Der sich in Deutschland immer weiter verbreitende Omikron-Subtyp BA.2 könnte nicht nur ansteckender sein als sein enger Verwandter BA.1, sondern auch deutlich gefährlicher in Bezug auf den Krankheitsverlauf. Das legen neue Studienergebnisse aus Japan nahe, die am Wochenende veröffentlicht wurden. Außerdem haben Forscher eine weitere Corona-Mutation entdeckt, die die Immunisierung gegen Covid-19 weiter umgehen könnte.
Weltweit fordern Virologen, dass BA.2 nun unabhängig von Omikron klassifiziert und einen eigenen griechischen Buchstaben bekommen soll. Der nächste verfügbare Buchstaben im griechischen Alphabet wäre Pi, gefolgt von Rho.
Japanische Studie: Omikron-Subtyp BA.2 „hat Eigenschaften“ der Delta-Variante
In einer Vorabfassung der japanischen Studie, einem sogenannten „Pre-Print“, schreiben die verantwortlichen Forscher über „Virusmerkmale von BA.2, die schwere Krankheitsverläufe ähnlich derer der Delta-Variante hervorrufen können“. BA.2 sei 40 Prozent ansteckender als BA.1, außerdem sei die Viruslast im Lungenbereich ähnlich größer.
Gleichzeitig sei BA.2 ähnlich wie die zuvor dominante Omikron-Mutation BA.1 besonders gut darin, einer Immunisierung zu entkommen. Mit einer Booster-Impfung liege der Schutz vor BA.2 bei 74 Prozent. Ebenfalls besorgniserregend aus Sicht der Forscher: Das häufig gegen das Coronavirus verwendete Medikament Sotrovimab wirkt bei BA.2 gar nicht oder nur schwach.
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„Aus menschlicher Perspektive ist BA.2 ein gefährlicheres Virus als BA.1, leichter übertragbar und kann schwerere Krankheitsverläufe hervorrufen“, sagte Mikrobiologie Dr. Daniel Rhoads dem Nachrichtensender „CNN“. Die japanischen Forscher untersuchten in ihrer Studie Hamster und Mäuse, dennoch seien die Ergebnisse teilweise auch auf den Menschen übertragbar. In weiteren Studien sollen die Ergebnisse mit menschlichen Daten überprüft werden.
BA.2: Gesundheitsminister Lauterbach twittert südafrikanische Studie mit anderen Ergebnissen
Die japanischen Studienergebnisse sind allerdings noch nicht von einem Expertengremium abgenommen. Die Vorab-Veröffentlichung soll dabei helfen, die Ergebnisse zu verbreiten und gleichzeitig die Meinung zahlreicher Virologen einzuholen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teilte am Sonntag ebenfalls das „Pre-Print“ einer südafrikanischen Studie, in der Forscher vor Ort die Hospitalisierung von Corona-Infizierten mit BA.1 und BA.2 untersucht haben. Hier zeigen sich gegenteilige Ergebnisse, denn die Hospitalisierung war in beiden Fallen gleich.
„Das wäre, wenn bestätigt, eine gute und sehr bedeutsame Studie. Die ansteckendere Omikron Variante BA2 verläuft klinisch nicht schwerer. Da sie sich in Deutschland immer mehr verbreitet ist das für uns wichtig“, twitterte Lauterbach. In Deutschland liegt der BA.2-Anteil bei den Infektionen laut aktuellem RKI-Wochenbericht bei 14,9 Prozent, er hat sich binnen zwei Wochen verdreifacht.
BA.2: Wird der Omikron-Subtyp zur Pi-Variante?
Beide Studien sind sich allerdings in einer Sache einig: BA.2 ist deutlich ansteckender als BA.1 und dürfte der neue dominierende Subtyp weltweit werden. Daher fordern Virologen bereits, BA.2 als sogenannte „Variant of Concern“ einzustufen. Dann würde die WHO BA.2 als eigenständige Variante anerkennen und sie würde einen eigenen griechischen Buchstaben bekommen.
Der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding forderte die WHO auf, die Neueinstufung umgehend einzuleiten: „Die Datenlage zwingt uns dazu, BA.2 als neue besorgniserregende Variante einzustufen. An die WHO: Bitte handelt schnell!.“ Sollte BA.2 den Status einer eigenen Variante erhalten, würde gemäß des griechischen Alphabets der Buchstabe Pi genutzt werden.
Neue Corona-Mutation: Forscher entdecken neuen Sars-CoV-Typen in PCR-Proben
Derweil haben Forscher in Dänemark bei der Genomsequenzierung von PCR-Testproben eine neue Mutation der Omikron-Variante entdeckt, die Virologen weltweit besorgt. Es geht um einen neuen Omikron-Subtypen mit dem Namen „H78Y“. Dieser Subtyp „paart“ sich offenbar mit BA.2 und breitet sich rasch aus.
Der neue Subtyp macht bereits rund 25 Prozent der Fälle in Dänemark aus. Der skandinavische Staat hat weltweit den höchsten Anteil an BA.2-Fällen. Mehr als 80 Prozent aller Neuinfektionen stehen im Zusammenhang mit BA.2. Zum Vergleich: Diesen Anteil hat in Deutschland noch der Omikron-Typ BA.1, der in Dänemark beinahe ausgestorben ist.
Der neue Subtyp hat ein stark verändertes Spike-Protein, dass die Ansteckungsgefahr im Vergleich zu BA.2 nochmal erhöht. Virologen wie beispielsweise Feigl-Ding sind besorgt, da die erneute Mutation auch dazu führen könne, dass der Impfschutz weiter abnehme.
Auch eine erneute Infektion, beispielsweise nach einer früheren Ansteckung mit einer anderen Omikron-Variante, sei durch das Spike-Protein wahrscheinlicher. „Wir müssen die Entwicklungen in Dänemark genau beobachten“, twitterte Feigl-Ding, der schon Anfang Januar vor BA.2 gewarnt hatte.