenskyj kursierte im März ein Deepfake-Video, in dem der ukrainische Präsident vermeintlich zur Kapitulation aufruft. Selenskyj sah sich damals zu einer Klarstellung genötigt.
Deepfake-Video von Wolodymyr Selenskyj: Experten warnen vor Desinformation
Experten warnen immer wieder vor Desinformation durch die Video-Technik. „Obwohl die Fälschungen von schlechter Qualität waren und schnell entlarvt wurden, sah sich Selenskyj offenbar gezwungen, eine öffentliche Gegenerklärung abzugeben und zu verbreiten“, erklärten die Experten für digitale Medientechnologie des Fraunhofer-Instituts, Patrick Aichroth und Luca Cuccovillo, gegenüber dem MDR.
„Die Frage ist: Was wäre passiert, wenn er das nicht getan hätte? Und was wäre passiert, wenn die Fälschungen so gut gewesen wären, dass sie nicht ohne Weiteres erkannt worden wären?“
Vor allem bekannte Persönlichkeiten aus Unterhaltung und Politik seien häufig Ziel von Deepfakes. „Gefahren von Identitätsdiebstahl, Betrug und Verleumdung können hier aber ausnahmslos jeden betreffen“, warnen die Experten. (das/dpa)