Köln – Die Möglichkeit, sich auf das neuartige Coronavirus testen zu lassen, beschäftigt weiterhin viele Menschen in Deutschland. Denn manche Bundesländer verlangen von Urlaubern aus Corona-Hotspots jetzt einen negativen Corona-Test, Bayern will den Test für jedermann im Freistaat – auch ohne Symptome – flächendeckend kostenfrei ermöglichen. Doch wie läuft der Test ab? Und wann sollte man sich wirklich testen lassen? Wichtige Fragen und Antworten dazu.
Wie funktioniert der Test zum Nachweis einer Infektion?
„Den kann man nur aus einem Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum machen“, erläutert Andreas Bobrowski vom Berufsverband Deutscher Laborärzte. Der Test für den Direktnachweis von Sars-CoV-2 erfolgt dann in einem Labor durch eine Polymerase-Kettenreaktion - PCR abgekürzt. Dabei wird das Erbmaterial der Viren so stark vervielfältigt, dass es nachgewiesen werden kann, auch wenn es nur in geringen Mengen vorkommt, erklärt das Bundesgesundheitsministerium.
Wer nimmt den PCR-Test vor?
Laut Ministerium sind dies Hausärzte und der kassenärztliche Bereitschaftsdienst beziehungsweise das örtliche Gesundheitsamt.
Was sagt der PCR-Test aus?
Ein negatives Ergebnis sagt, dass zum Zeitpunkt des Abstrichs keine Viren in der entsprechenden Menge nachgewiesen wurden. Dennoch ist dadurch nicht ausgeschlossen, dass man sich kurze Zeit vor dem Abstrich noch angesteckt haben könnte - und man kann sich natürlich auch nach dem Test jederzeit infizieren.
Wie zuverlässig ist der Test?
Der Test auf das neuartige Coronavirus ist vergleichsweise sicher. Medizinische Experten schätzen die Zuverlässigkeit von PCR-Tests bei einer Sensitivität und Spezifität von 98-99 Prozent ein. Das Testverfahren, das „Real Time PCR“, wird auch zum Nachweis anderer Viren verwendet.
Die Sensitivität steht für die Erkennungsrate, also den Prozentsatz der Betroffenen, bei denen die Infektion tatsächlich erkannt wird. Ein Test mit einer Sensitivität von 95 Prozent identifiziert 95 von 100 Infektionen und 5 nicht.
Die Spezifität sagt aus, wie viele Gesunde, die definitiv nicht mit dem Virus infiziert sind oder waren, von dem Test auch tatsächlich als gesund erkannt werden. Ein Test mit einer Spezifität von 95 Prozent liefert bei 5 von 100 nicht infizierten Menschen fälschlicherweise ein positives Ergebnis. Bei hoher Sensitivität und geringer Spezifität kann es viele falsch-positive Befunde geben. Diese werden allgemein als vergleichsweise unproblematisch angesehen, weil nicht nötige Quarantänezeiten als „Schaden“ entstehen, nicht aber höhere Infektionszahlen.
Wann zahlen die Krankenkassen für den Nachweistest?
Sie zahlen auf jeden Fall bei Menschen, deren Symptome auf eine Infektion hindeuten. Unter bestimmten Umständen werden die Kosten aber auch dann getragen, wenn man keine Symptome hat. Etwa dann, wenn einem die Corona-Warnapp anzeigt, dass ein Risiko bestehen könnte. Oder dann, wenn zum Beispiel in einer Schule, einer Kita oder einem Pflegeheim, das man besucht hat, ein Fall vorkam - wobei dies auch davon abhängt, ob das Gesundheitsamt in der Folge Reihentestungen anordnet. Vor der Einweisung ins Krankenhaus wird man immer getestet.
Was kostet der Test?
Als bisher einziges Bundesland hat Bayern angekündigt, allen Bürgern - auch ohne Symptome - bald Tests ermöglichen und im Zweifel die Kosten dafür zu tragen. Wer sich auf eigene Kosten testen lassen möchte, muss je nach Anbieter mit mehr als 100 oder sogar 200 Euro rechnen.
Wann sollte man sich testen lassen?
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums dann, wenn man Erkältungssymptome oder andere typische Anzeichen für Covid-19 zeigt, Geruchsverlust zum Beispiel. Auch bei einem Kontakt zu Menschen, die positiv auf den Erreger getestet wurden, ist es angeraten. Wichtig ist aber, in solchen Fällen nicht einfach loszugehen, sondern vorher anzurufen - beim Hausarzt, beim ärztlichen Bereitschaftsdienst (Rufnummer 116 117) oder dem zuständigen Gesundheitsamt.
Dann gibt es noch Bluttests - was leisten die?
Will man die Reaktion des Körpers auf das Coronavirus testen - etwa, wenn man wissen möchte, ob jemand in der Vergangenheit infiziert war und bereits Antikörper gebildet hat -, muss Blut abgenommen werden. Einer der Tests dabei ist der IgG-Antikörpertest, wobei IgG für Immunglobulin G steht.
Das Problem an diesem Test laut Bobrowski: Ein verhältnismäßig hoher Anteil - um die 15 bis 20 Prozent, wahrscheinlich sogar mehr -, bilde laut Studien keine oder nur sehr geringe Mengen dieser IgG-Antikörper, trotz positiven Abstrich-Tests. „Und auch wenn IgG-Antikörper gemessen werden, weiß man noch nicht sicher, ob sie vor einer erneuten Infektion schützen - dafür müssen noch weitere Neutralisationstests durchgeführt werden. Welche genau die schützenden IgG-Antikörper sind, daran wird intensiv geforscht - hier kann man aber noch keine hundertprozentig sicheren Aussagen treffen.“
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Schnelltests zum Nachweis von Antikörpern, neben IgG etwa auch auf das Immunglobulin M (IgM), werden auch kommerziell angeboten, erklärt das Robert Koch-Institut. Die Ergebnisse aber allein als Kriterium für eine Diagnose einzusetzen, davon rät das RKI aktuell ab. Es weist darauf hin, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO die Schnelltests derzeit nur für Forschungsprojekte empfiehlt. Auch können sie laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) nicht abgerechnet werden.
Wie lange dauert es, bis die Ergebnisse vorliegen?
„Die reine Analysezeit im Labor dauert bei den Abstrichen drei bis vier Stunden, beim Bluttest ungefähr eine Stunde“, sagt Labormediziner Bobrowski. Je nach der Menge an Proben, die im Labor auflaufen, dauere es in der Regel insgesamt 24 Stunden, bis das Ergebnis auch bei dem Patienten vorliegt - „es kann aber bei einem sehr hohen Probenaufkommen auch bis zu 48 Stunden dauern.“ (dpa/pg)