Köln – Booster-Impfungen sind derzeit das große Thema, die dritte Spritze wird allen Personen ab 18 Jahren empfohlen. Doch gilt das auch für Menschen, die doppelt geimpft an Corona erkrankt und nun genesen sind? Oder ist der Impfdurchbruch eine Art natürliche Immunauffrischung?
Tatsächlich wirken die Antikörper, die sich nach einer Corona-Infektion im Körper bilden, wie ein natürlicher Booster für das Immunsystem. Vollständig Geimpfte, die an Corona erkranken, haben einen milderen Verlauf und gelten zudem als besonders gut geschützt. Eine Auffrischungsimpfung ist daher nach einer durchgemachten Infektion für sie zunächst nicht nötig. Da der Schutz vor dem Virus aber nach einem halben Jahr nachlässt, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) in ihrer 14. aktualisierten Impfempfehlung vom 29. November 2021 eine Auffrischungsimpfung sechs Monate nach der Corona-Infektion.
Genesene Geimpfte gelten als besonders gut geschützt
„Wer sich mit COVID-19 infiziert hat, der ist erst einmal sehr gut geschützt“, sagte Professor Peter Palese, Leiter des Bereichs Mikrobiologie an der Icahn School of Medicine at Mountain Sinai in New York der „Apotheken Umschau“. Eine österreichische Studie besagt, dass der Schutz nach einer Infektion vergleichbar mit dem bestmöglichen Schutz nach einer Impfung ist.
Deutsche Virologen gehen sogar von einem längeren Immunschutz nach durchgemachter Corona-Infektion aus als bisher angenommen. Während Forscher um Stefan Pilz, Oberarzt am Klinikum Graz, zunächst berichteten, dass eine durchgestandene Infektion das Risiko einer erneuten Ansteckung in den folgenden sechs Monaten um etwa 91 Prozent senke, könnte die Immunität sogar noch länger andauern. Geimpfte Genese hätten in jedem Fall einen sehr guten Immunschutz, bestätigte Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, der Apotheken-Umschau.
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Die Gesellschaft für Virologie geht sogar noch weiter: „Die nachgewiesene Dauer des Schutzes nach durchgemachter Sars-CoV-2-Infektion beträgt mindestens ein Jahr“, heißt es in einer Stellungnahme. Möglicherweise sei aus immunologischer Sicht sogar von einer deutlich längeren Schutzdauer bei Genesenen auszugehen. Dies sei aber noch nicht in Studien nachweisbar, da es Sars-CoV-2 noch nicht lange genug gebe.
Der hohe Schutz nach einer durchgestandenen Sars-CoV-2-Infektion bedeutet für Ungeimpfte jedoch keinesfalls, dass sie sich nicht impfen lassen sollten. Eine Infektion ohne Impfschutz ist ein großes Risiko.
Wann sollten sich ungeimpfte Genesene impfen lassen?
Für bisher ungeimpfte Personen reicht nach der Genesung eine Impfdosis für vollständigen Impfschutz aus. Wurde die Infektion durch einen PCR-Test bestätigt, soll die Impfung laut Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) in der Regel sechs Monate nach der Erkrankung erfolgen.
Was ist, wenn ich nur einmal geimpft bin und mich mit Corona anstecke?
Personen, die bereits einmal gegen Covid-19 geimpft wurden und bei denen nach dieser Impfung eine Infektion nachgewiesen wurde, sollen die zweite Impfung in der Regel sechs Monate nach der Diagnose erhalten.
Was gilt aktuell grundsätzlich für die Auffrischungs-Impfung?
In der aktuellen Version der Impfempfehlung rät die Stiko allen Menschen ab 18 Jahren zu einer Auffrischungs-Impfung. Diese soll mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen. Für Personen unter 30 Jahren wird ausschließlich der Einsatz von Comirnaty (Biontech) empfohlen. Menschen über 30 können entweder mit Comirnaty oder Spikevax (Moderna) geimpft werden. Die Booster-Impfung soll in der Regel sechs Monate nach der letzten Impfstoffdosis erfolgen. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf fünf Monate kann im Einzelfall bei Vorliegen medizinischer Gründe oder bei ausreichenden Impfkapazitäten erwogen werden. Schwangeren soll unabhängig vom Alter ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel eine Auffrischimpfung mit Comirnaty angeboten werden. Bisher ungeimpfte, ältere und vorerkrankte Personen sollten bevorzugt geimpft werden.