Köln/Kupferzell – Mitte Mai galt Kupferzell als einer von vielen deutschen Corona-Hotspots. Die beschauliche Gemeinde in Baden-Württemberg hat gut 6000 Einwohner, nach einem Kirchenkonzert stieg die Zahl der Infektionen dort schnell auf über 100.
Im Rahmen des Projekts „Corona-Monitoring lokal“ reiste ein Team des Robert Koch-Instituts nach Kupferzell, um neue Erkenntnisse über das Virus zu erlangen. Am Freitag wurde die Studie im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.
Das wohl wichtigste Ergebnis: Die Studie wies 3,9 Mal mehr Infektionen nach als bislang bekannt waren. Die Dunkelziffer ist damit – zumindest in Kupferzell – laut Landrat Matthias Neth „in der Höhe, die wir erwartet haben.“ Das heißt: Die offiziellen Zahlen erfassen längst nicht jede Corona-Infektion. Von einer Herdenimmunität kann auf der anderen Seite keineswegs die Rede sein.
Viele Infizierte mittlerweile ohne Antikörper
2203 Erwachsene aus der Gemeinde wurden ausführlich getestet – mit Rachenabstrich, Blutentnahme und Befragungen, etwa zu Vorerkrankungen und Symptomen. Bei knapp 30 Prozent der Teilnehmer, die nach eigenen Angaben infiziert waren, wurden keine Antikörper nachgewiesen. Dies bedeute allerdings nicht, dass keine Immunität bestehe, so Claudia Santos-Hövener.
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Die Projektleiterin stellte klar, dass die Ergebnisse nicht analog auf die Verbreitung in Deutschland zu übertragen sind. In Kombination mit weiteren lokalen Studien, die noch nicht abgeschlossen sind, könne man jedoch weitreichendere Schlüsse aus der Kupferzell-Studie ziehen.
Kaum Infektionen ohne Corona-Symptome
„Für die Gemeinde Kupferzell können wir sagen, dass bei 7,7 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Antikörper nachgewiesen wurden und diese somit eine SARS-CoV-2 Infektion durchgemacht haben“, so Santos-Hövener. Bei Frauen entdeckten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler laut Studie mit 8,7 Prozent etwas häufiger Antikörper als bei Männern (6,7 Prozent). Die meisten Infektionen wurden bei der Altersgruppe über 80 Jahren festgestellt: 16,7 Prozent dieser Probanden seien infiziert gewesen.
Nur 16,8 Prozent der Infektionen verliefen der Studie zufolge asymptomatisch, bei 83,2 Prozent hingegen trat mindestens ein Symptom auf, das für Covid-19 typisch ist. Während der Studie in Kupferzell seien keine akuten Infektionen entdeckt worden, erklärte die Studienleiterin. Das Infektionsgeschehen dort sei zu Beginn des Projekts bereits eingedämmt gewesen.