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USA haben erstmals eine Botschafterin in der Bundesrepublik

Lesezeit 3 Minuten

Berlin – Mit der Politikprofessorin Amy Gutmann vertritt erstmals eine Frau die Interessen der USA als Botschafterin in der Bundesrepublik Deutschland.

Die 72-Jährige mit deutschen Wurzeln überreichte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihr Beglaubigungsschreiben. Die Top-Position in der US-Vertretung war mehr als 20 Monate wegen einer Blockade der oppositionellen Republikaner im US-Senat unbesetzt.

„Das Warten hat sich gelohnt”, sagte Steinmeier nach Angaben des Präsidialamts in seinem Gespräch mit Gutmann. Er würdigte, dass mit Präsident Joe Biden eine neue Phase in den Beziehungen zu den USA angebrochen sei.

Steinmeier bot Gutmann eine enge Zusammenarbeit vor allem bei der Verteidigung demokratischer Werte an. „Liberale Demokratien werden angegriffen - auch von innen. Lassen Sie uns besonders auf diesem Feld eng zusammenarbeiten. Die Polarisierung ist eine Bedrohung für uns alle”, sagte er.

Der Bundespräsident betonte auch die enge Abstimmung zwischen Deutschland und den USA in der Ukraine-Krise. „Die deutsche Haltung ist sehr klar und auch engstens mit Washington abgestimmt. Wir hoffen, dass das dazu beiträgt, die äußerste Zuspitzung zu vermeiden und den Weg zu ernsthaften Gesprächen zu ebnen.”

Vielfach ausgezeichnet

Die von US-Präsident Joe Biden nominierte Gutmann wurde 2004 Präsidentin der renommierten Pennsylvania University. Für ihre wissenschaftliche Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet. Erfahrung als Diplomatin hat sie bislang nicht. In der Bundesrepublik hat noch nie eine Frau die US-Botschaft geleitet, in der DDR hatte es aber eine US-Botschafterin gegeben.

Gutmanns Vater stammt aus dem bayerischen Feuchtwangen. Nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland flüchtete er 1934 mit seiner Familie nach Indien. Später zog er nach New York, wo Amy Gutmann 1949 im Stadtteil Brooklyn geboren wurde. Sie studierte später Politologie an der Elite-Universität Harvard und lehrte fast drei Jahrzehnte an einer weiteren Spitzen-Uni, Princeton in New Jersey, bevor sie nach Pennsylvania wechselte.

2011 zählte sie das Magazin „Newsweek” zu den „150 Frauen, die die Welt bewegen”. Von der Zeitschrift „Fortune” wurde sie 2018 als eine der 50 wichtigsten Führungspersönlichkeiten der Welt eingestuft.

Gutmann hat einen guten Draht ins Weiße Haus. Als Vizepräsident besuchte Biden die Uni, trat bei einer Podiumsdiskussion mit Gutmann auf. Seine Enkelin Naomi hat dort studiert.

Der Botschafterposten war bereits nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten fast 16 Monate unbesetzt. Richard Grenell übernahm dann im Mai 2018 das Amt. Im politischen Berlin machte er sich mit seiner rabiaten Art kaum Freunde. Aus der Opposition kamen sogar vereinzelt Forderungen, ihn zur „unerwünschten Person” zu erklären. Seit seinem Rücktritt Anfang Juni 2020 war der Posten unbesetzt.

© dpa-infocom, dpa:220217-99-179093/4 (dpa)