Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht Deutschland am Beginn der vierten Welle der Pandemie. Der Anteil der positiven Proben unter den PCR-Tests in Laboren sei binnen einer Woche bis Mitte August von vier auf sechs Prozent gestiegen, heißt es im jüngsten Wochenbericht des Instituts vom Donnerstagabend. Grundlage ist rund eine halbe Million Tests aus fast 200 Laboren.
Diese wird insbesondere durch Infektionen jüngerer Menschen angefacht. Auch die Zahl der hospitalisierten Fälle steigt, besonders viele davon kommen aus der Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen. 99 Prozent der Neuinfektionen sind auf die Delta-Variante zurückzuführen. „Damit zeigt sich nun deutlich der Beginn der vierten Welle, die insbesondere durch Infektionen innerhalb der jungen erwachsenen Bevölkerung an Fahrt aufnimmt“, heißt es im jüngsten Bericht.
Mehr Menschen im Krankenhaus – Zahl an Todesfällen sinkt
Der neue Anstieg der Inzidenzen hat Folgen. Der zuletzt allgemein abnehmende Trend von Covid-Patienten in Kliniken setzt sich zurzeit nicht fort, heißt es im RKI-Bericht. Die Zahlen befänden sich noch auf niedrigem Niveau, stiegen nun aber sichtbar an. Auch hier sei mit Nachübermittlungen zur rechnen, weil Covid-Patienten häufig erst ein bis zwei Wochen nach der Diagnose in ein Krankenhaus kämen – zumeist mit schweren Atemwegsinfekten.
Gleichzeitig werden die Menschen, die wegen einer Infektion ins Krankenhaus müssen, immer jünger. Im Mittel waren am Jahresbeginn hospitalisierte Fälle 77 Jahre alt. Im Zeitraum vom 2. bis zum 15. August lag der Median dann bei 48 Jahren.
Die Zahl an Todesfällen ist seit Ende April diesen Jahrens rückläufig. Bislang sind 91.224 Menschen in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. 86 Prozent von ihnen waren 70 Jahre und älter.
Auslandsreisen fachen die Pandemie-Entwicklung an
Ein Grund für die Entwicklung der Pandemie sind Auslandsreisen. Knapp ein Viertel aller gemeldeten Fälle hat sich außerhalb Deutschlands infiziert. Im Vergleich zur Vorwoche sind besonders die Fallzahlen aus Kroatien, dem Kosovo und Nordmazedonien gestiegen. Auch in der Türkei und Spanien haben sich Menschen infiziert. Hingegen spielen Ausbrüche in Kitas und Schulen für das Infektionsgeschehen keine große Rolle. Diese hätten bis Mitte August auf einem niedrigen Niveau gelegen, so das RKI. Es wird aber darauf hingewiesen, dass in einigen Bundesländern noch Ferien sind und mit Nachmeldungen zu rechnen sei.
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Ein ähnlicher Anstieg der Infektionen in der jüngeren Bevölkerung sei auch schon im Sommer 2020 zu beobachten gewesen, heißt es im Bericht. Allerdings erst fünf Wochen später, also Ende September oder Anfang Oktober. In diesem Sommer dominiert bisher die ansteckendere Delta-Variante – inzwischen zu 99 Prozent. Im Sommer 2020 gab es noch keinen Impfschutz. Am Montag hat die Ständige Impfkommission auch grünes Licht für Covid-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren gegeben. Rechtlich war das bereits seit Ende Mai möglich. Die Nachfrage steigt nach Angaben der Kinder- und Jugendärzte im Moment sprunghaft an.
Hohe Gefährdung für Ungeimpfte
Für Menschen ohne Impfung oder mit nur einer Impfung stuft das RKI die Gefährdung für die Gesundheit als hoch ein. Vollständig Geimpfte hingegen, so heißt es in dem Bericht, seien lediglich einer moderaten Gefährdung ausgesetzt. Die aktuelle Einschätzung zur Impfeffektivität, also der Wirksamkeit des Impfstoffs, reicht das RKI im Laufe des Freitags nach. Zuletzt hatte man eine geschätzte Impfeffektivität um die 87 Prozent angegeben. „Alle Impfstoffe, die zurzeit in Deutschland zur Verfügung stehen, schützen nach derzeitigem Erkenntnisstand bei vollständiger Impfung wirksam vor einer schweren Erkrankung“, heißt es in dem Bericht. Die aktuellsten Zahlen zu Impfdurchbrüchen, also von Covid-19-Infektionen bei vollständig Geimpften, sind im Wochenbericht vom 19. August noch nicht enthalten.
Über 58 Prozent der Menschen sind inzwischen vollständig geimpft. Etwa 64 Prozent haben mindestens eine Impfung erhalten. Wünschenswert für ein Ausbremsen der Pandemie sind Impfquoten von 85 Prozent und mehr. Das RKI rät weiterhin dazu, sich impfen zu lassen, Abstand zu halten und weiter Masken zu tragen. (mit dpa)