Die russische Regierung um Präsident Wladimir Putin hat am Freitag während einer Pressekonferenz im Moskauer Kreml ihre neuen Kriegspläne für die Ukraine vorgestellt. Die neuen Ambitionen des russischen Militärs lassen unter Experten die Sorge wachsen, dass auch die Republik Moldau gefährdet sein könnte.
Putins oberste Priorität sei die volle Kontrolle über den Donbass, in dem bereits pro-russische Separatisten die Kontrolle über die Regionen Donezk und Luhansk haben. Die Moskauer Regierung hatte beide Gebiete wenige Tage vor der Invasion in der Ukraine als unabhängig anerkannt und damit auch westliche Staaten in die höchste Alarmstufe versetzt.
Neben dem Donbass soll auch eine Landverbindung im Südosten der Ukraine zwischen der 2014 annektierten Krim-Halbinsel und dem russischen Festland erfolgen. Bisher ist die Krim nur über eine von Russland gebaute Brücke direkt von russischem Boden aus erreichbar.
Militärexperte Carlo Masala sorgt sich um russischen Angriff auf Republik Moldau
Der dritte Punkt sorgt vor allem Militärexperten: Russland will die Kontrolle über weite Teile der Südukraine gewinnen und bis zur moldauischen Grenze im Südwesten des Landes vordringen. Laut russischen Angaben sei diese Verbindung wichtig, um die russische Bevölkerung im moldauischen Transnistrien zu schützen. Die russischsprachigen Menschen in der Republik Moldau würden unterdruckt, heißt es von russischer Seite.
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Das Muster dieser Behauptungen ist bekannt, hatte Russland so bereits den Krieg in der Ukraine begründet und auch die Militär-Einsätze in Donezk und Luhansk gerechtfertigt. Experten warnen bereits seit der russischen Invasion in der Ukraine davor, dass Präsident Wladimir Putin möglicherweise auch das Baltikum und die Republik Moldau angreifen würde.
Ukraine: Annalena Baerbock sagt Republik Moldau Unterstützung zu
Die Lage für die Menschen in dem 2,5-Millionen-Einwohner-Staat ist prekär: Die Republik Moldau ist wie die Ukraine kein Mitglied der Nato, zahlreiche Ukrainer flüchteten aufgrund des Krieges über die Grenze. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte das Land vor wenigen Wochen besucht und Unterstützung angekündigt.
Der in Köln geborene Militärexperte Carlo Masala, Professor an der Bundeswehrakademie in München, sieht in den neuen russischen Kriegsplänen ein klares Alarmsignal für Länder, die nicht Teil der Nato sind und im russischen Interessengebiet liegen. „Wer noch Zweifel daran hatte, dass die ungeschützten Territorien bedroht sind, bitte schön“, schrieb Masala auf Twitter und teilte einen Tweet mit den russischen Kriegsplänen.
Der russischstämmige Sicherheitsexperte und Unternehmer Dmitro Alperovitch interpretiert die russischen Kriegspläne ein wenig anders: „Russland formuliert den dritten Punkt bewusst so, dass es vage bleibt, wie der Weg nach Transnistrien aussehen würde. Das bedeutet nicht zwingend eine Landbrücke oder eine sofortige Operation. Zu einem späteren Zeitpunkt ist dies aber durchaus möglich.“
Wladimir Putin scheitert in Kiew und fokussiert sich auf die Ost-Ukraine
Alperovitch bezweifelt allerdings, dass das russische Militär während der Kämpfe in der Ostukraine in der Lage sei, auch gleichzeitig im Süden des Landes zu kämpfen. „Ich gehe nicht davon aus, dass neue Attacken auf Odessa oder Mykolajiw erfolgen. Dafür waren die Angriffe in den vergangenen Wochen nicht erfolgreich genug.“
Der stellvertretende General des russischen Militärs, Rustam Minnekaev, hatte die Pläne am Freitagmorgen angekündigt. Russland fokussiert sich seit einigen Wochen auf die Kämpfe in der Ost-Ukraine, nachdem der Versuch, die Hauptstadt Kiew zu erobern, gescheitert war. (shh)