In NRW gibt es so gut wie keine Corona-Beschränkungen mehr. Doch die Aufhebung der Isolationspflicht wirft noch Fragen auf – besonders bei Eltern.
Ende der Isolationspflicht Corona-positiv, kaum Symptome – kann das Kind so in Schule oder Kita?
Knapp drei Jahre lang hat das Coronavirus unseren Alltag beherrscht. Spätestens seit dem heutigen Mittwoch kann davon in Nordrhein-Westfalen kaum noch die Rede sein – es kehrt Normalität ein. Das Land NRW hat die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen abgeschafft. Ab dem 2. Februar gibt es dann auch bundesweit im Fernverkehr keine Pflicht zum Maskentragen mehr. Zusätzlich fällt die fünftägige Isolationspflicht für Infizierte weg. Nur noch in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen gibt es noch Beschränkungen. Die Landesregierung appelliert an die viel beschworene Eigenverantwortung. Doch wie damit umgehen?
Ist Corona jetzt wie eine Erkältung – also mit leichtem Schnupfen ab ins Büro? Und was ist mit den Kindern – können Eltern sie mit zwei roten Strichen auf dem Schnelltest, aber kaum Symptomen in Schule oder Kindergarten schicken? Wir haben mit Experten darüber gesprochen.
Kinderarzt: „Freuen uns, dass Isolationspflicht abgeschafft wurde“
Axel Gerschlauer, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein, sieht die Rückkehr zur Normalität positiv: „Wir Kinderärzte freuen uns, dass die Isolationspflicht abgeschafft wurde.“ In den letzten Monaten hätte das Coronavirus in den Kinderarztpraxen kaum noch eine Rolle gespielt. Stattdessen hätten Influenza und RS-Viren das Infektionsgeschehen bestimmt.
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Der Kinderarzt: „Eltern rate ich, mit dem Coronavirus künftig umzugehen, wie mit allen anderen Infekten. Corona hat keine Sonderstellung mehr verdient.“ Wenn die Kinder krank seien, solle man sie zu Hause behalten. „Doch wenn es ihnen gut geht und sie mindestens einen Tag fieberfrei sind, sollte man sie in die Schulen und in die Kitas schicken“, so Gerschlauer. Eine routinemäßige Testung auf bestimmte Viren sei nicht mehr notwendig.
„Soziologie ist wichtiger ist als Infektiologie“
„Wenn wir in dieser Pandemie eines gelernt haben, dann doch, dass Soziologie wichtiger ist als Infektiologie. Es darf nicht sein, dass wir Kindern noch einen Tag mehr ihres Soziallebens rauben.“ Noch immer würden die Kinderärzte mit den psychischen Folgeerkrankungen durch die Kita- und Schulschließungen während der Corona-Pandemie kämpfen. „Das wird uns auch noch lange begleiten“, befürchtet Axel Gerschlauer.
Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) dagegen plädiert trotz der Lockerungen weiter für Vorsicht. Es sei zwar richtig, dass ab Februar der Grundsatz der Eigenverantwortung gelte.
KVNO: Corona-positive Kinder nicht in Kita und Schule schicken
„Es wäre aber mit Blick auf den Allgemeinschutz und den Schutz vulnerabler Gruppen grundsätzlich anzuraten, dass corona-positive Schulkinder, die symptomfrei sind, mindestens eine FFP2-Maske tragen. Bei Kita-Kindern wäre zu empfehlen, dass diese möglichst zu Hause bleiben“, sagt der Sprecher der KVNO, Christopher Schneider. Das gleiche Prinzip gelte in Bezug auf den Arbeitsplatz für positiv getestete Arbeitnehmer.
Clara Lehmann, Infektiologin an der Uniklinik Köln, sieht das ähnlich. Sie begrüßt vor allem die Abschaffung der Maskenpflicht. „Wir befinden uns in einer ganz anderen Situation als noch vor ein oder zwei Jahren. Die Bevölkerung ist mittlerweile durch Impfungen und Infektionen breit gegen Corona immunisiert. Und wir sehen, dass die Belastung auf den Intensivstationen durch Corona deutlich zurückgegangen ist.“ Das Gesundheitsrisiko durch das Virus sei dadurch für den Großteil der Bevölkerung deutlich reduziert. „Deswegen ist es die richtige Entscheidung, dass wir die Maskenpflicht jetzt aufheben.“
„Auch ohne Symptome können Kinder das Coronavirus weitertragen“
Die Maske sei ein sehr wirksames Mittel im Kampf gegen die Corona-Pandemie gewesen und könne bei zukünftigen Infektionswellen wieder nützlich sein. Lehmann: „Teilweise wurde sie aber auch als sehr einschränkend wahrgenommen. Deswegen halte ich es auch für die Akzeptanz in der Bevölkerung wichtig, dass man dieses wichtige Werkzeug gut einsetzt. Und momentan braucht man es nicht.“ Eigenverantwortlicher Umgang mit der Maske bedeute, dass man sie trägt, sobald man krank ist und mit anderen Menschen in Berührung kommt: „Dabei geht es auch um andere Erreger. Sobald ich Erkältungssymptome verspüre und etwa mit der Bahn fahre, sollte ich zumindest eine Maske aufsetzen“, empfiehlt die Infektiologin.
Wer positiv auf Corona getestet wurde, sollte trotz der abgeschafften Isolationspflicht möglichst zu Hause bleiben, auch wenn keine Symptome vorliegen, sagt Lehmann: „Sobald ich positiv getestet bin, weiß ich, dass ich eine potenzielle Gefährdung für mein Umfeld darstelle.“ Zwar sei die Immunität in der Bevölkerung sehr hoch, „aber es kann immer noch sein, dass ich etwa eine immungeschwächte Person anstecke.“ Das gelte ebenso für positiv getestete Kinder. „Auch ohne Symptome können Kinder das Virus weitertragen. Und wenn dadurch dann etwa ein Erzieher mit Immunschwäche angesteckt wird, kann das schwerwiegende Konsequenzen haben.“
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