Schneeglöckchen, Hasel, Krokus: Der Frühling kündigt sich bereits an in Natur und Garten. Allerdings viel eher als sonst. Das hat langfristige Folgen für Allergiker. Und das hat nicht nur mit den milden Temperaturen in diesem Winter zu tun.
Hasel und Erle blühen früher„Manche Allergiker leiden schon seit Ende Dezember“
Der Frühling hat einen ganz offiziellen Starttermin: Meteorologen zufolge ist es am 1. März so weit, aus astronomischer Sicht am 20. März. Der Natur sind solche Daten allerdings ziemlich egal. Wer draußen genau hinschaut, entdeckt deutlich früher Hinweise darauf, dass es wieder milder wird. Man muss nur auf die Pflanzen schauen. Frühlingsboten sind die Ersten, die wärmere Tage ankündigen. In den Gärten, Wäldern, Wiesen und Parks tut sich bereits allerhand. Mehr als eigentlich üblich zu dieser Zeit.
So blühte die Hasel mancherorts bereits Ende Dezember, auch die Erle vereinzelt, ebenso der Winterjasmin. Selbst in höheren Lagen begann die Haselblüte früher als sonst, bereits im letzten Januardrittel. Seit Ende Januar tauchen Schneeglöckchen auf, Anfang Februar stellenweise Winterlinge und Krokusse, in milden Lagen Kornelkirsche und Huflattich. Im Schnitt sind solche Frühlingsboten eine Woche früher dran, als es noch im Mittel zwischen 1992 und 2023 der Fall war. Das zeigt die bundesweite Meldestatistik des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Klimawandel verändert Frühlingsboten-Timing
Was wann genau sprießt, hängt vor allem von der Temperatur ab, weiß DWD-Agrarmeteorologin Bianca Plückhahn. Über den Jahreswechsel habe es eine sehr milde Phase gegeben, Ende Januar ebenso eine sehr milde Witterung mit meist frostfreien Nächten. „Inwieweit eventuell in den kommenden Wochen noch auftretende Kälteeinbrüche für eine Verzögerung der Entwicklung sorgen werden, ist aktuell nicht absehbar.“
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Schaut man aber auf Langzeitdaten, zeigt sich der Einfluss des Klimawandels. „Durch die eher milden Winter beginnt die Vegetationsentwicklung insgesamt früher“, sagt die Expertin. Über Jahrzehnte hinweg gebe es deutliche Veränderungen. Forsythien etwa blühen im Schnitt mehr als zehn Tage früher. Gleiches Spiel bei der Haselblüte: Der Beginn der Blüte hat sich seit 1951 um rund einen Monat verfrüht, hält das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem „Journal of Health Monitoring“ (2023) fest.
Pollensaison beginnt schon im Dezember
Verfrüht sich die Pflanzenblüte, verschiebt sich allerdings auch die Pollensaison nach vorne. Wer allergisch reagiert, hat dann ein Problem. Mehr als 15 Prozent der Menschen in Deutschland sind Pollenallergiker – Tendenz steigend. „Manche Allergiker leiden schon seit Ende Dezember unter dem Flug von Haselpollen“, sagt Plückhahn. Auch Erlenpollen, ebenfalls stark allergieauslösend, seien bereits unterwegs. Dabei geht die Saison gerade erst los. Ihre Prognose: Während der Flug der Haselpollen in den nächsten Wochen abnimmt, werden im Verlauf des Märzes die Birken erblühen.
In den kommenden Jahrzehnten wird das wahrscheinlich immer schlimmer. Das RKI geht davon aus, dass Haselpollen in sehr milden Wintern und an begünstigten Standorten auch schon im November fliegen – und sich dieser Trend mit fortschreitendem Klimawandel weiter nach vorne verschieben wird. Wie stark die Pollenkonzentration tagesaktuell ausfällt, lässt sich auf der DWD-Homepage nachlesen.
Gelb, weiß, lila: Immerhin schön anzusehen sind die Farbtupfer der Frühblüher im Garten und in der Natur. Wer draußen unterwegs ist, sollte allerdings keine Blüten, etwa von Schneeglöckchen, für einen Strauß pflücken. „Dieser hält sich nur kurz in der Vase, und den Wildbienen entgingen einige ihrer ersten Nahrungsquellen“, betont der BUND auf seiner Homepage.
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Auch das Pflücken zum Verzehr sei nicht ratsam, weil den Pflanzen giftige Inhaltsstoffe anhaften könnten. Die Ausnahme: kleine Mengen der herzförmigen Gundermann-Blätter. Der Lippenblütler zeigt sich aber ohnehin erst, wenn wirklich spürbar Frühling ist: Ende März, Anfang April.